Es ist Herbstzeit, das letzte Viertel des Jahres 2011 hat heute begonnen, die Blätter verfärben sich langsam und die Winzer fahren ihre Ernte ein. Das Wetter fühlt sich allerdings eher an wie Sommerferien. Auf den Neckarwiesen direkt vor unserer Womotür liegen die Heidelberger kollektiv in der heißen Sonne und schleppen Grill und Holzkohle samt Kühltaschen ans Ufer.
Uns zog es wieder auf die Wanderwege in den Odenwald. Gestern am Ende einer anstrengenden Wanderung (die hauptsächlich deshalb anstrengend wurde, weil wir uns zweimal verlaufen haben) gab Kathrin für den heutigen Samstag die Parole „Ruhetag" aus. Ihr schwebte ein Tag vorwiegend in waagerechter Position vor, auf dem Liegestuhl am Neckarufer immer im Wechsel ein Tässchen Tee oder ein Kaltgetränk in der Hand und ein Buch vor der Nase.
Nach einer geruhsamen Nacht waren die Strapazen des Aufstiegs zum Königstuhl aber vergessen und der Wald auf der Nordseite Heidelbergs lockte mit wunderschöner Laubfärbung zu einem kleinen Ausflug. In der Wanderkarte war der Philosophenweg eingezeichnet, der sich am Hang entlang windet und dessen Begehung nach einem Spaziergang aussah.
Oberhalb des zunächst noch geteerten Weges liegen Gärten mit Weinstöcken und Obstbäumen. Auch die Hobby-Winzer nutzten diesen goldenen Oktobertag zur Lese und luden uns ein, die altertümlich anmutende Beerenpresse zu betätigen. Man kam ins Politisieren und schnell machte das Wort die Runde, daß man nun, da die Atomkraftwerke abgeschaltet würden, eben wieder wie die alten Römer - von Hand - arbeiten müsse. Pressen wollten wir gern, für den angebotenen Wein schien es uns allerdings noch zu früh. |