Davon geht die Welt nicht unter. Sieht man sie manchmal auch grau.
Einmal wird sie wieder bunter. Einmal wird sie wieder himmelblau.
(Zarah Leander)
Was in der Schlagerwelt gilt, gilt auch für das reale Australien. Wir hatten heute eine bunte Mischung, was das Wetter angeht und dementsprechend breit war die Farbpalette. Je nachdem, zu welcher Uhrzeit der Wecker geklingelt hatte, je nachdem, wann jeder so losgefahren war, erwischten uns die Regenwolken an einer anderen Stelle der Etappe.
Das erste Zwischenziel war die alte Seebrücke von Beachport. Schon 1882 wurde diese 1,2 Kilometer lange Jetty gebaut, damit auch größere Schiffe unbeschadet den Hafen ansteuern konnten. Heute ist sie zwar kürzer, weil die See ihren Tribut fordert aber immer noch ganz schön lang.
Auf dem berühmten Bowman Drive fuhren wir von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt und bedauerten es etwas,
daß der Himmel mehr grau als blau war.
Dafür kamen wir der sagenhaften Brandung sehr nahe.
Die Umgebung wurde sogar grauer und grauer, als wir entlang der faszinierenden Baumreihen, die in Australien so typisch sind im Straßenverkehr, wieder ins Landesinnere fuhren.
Dann erreichten wir „The Blue Lake“. Im Winter ist das Wasser grau und erst Anfang November, wenn die Luft milder wird und das kalkhaltige Wasser erwärmt, kommt es innerhalb weniger Tage zu einem dramatischen Farbwechsel. Die bei niedrigeren Temperaturen gelösten Kalziumkarbonate kristallisieren und setzen sich ab. Diese Mikrokristalle streuen die blauen Wellenlängen aus dem Sonnenlicht heraus. Von oben ein spektakulärer Anblick......wenn denn die grauen Wolken der Sonne die Chance geboten hätten, ihr Licht auf den See zu schicken. Aber auch so nicht schlecht, oder?
An dieser Stelle hatten manche aus unserer Gruppe mehr Glück als andere. Die Spannweite ging von Regen, über drohenden Regen mit tiefhängenden Wolken bis zu aufklarendem Himmel nach dem Niederschlag und heiterem Frühlingswetter. So blieb es den ganzen Tag über wechselhaft und jeder kam mit einer anderen Fotoausbeute ins Ziel. In der Discovery Bay schüttete es bei manchen wie aus Kübeln, während die Langschläfer hier strahlender Sonne belohnt wurden.
Wenn man am Nelson Beach die Dünen durchquert hatte, wurde man von weißen Stränden an türkisblauem Wasser gegrüßt.
Weiter ging die Fahrt zum Cape Bridgewater. Ein wild umtostes Kap, das Angelika und Gebhard im Starkregen erlebten, so daß sie froh waren, sich im Wohnmobil von Kopf bis Fuß umziehen und einen heißen Tee bereiten zu können. Andere mußten sich zwar auch gegen den heftigen Wind schützen aber gleichzeitig gegen die grelle Sonne.
Verschiedene Wanderwege boten sich hier an. Der Petrified Forest ist ein versteinerter Wald, der majestätisch oberhalb der Klippen "wächst".
Die Natur ringt uns immer wieder Bewunderung für ihre Kunstwerke ab.
Eine besonders schöne Aussicht hatte man vom Blowholes Lookout. Hier nimmt das Meer praktisch Anlauf, zieht sich etwas zurück, um dann mit ganz besonderer Wucht die Wellen an die Klippen zu schleudern. Bei Flut pressen sie Wasser durch enge Löcher, das dann in die Höhe schießt wie die Fontäne eines Wales.
Kurz vor dem Ziel in Portland bot sich eine letzte lohnende Besichtigung. Am Cape Nelson balanciert 50 Meter über dem Southern Ocean ein Leuchtturm, der die Seeleute vor den Untiefen der Bass Strait warnt. Claudia erwischte ihn noch bei sonnigem Wetter, während sich bei Theresia bereits wieder graue Ungetüme am Himmel zusammen ballten.
Es ist November im frühlingshaften Australien. In Europa würde man wahrscheinlich sagen „Der April macht, was er will.“ Reimt sich auf November natürlich nicht so gut.....
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