Samstag, 04. August  2018
Wir sind gerade in Luoyang

 

 

Am Drachentor - oder wie man sich im Namen täuschen kann

 

In einer Talkerbe des Yi-Flusses entstand im späten 5. Jahrhundert ein bedeutendes Monument des chinesischen Buddhismus. Man hatte das Gefühl, jeder Chinese müsse einmal im Leben zu den Longmen Grotten pilgern, so gut besucht war die Anlage heute.

 

 

Unvorstellbare Arbeit muß besonders in die „Zehntausend-Buddha-Grotte“ aus dem Jahre 680 geflossen sein, 15.000 kleine vier Zentimeter-Figürchen bedecken die Seitenwände um die Fünfergruppe herum.

 

 

 

Immer wieder führen Treppen zu den einzelnen Höhlen heran, in denen in unterschiedlich gutem Erhaltungsgrad Statuen überlebensgroß sitzen. Über eine steile breite Treppe erreicht man schließlich den absoluten Höhepunkt dieser Tempelanlage.

 

 

Plötzlich steht man zu Füßen eines 17 Meter hohen Buddhas, der von seinem Gefolge eingerahmt und von himmlischen Wächtern beschützt wird.

 

 

Im Jahr 675 wurde diese Grotte fertig gestellt, die der Tang-Kaiser Gaozong und seine Hauptfrau

Kaiserin Wu 20 Jahre zuvor in Auftrag gegeben hatten, um gutes Karma im Hinblick auf die spätere

Wiedergeburt zu erlangen. Eine unfaßbar feine bildhauerische Arbeit!

 

 

Um einen Gesamteindruck der berühmten Longmen Grotten zu bekommen, begaben wir uns aufs Ostufer. Wie eine Ameisenstraße wirkten die vielen Menschen. Ein beeindruckendes Monument!

 

 

Letztlich klärte sich auch die Bedeutung des Namens. Diese Talkerbe im Fluß heißt Drachentor. Drache heißt auf Chinesisch „long“ und Tor heißt „men“. Wir dachten unwillkürlich an die langen Männer, die überall in den Höhlen stehen. Aber Longmen ist eben nicht Englisch, sondern Landessprache. 

 

Eine weitere Sehenswürdigkeit 70 km entfernt von Luoyang ist das berühmte Shaolin-Kloster. 

 

Es wurde im Jahr 495 gegründet und entwickelte sich bald zu einem internationalen Zentrum der Kungfu-Bewegung.

Schon am Eingang stach uns ein Plakat voller Mönche ins Auge, die ganz offensichtlich gut trainiert waren in der waffenlosen Kampfkunst.

Unter diesen historischen Dächern soll zudem der indische Mönch Bodhidharma den Zen-Buddhismus erfunden haben.

Am Eingangstor wachen zwei schaurige Figuren darüber, daß nur Menschen mit reinen Gedanken die Klosteranlage betreten.

Ob sie wohl unsere auf Deutsch geäußerten Gedanken verstehen konnten? Vor unserem geistigen Auge schwebte nämlich unverrückbar ein bayerisches Kloster mit hauseigener Brauerei und Biergarten.

Ein Königreich für ein eiskaltes frisch gezapftes Helles!

Wobei die Chinesen alles lauwarm trinken, da sie der Meinung sind, Kaltgetränke schaden dem Magen.

In der chinesischen Mythologie hat alles seine ausgeprägte Bedeutung. Die Dächer werden ebenfalls vor bösen Geistern geschützt durch Fabelwesen an allen Seiten.

Auch wir versuchten es mit ein bißchen Aberglauben, was aber prompt schief ging. Brigitte zündete eine Handvoll Räucherstäbchen an und wünschte sich ein paar echte Shaolin-Mönche herbei. Angeblich sollen sie überall in der Anlage wohnen und trainieren. Leider zeigten sie sich nicht. Stattdessen wurden wir immer wieder von ganzen Buben-Gruppen als Langnasen bestaunt und mit Handys im Bild festgehalten. Wir sind für sie mindestens ebenso exotisch wie es für uns eine trainierende Shaolin-Klasse gewesen wäre.


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