Sonntag, 02. Juni  2019


Wir sind gerade in Seward

Ein Tag zum Götter zeugen

Wir haben schon viele gemeinsame Aktivitäten erleben dürfen auf dieser Traumreise durch Kanada und Alaska. Jedes Mal waren wir vom Glück verfolgt und von der Sonne geküßt. So erging es uns auch heute bei der Schiffstour durch den Kenai Fjords Nationalpark.
 
 
Nach bequemem Shuttle vom Campingplatz in den Hafen hieß es schon bald: „Alle Mann an Bord!“ Kaum hatte das Schiff abgelegt, wurde die Bar eröffnet und unsere Gruppe war wie immer bester Stimmung.
 
 
Einige gemütlich auf dem Rücken treibende Seeotter beobachteten das Ganze mit stoischer Gelassenheit.
 
 
Wir brauchten es uns gar nicht weiter gemütlich zu machen, denn der Kapitän rief bald alle an Deck, als wir mitten in einen Schwarm Orcas gerieten.
 
 
Diese Killerwale schienen auf spielerische Weise ihrer Futtersuche nachzugehen. Überall um uns herum tauchten sie auf und im großen Bogen wieder ab.
 
 
Und dann wurden auch noch die richtig großen Exemplare gesichtet. Der Kapitän verkündete: „Buckwale auf 12 Uhr!“ Sie konnten direkt vor uns gut an ihrer ausgeblasenen Fontäne erkannt werden.
 
 
Wir schauten und schauten und schossen viele Fotos. Die meisten zeigten hinterher bloß eine leicht gekräuselte Wasseroberfläche. Die riesigen Meeressäuger sind nämlich so schnell, daß man Mühe hat, im richtigen Moment auf den Auslöser zu drücken. Als sich dann nach und nach die Wale mit ihrer Schwanzflosse verabschiedeten, war klar, daß die Show nun vorüber war.
 
 
Der Kapitän erklärte, daß das Zeigen der Flosse den Tauchvorgang einläutet. Hatte man vorher stets den gekrümmten Rücken gesehen, weil die Tiere im steten Auf und Ab immer nur ein Stückchen oberhalb der Wasseroberfläche erschienen, sieht man die Flosse oder auch Fluke, wenn die Wale wieder in der Tiefe verschwinden wollen. 
 
Nach dieser Ankündigung drehten sich die meisten Zuschauen um und wollten sich wieder ins Innere begeben, als unverhofft ein Raunen durch die Menge ging, ein Aufschrei gefolgt von einem großen Platsch. Einer der Buckelwale war in Stimmung für eine Zugabe und schraubte sich vollständig aus dem Wasser. Wie ein solcher Riese sein Körpergewicht in die Luft hieven kann, ist ein Rätsel. Ronald schaffte es, geistesgegenwärtig seine Kamera doch noch hochzureißen und so gelang ihm das Bild des Tages - das WOW der Woche.
 
 
Danach winkte der Buckelwal ein letztes Mal mit seiner Flosse und verabschiedete sich mit großer Geste von uns.
 
 
Durch eine Felsritze konnten wir alsbald unser nächstes Ziel erspähen. Als ob Otter, Wale und Orcas nicht schon für genügend Fotomotive gesorgt hätten, steuerte der Kapitän nun auf einen großen Gletscher zu.
 
 

Beim Anblick dieser unberührten strahlend schönen Natur waren alle ganz aufgekratzt und dankbar, bei dieser Reise dabei zu sein. 

Man kann noch so viele Filme anschauen, diese Erlebnisse hautnah zu spüren, das kann man nicht vom Sofa aus simulieren. 

 
Der Holgate Gletscher zeigte sich in voller Pracht. Ganz nah wagte sich der Kapitän heran an dieses blaue Meisterwerk der Natur.
 
 
Aber doch nicht zu nah, als daß er sein Schiff und seine Passagiere in Gefahr gebracht hätte. Hier muß man nämlich ständig damit rechnen, daß der Eisberg kalbt und sich eine Flutwelle bildet. Wir hatten tatsächlich das Glück, ein Knacken zu hören, bevor sich ein großer Eisbrocken löste und krachend ins Meer stürzte.
 

Die Vorstellung, vor wie unendlich langer Zeit dieses Eis wohlmöglich entstanden ist und nun nach dem Abbrechen vom Gletscher vor uns im Wasser treibt, ist unbeschreiblich. Die Robben machen sich solche philosophischen Gedanken wahrscheinlich nicht, sondern treiben wie auf einer Luftmatratze auf der Scholle.
 
 
Auch die Vogelinseln, die wir auf dem Rückweg ansteuerten, boten weitere Fotomotive und Grund zu unbeschreiblicher Freude über diesen gelungenen Tag. Unsere harmonische liebenswerte Gruppe hat im Team heute mehr Freude in der Summe empfunden als wenn jeder für sich allein unterwegs gewesen wäre. Denn Freude ist das, was sich vermehrt, wenn man es teilt.
 



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