Windhoek - Sesriem: 335 Kilometer
Auf dem Weg in die Wüste
Vor der heutigen Fahretappe hatten wir alle mächtig Respekt: Wir Reiseleiter, weil wir haargenau wußten, was auf uns zukommt und wie viele Reifen auf über 300 Kilometer Schotter platzen können und die Tour-Teilnehmer, weil Hans-Hermann sie gründlich eingestimmt hatte auf die Gefahren von zu viel Gas auf der Piste und alle gebeten hatte, so zu fahren, daß kein einzelnes Auto die Nachhut bildet, damit immer mindestens zwei Teams sich gegenseitig helfen können in der Einsamkeit der Wüste.
Kein Wunder, daß überall weit vor Sonnenaufgang der Wecker klingelte und beim ersten Tageslicht losgefahren wurde. Es kam, wie erwartet: Nach wenigen Kilometern endete aus dem Nichts heraus die Teerstraße und ab da gab es nur noch Sand, Steine, Schotter und nichts als menschenleere Ödnis.
Wenn man hier eine Reifenpanne hat und kein Ersatzrad dabei, dann ist man ganz schön aufgeschmissen. Weit und breit keine Zivilisation! Es fährt kein Bus, keine Bahn und per Anhalter kommt man wahrscheinlich auch erst am nächsten Tag weiter.
Doch wenn man glaubte, dies könnte ein langweiliger Fahrtag werden und unseren Lesern würden wir im Bericht nur Fotos von geraden Straßen im Nirgendwo zeigen, dann kam man plötzlich und unvermittelt auf 1877 Metern Höhe auf den Gamsbergpass. Was für eine Landschaft!
Die Fahrer mußten zwar beide Hände fest am Steuer und die Augen auf die Piste gerichtet halten aber die Beifahrer - sofern sie schwindelfrei waren und den Abgrund zu ihrer Linken nicht fürchteten (bei rechts gesteuertem Fahrzeug) - konnten herrliche Ausblicke auf die Hakosberge genießen.
Die Kurven mußten immer mit Bedacht gefahren werden, denn nicht selten stand plötzlich eine Kuh am Straßenrand und war wahrscheinlich genauso verblüfft wie wir über dieses Treffen, denn allzu viel Verkehr herrscht hier nicht in den Bergen.
Und damit es uns nun auch wirklich nicht langweilig wird, hatte das Schicksal einen weiteren Pass eingestreut auf unserem Weg nach Sesriem. Wir fuhren über viele Kurven hinab bis in das steinige, trockene Flußbett des Gaub Canyons.
Über "Stock und Stein", wie man so schön sagt, ging unsere Fahrt durch die Trockenheit Namibias. Wir könnten hundert Fotos zeigen von dieser Etappe, weil wir die Landschaft so fasziniert und ganz und gar nicht eintönig finden. Allerdings wurde dem Fahrer einiges an Konzentration und Fahrvermögen abverlangt. Besonders die regelmäßig wiederkehrenden Senken mußten mit Gefühl durchfahren werden, damit das Wohnmobil nicht plötzlich mit allen vier Rädern in der Luft schwebt.
Nach mehr als fünf Stunden kamen langsam die Naukluftberge in Sicht und auch die ersten Dünen zeigten sich in der Ferne.
Springböcke begleiteten uns manchmal in rasendem Tempo am Straßenrand, auch ein Oryx stolzierte majestätisch über den Weg. Wir sind eben in Afrika!
Nachdem wir in unserem Camp in der Wüste angekommen waren, organisierten wir bei über 40 Grad für alle Tour-Teilnehmer Schattenplätze und atmeten dann erleichtert auf, als die Fahrzeuge nach und nach anrollten. Tatsächlich hatte es - wie erwartet - eine Reifenpanne gegeben und tatsächlich war sie nur mit Hilfe der Gruppe zu bewältigen gewesen. Unserem Willi hatte es nämlich zwei Reifen auf einen Schlag zerfetzt und so konnte er sich glücklich schätzen, ein zweites Reserverad und viele helfende Hände von den anderen zu bekommen.
Grund genug, am Abend nach einem Sprung in den erfrischenden Pool, mit allen bei ein paar Gläsern Wein zusammen zu sitzen und den Tag Revue passieren zu lassen.
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