Donnerstag, 05. Juli  2018
Wir sind gerade im Khustayn Nationalpark

 

 

Wohnen mit dem Steppenwolf

 

Diese fast an Hermann Hesse erinnernde Überschrift hatte sich Jürgen erbeten, der zusammen mit seiner Carmen gestern als einziger aus der Gruppe bei einer Wanderung einen Wolf gesehen hatte.

Zwar aus großer Entfernung aber von einer Rangerin offiziell als Steppenwolf bestätigt, denn er hatte es geschafft, im entscheidenden Moment auf den Auslöser zu drücken und ein Beweisfoto zu schießen.

 

Da wir mit unseren Reisemobilen die grandiose Freiheit besitzen, in derselben Landschaft zu wohnen, in der auch der Steppenwolf zuhause ist, schien ihm die Überschrift mehr als passend. Weil Jürgen neben Tomi auch den Großteil der Fotos für diesen Bericht geliefert hat, sind wir seinem Vorschlag nur zu gern gefolgt. Die Reiseleitung war heute mit Abrechnung und Planung beschäftigt, so daß es wenig bis gar keine Bilder gegeben hätte, wenn wir uns nicht auf unsere Außendienstmitarbeiter verlassen könnten.

 

Angesteckt vom Jagdinstinkt machten sich heute Morgen nämlich beim ersten Tageslicht acht wackere Gruppenmitglieder auf den Weg in die Berge mitsamt mongolischem Fahrer und unserer Tschimge als Dolmetscherin.

 

 

Das Safari-Oktett war so früh unterwegs, daß der Mond noch am Himmel stand, als die Raubvögel schon ihre Kreise zogen auf der Suche nach der ersten Mahlzeit des Tages.

 

 

Bis auf 1700 Meter Höhe brachte der geländegängige „Russenbus“ die Naturliebhaber. Hier konnte man Weite tanken. Goethe tat 1775 auf dem Rigi über dem Vierwaldstättersee auf einer ähnlichen Höhe den schönen und berühmt gewordenen Ausspruch „Rings die Herrlichkeit der Welt!“.

 

 

Wir Berichterstatter wissen zwar, was von Goethe überliefert ist, können aber nur mutmaßen, daß unsere Gruppe ähnlich empfunden hat. Immerhin sprechen die Fotos für sich.

 

 

Und von so hoch oben konnte man sogar zusehen, wie der Hase fast zum breakfast-to-go

für den Adler geworden wäre.

 

 

Der Husdai Nationalpark ist bekannt für seine idealen Bedingungen für vogelkundliche Beobachtungen. Mit seinem Teleobjektiv gelang es Jürgen, zu dokumentieren, daß nicht nur Hasen als Frühstück dienen, sondern auch kleinere Vertreter der Nahrungskette. Tomi wiederum gelang es, zu dokumentieren, mit welchem langen Rüssel die Menschenmänner Vogelfotos aufsaugen sowie seinerseits tolle Schnappschüsse der Tierwelt zu schießen. Die Jungs müssen richtig Spaß gehabt haben da oben in der Steinsteppe des Nationalparks.

 

 

Stets sind die ersten Stunden des Tages die besten für Tierbeobachtungen. Wobei sich immer die Frage stellt, wer beobachtet hier wen? Die Hirsche hielten nur sehr kurz inne, warfen einen Blick auf die ungewohnte Gesellschaft und nahmen dann Reißaus.

 

 

Besonders berühmt ist der Hustai Nationalpark für seine Przewalski-Pferde. Diese Wildpferdrasse war in freier Natur bereits ausgestorben. Da zum Ende des 19. Jahrhunderts kleine Gruppen an Zoos verkauft worden waren, gelang es, sie wieder auszuwildern. So makaber es klingt aber der Erhalt dieser Rasse konnte nur gesichert werden, weil zuvor einige Exemplare für Tierparks eingefangen worden waren. 

 

 

Unser Expeditionsteam hatte sich einen guten Ausguck gesucht, um die kleinen hellen Wildpferde in den Morgenstunden zu bestaunen. Im Laufe des Tages ziehen sie sich zurück und machen sich praktisch unsichtbar. Erst gegen Abend erscheinen sie tief im Tal am Fluß wieder, was vom Nationalpark genutzt wird, um Besucher in dieses Gebiet zur Tierbeobachtung zu bringen.

 

 

„Älter werden ist, wie auf einen Berg steigen. Je höher man kommt, umso mehr Kräfte sind verbraucht - aber umso weiter sieht man.“ Dieser Ausspruch von Ingmar Bergmann paßte wie angegossen auf unseren Georg, der gerade heute seinen Geburtstag feierte. Daher mußte man sich irgendwann wieder an den Abstieg wagen, denn im Camp sollte noch eine Party steigen.

 

 

Und wie gewohnt in dieser Gruppe wurde es ein fröhliches Anstoßen und Zuprosten.

 

 

Am Abend stand dann für alle eine Ausfahrt mit Geländebussen auf dem Programm. Es sind zwar „nur“ Pferde aber ihr Anblick begeisterte die Gruppe doch, als sie sich in der zerklüfteten weiten Landschaft auf dem Weg zum Wasser zeigten. So ging wieder ein schöner Tag in den schon mehrfach zitierten „unendlichen Weiten der Mongolei“ zu Ende.

 


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