Sonntag, 02. Juli  2017
Wir sind gerade in Cache Creek

Tag 51 / Fahretappe 36: Prince George - Cache Creek 447 Kilometer

 

Es gibt immer - absolut immer - einen Grund, dankbar zu sein. Finde ihn! 

 

Da müssen wir heute gar nicht lange suchen. Wir hatten wieder einmal verdammtes Glück auch wenn es den stundenlang bei 32 Grad C in der Sonne schmorenden Kuga-Reisenden vielleicht nicht auf Anhieb so erschien.

 

Doch der Reihe nach! Gestern hatten wir geschrieben, daß es nicht so wirklich viele Fotomotive und Möglichkeiten für Abstecher auf der Strecke gab. Wenn Schorsch uns nicht seine Elchmutter serviert hätte, hätten wir als Tages-Résumé schreiben müssen: 

"Viele Bäume, ländliche Räume, von Fotos ich träume..."

 

Um ehrlich zu sein, sehr viel anders sah es heute auch nicht aus - obwohl sich die Landschaft gegen Ende immer mehr herausputzte. So sahen wir: "Viele Bäume".......auf autobahnähnlich ausgebauten Straßen.

 

 

Und "ländliche Räume" vor einem doch recht interessanten Hintergrund.

 

 

Von weiteren Fotos "träumen" wir nun aber nicht mehr, sondern davon, daß unsere Tour-Teilnehmer endlich ins Ziel kommen und diesen langen Fahr-Tag beenden dürfen. Was war geschehen? 

 

Wir Reiseleiter waren wieder früh gestartet und flott über den Highway gerollt. Da wir wissen, daß die morgige Etappe landschaftlich ausgesprochen reizvoll sein wird, konnten wir uns auch an den vielen Feldern und Wäldern freuen. Die guten Straßen luden zum Gas geben geradezu ein. Und das war wahrscheinlich genau das Problem.

 

Sobald wir auf dem Campingplatz angekommen waren, kamen auch Klaus und Maria dazu und verkündeten schlechte Nachrichten. Relativ kurz nachdem sich ein Crash ereignet hatte, war Klaus noch an der Unfallstelle vorbei geschlüpft. Der Krankenwagen traf bereits ein und einige PKWs standen am Straßenrand, die Polizei war aber noch nicht vor Ort und so konnte das Wohnmobil frei passieren.

 

Wenig später war die komplette Straße gesperrt und sollte über Stunden in diesem Zustand bleiben. Es hatte einen Toten gegeben und so waren Spezialisten angefordert worden, die den Unfallhergang dokumentieren mußten. Großes Pech für die übrigen acht Wohnmobil-Besatzungen, die hinter diesem Punkt gefangen waren. 

 

Oder großes Glück? Was wäre gewesen, wenn einer aus unserer Gruppe in den Unfall verwickelt wäre? Nicht auszudenken! Wir kommunizierten per SMS mit mehreren aus der Gruppe und waren beruhigt zu lesen, daß es allen gut ging. Von dieser Seite der Straßensperre konnten wir absolut nichts machen als warten. Die Polizei sprach von 6-8 Stunden.

 

 

Immerhin hatten unsere Leute einen Kühlschrank an Bord, ein Wohnmobil, in dem sie sich ausstrecken konnten und vom Unglücksort bis zum Ziel waren es nur noch gut 20 Kilometer zu fahren......wenn denn die Sperre jemals aufgehoben würde. Die Alternative wäre ein Umweg von 300 Kilometern gewesen. In Kanada gibt es eben nicht sehr viele Straßen!   

 

Nun könnte man wieder schimpfen und sich ärgern, daß es so knapp vor Erreichen des Ziels passiert war. "Hätte ja nicht mehr sein müssen!" Man konnte es aber auch positiv sehen und sich freuen, daß der Zwangs-Stopp nicht schon zu Beginn dieser an sich schon langen Etappe passiert war. 

 

Wir Reiseleiter hatten schon mehrfach bei den Fahrerbesprechungen inne gehalten und uns dankbar gezeigt, daß alle heil im Ziel waren und niemand ernsthaft krank geworden war. Direkt neben Adalbert war vor ein paar Tagen ein großes Fahrzeug beim Überholvorgang ins Schlingern geraten, weil ein Reifen platzte. Auch das hätte böse enden können. Wir sind inzwischen 10.870 Kilometer gefahren - multipliziert mit zehn Fahrzeugen ergibt das eine Kilometerleistung von weit über 100.000 Kilometern. Was hätte auf jedem einzelnen dieser Kilometer alles passieren können in nunmehr 51 Tagen.

 

Daher sagen wir an dieser Stelle unserem Schicksal einfach einmal DANKE!

 

Morgen geht's zurück nach Vancouver und bis dahin sind die Stunden sinnlosen Wartens mit Sicherheit vergessen. Die Unfall-Opfer würden sicherlich mit Handkuss warten, wenn sie die Uhr zurückdrehen könnten......

 

Danke für so viel Glück!

 

Kleiner Nachtrag: 

Um kurz vor 21 Uhr erschienen lauter tiefenentspannte Tour-Teilnehmer und parkten ruckzuck vergnügt auf dem Campingplatz ein. Wir hatten lange Gesichter und genervte Mitreisende erwartet. Weit gefehlt! 

Alle sprachen genau die Worte aus, die wir selbst gedacht und oben im Text geschrieben hatten. Alle waren dankbar, daß sie verschont geblieben waren. Die Wartezeit hatten sie im Schatten der Mobile verbracht, hatten gespeist und getrunken, gelacht und miteinander Spaß gehabt.

 

 

Wir haben es schon mehrfach geschrieben - wir schreiben es gern noch einmal: Diese Gruppe ist ein Genuß für jeden Reiseleiter! Toll, daß wir das erleben dürfen!


zurück zum Reisebericht "Kanada-Alaska 2017" ⇒ 

 

 

Nach oben