Mittwoch, 26. Juni 2013

 Fahrtag Geiranger - Kristiansund, 219 Kilometer, bedeckt bei 16 Grad

Drei Norwegen-Höhepunkte an einem Tag
 

Man hätte als Überschrift auch wählen können: "Viele Aussichten, viele Kehren, viele Brücken, viel Wasser".

Vom Ort Geiranger kommt man nur wieder weg, wenn man klettern kann wie eine Bergziege. Entweder muß man nämlich nach Süden steil hinauf auf dem Weg, den wir gestern mit heißen Bremsbelägen hinunter gekommen waren. Oder aber man fährt Richtung Norden und wagt sich die Serpentinen der Adlerstraße hinauf. Wenn man die zehnte Kehre geschafft hat und mehr oder weniger Glück hatte - je nachdem wie stark oder groß der Gegenverkehr war - dann kann man auf dem Parkstreifen kurz verschnaufen und die Aussicht auf den Geirangerfjord genießen.

 

 Wir waren zufällig mit Ute und Fritz auf diesem spektakulären Aussichtspunkt und freuten uns, daß wir noch ein paar Fotos machen konnten, bevor immer mehr Nebel aufzog und die Sicht auf die Kreuzfahrtschiffe und diese abenteuerliche Straße verschleierte.

 

Aber dies sollte nicht die einzige Aussichtsplattform bleiben, auf die wir uns an diesem Tag wagten. Oberhalb der weltberühmten Trollstigen ragen zwei sensationell platzierte Stege ins bodenlose Nichts.

 

Die "Trollleiter" ist eine Kultstraße, die 1936 nach achtjähriger Bauzeit fertig gestellt wurde. Jeder Norwegenfahrer muß sie mindestens einmal erklommen oder hinabgefahren sein. Elf Haarnadelkurven auf meist einspuriger Strecke mit heftiger Steigung lassen den Adrenalinspiegel ansteigen.

 

Hinzu kommt, daß man nie genau weiß, wie nah man dem Abgrund schon ist, wenn man mal wieder einem der vielen Wohnmobile oder gar einem Reisebus ausweichen muß. Außerdem donnern direkt neben dem schmalen Sträßchen einige tosende Wasserfälle hinab. Alles in allem nichts für schwache Nerven!

 

Wasser sahen wir heute in jeder Form. Überall rinnt es aus den Bergen. Zwei Fjorde mußten wir auf Fähren überqueren und zuletzt hatten wir auch noch als dritten Höhepunkt des Tages den Genuß, die Atlantikstraße durch die norwegische Schärenwelt zu befahren. Dieser "Atlanterhavsveien", wie die Norweger den Verbindungsweg über 17 Inseln nennen, führt über acht Brücken, die sich von steinigem Ufer zu Ufer winden.

 

Und eins muß man den Norwegern ja lassen: Brücken bauen, das können sie!

 

Aber sie haben auch andere Ideen, um das viele Wasser zu überqueren, das dieses Land so prägt. Seit Dezember 2009 ist ein Tunnel fertig gestellt, der auf knapp sechs Kilometern Länge die Stadt Kristiansund mit der Insel Averøy verbindet. Dabei geht es mit einem Gefälle von 9% steil bergab hinunter unter dem Meer hindurch. Wenn man einmal auf dem Meeresgrund angekommen ist, fühlt man sich wie in einem Science Fiction bevor man ebenso steil wieder hinaufsteigen muß.

 

Am anderen Ende spuckt einen der Tunnel in Kristiansund wieder aus und genau da bleiben wir für heute Nacht. Man fühlt sich wie ein Schiffbrüchiger, den Strömung und Wellen an den Strand gespült haben und der zu erschöpft ist, um aufzustehen. Auch wir müssen diese Flut an Eindrücken der letzten Tage erst einmal verarbeiten....

Zur heutigen Fahrerbesprechung konnten wir mit einem Glas Wein auf das Erreichen des nördlichsten Punktes unserer Reise anstoßen. Von jetzt ab geht's bergab!


 

 

 

Nach oben