Tag 23 / Fahretappe 16: Muncho Lake (British Columbia) - Watson Lake (Yukon) 264 Kilometer
Ein Eichhörnchen, ein Fuchs, ein Elch, vier Schwarzbären, sechs Bisons........
......und verwunschene heiße Quellen -
das ist die Bilanz von heute.
Nachdem wir auf der letzten Etappe vergeblich nach ihnen Ausschau gehalten hatten, kündigte ein Schild am Highway erneut Bisons an und wir erwarteten nach jeder Kurve, plötzlich eine Vollbremsung machen zu müssen, um solch einem Bullen auszuweichen.
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Doch dazu kam es glücklicherweise nicht. Stattdessen wurde unsere Aufmerksamkeit abgelenkt von einem hübschen Elch im morgendlichen Dunst.
Barbara & Peter spendierten später noch zwei weitere Elchfotos für unseren Tagesbericht. Sie hatten ihn tatsächlich mitten auf dem Alaska Highway angetroffen.
Wir waren gerade einmal 60 Kilometer gefahren, da gab es im Roadbook die erste Empfehlung für einen Zwischenstopp. Die Liard River Hotspings luden zum Baden ein. Um zu dem Natur-Pool zu gelangen, mußten wir etwa 500 Meter auf einem Holzsteg über warme Sümpfe laufen. Auch dies war ganz wunderbares Elchgebiet. Ein Ranger wies uns darauf hin, daß er gerade ein Elchpärchen im Sumpf gesehen hätte, so daß wir natürlich besonders aufmerksam zu der frühen Morgenstunde durch den Wald schlichen.
Bald kamen wir zum Eingang des dampfenden Quellbeckens. Durch die Wärme, die das Wasser ausstrahlt, wuchert rings herum die Vegetation üppig.
Kaum zu glauben! Wir fühlten uns wie in einem Zauberwald. Am Morgen hatten wir bei 8 Grad Innentemperatur im Wohnmobil die Heizung angeschmissen. Kurz zuvor waren wir bei der Anfahrt wieder einem Schwarzbären begegnet und jetzt standen wir vor einer dampfenden Oase, in der man bei 40 Grad Badetemperatur vergessen konnte, daß wir schon kurz vor Alaska sind.
Das heiße Quellwasser sprudelt mit 120 Litern pro Sekunde (!) durch den porösen Kalkstein und löst dabei Calzium und andere Mineralien. Diese reagieren an der Luft und lagern sich als hartes Tuffgestein an der Oberfläche ab. Dadurch hat sich ein Wasserfall gebildet, an dem die verschiedensten kleinen Pflanzen gedeihen: Die hängenden Gärten.
Wir waren ganz fasziniert von diesem verwunschenen Fleckchen Erde und viele unserer Tour-Teilnehmer genossen die wohltuende Wirkung des heißen Wassers. Schwer war es bloß, irgendwann wieder hinaus zu steigen aus dem klaren Alphapool, um die Fahr-Etappe fortzusetzen.
Dafür wurden sie dann allerdings mit einem Bison-Treffen belohnt. Und wo einer war, da waren plötzlich ganz viele. Man konnte immer wieder anhalten und die gewaltigen Tiere aus der Nähe beobachten.
Die Bären entlang der Straße konnten wir gar nicht mehr alle fotografieren. Einige waren allerdings richtige Teddys. Elisabeth & Hajo und auch unsere Schweizer hatten sogar ein ganz besonderes Erlebnis, denn sie trafen auf Fuchsjunge, die wohl auf die Heimkehr der Mutter warteten. Danke, daß Ihr alle unsere Berichte immer wieder mit Euren Fotos bereichert!
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Kurz vor dem heutigen Tagesziel erreichten wir das Territorium Yukon.
38.000 Menschen leben hier auf einer Fläche 11 x so groß wie die Schweiz oder anders gesagt:
Deutschland hat nur knapp 3/4 der Fläche wie Yukon mit einer Einwohnerzahl wie Buchholz in der Nordheide, Haltern am See oder Schwäbisch Hall. Unvorstellbar diese Weite und Menschenleere.
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Noch unvorstellbarer, daß wiederum 3/4 der Gesamtbevölkerung Yukons in der Hauptstadt Whitehorse wohnt, wo uns der Weg morgen hinführen wird. Heute Nacht schlafen wir in Watson Lake, einem kleinen Kaff, das aber Weltruhm erlangte für seinen Schilderwald. 1942 hatte nämlich ein Soldat, der beim Bau des Alaska Highways beschäftigt war, aus Heimweh ein Schild mit Entfernungsangabe zu seinem Heimatort hier aufgestellt. Seither wächst und gedeiht dieser Wald Tag für Tag.
Man findet Ortsangaben aus der ganzen Welt und auch wenn wir kein neues Schild aufgehängt haben, so ließ sich doch ein Plätzchen finden, wo wir zumindest einen Kuga-Aufkleber anbringen konnten.
Wer immer demnächst mal in den hohen Norden in die kanadische Provinz Yukon kommt, sollte seine Augen offen halten, um zwischen den inzwischen 85.000 Schildern die Kuga-Windrose zu entdecken. Seht Ihr sie?
Die zweite Attraktion in Watson Lake ist das Northern Light Center, eine Art Planetarium, das das Phänomen der hier in der Nähe des Polarkreises erscheinenden Nordlichter erklärt. Faszinierende grüne Schleier am Himmel, die wie Boten einer fremden Galaxie wirken.
Jetzt im Juni sind die Tage allerdings so lang, daß wir meist zu Bett gehen, wenn die Sonne noch gar nicht untergegangen ist. Auch wenn Kurt & Gisela mit allen Reisegefährten heute ihren 56. Hochzeitstag gefeiert und so manches Fläschchen ausgeschenkt haben. So bleibt uns das mystische Nordlicht (außerhalb des Planetariums) leider verborgen.
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