Freitag, 05. Oktober  2018
Wir sind gerade in Moghdan

 

 

„Das Glück des Lebens......

......besteht nicht darin, wenig oder keine Schwierigkeiten zu haben, sondern sie alle siegreich und glorreich zu überwinden.“

(Carl Hilty)

 

Nicht ungern verlassen wir am Morgen unseren Strand-Stellplatz und begeben uns wieder auf Tour. Einerseits war es herrlich, am Persischen Golf zu stehen. Andererseits war der Wind vollkommen abgeflaut, der den wunderbaren Nachmittag am Strand und die erste Hälfte der Nacht erträglich gemacht hatte. So wachten wir alle auf und fühlten uns wie im eigenen Saft geschmort. Also ab in die Fahrzeuge, Klimaanlage an und weiter geht‘s!

 

Das wichtigste Tagesziel ist die Beschaffung von Diesel. Sirous hatte am Vorabend viele Telefonate geführt, um irgendwie an ein paar hundert Liter Treibstoff für unsere Gruppe zu kommen. Schließlich konnte er den Bürgermeister einer kleiner Hafengemeinde dazu überreden, uns zu helfen. Dazu muß man wissen, daß hier im Süden des Irans jeden Tag unglaubliche Mengen Sprit geschmuggelt werden, was es für Normalbürger im Allgemeinen und Touristen im Besonderen ausgesprochen schwierig macht, zu tanken. Zum vereinbarten Zeitpunkt am vereinbarten Treffpunkt passiert erst einmal gar nichts. Wir stehen geduldig in einer langen Schlange aufgereiht und warten.

 

Stattdessen tanken einige Männer große Tonnen voll, unter denen ihre Ladeflächen fast zusammen brechen. Aus genau solchen Tonnen hatte man uns in Usbekistan mit Diesel versorgt. Ob das Schmuggler sind? Oder Lieferanten, die die Fischerboote an der Küste versorgen?

 

 

Da der Liter nur wenige Cent kostet, im umliegenden Ausland aber für einen Euro verkauft wird, ist die Gewinnspanne so groß, daß die Regierung diesem Handel nicht mehr Herr wird. Eigentlich haben die Tankstellenchefs eigene Tankkarten, mit denen sie uns bisher häufig ausgeholfen hatten. Um so nah an der Grenze den Schmugglern das Handwerk zu erschweren, wurden von oberster Stelle diese Tankkarten eingezogen.

 

 

Auch die durchziehenden LKW-Fahrer haben ein viel geringeres Kontingent zur Verfügung als im Norden Irans. Daher geben sie uns hier nicht mehr so großzügig Diesel ab. Sie diskutieren und diskutieren aber zu guter Letzt will keiner seine Tankkarte rausrücken.

 

 

Daher sind wir dankbar, daß Sirous in zähen Verhandlungen dem Bürgermeister klar machen kann, daß wir Touristen sind und keine Schmuggler. Das Gemeindeoberhaupt wiederum beordert den Tankstellenchef herbei, der am heutigen Freitag - was für Iraner unserem Sonntag entspricht - eine Karte herbeizaubert, die er von Instanzen über ihm freigeben lassen muß. Es dauert ganze drei Stunden, bis alle Gruppenfahrzeuge betankt sind und das bei gefühlt 63° und 120 % Luftfeuchtigkeit.

 

 

Als diese Aktion abgeschlossen ist, lädt die Lendj Werft in Bandar Kong zu einem Besuch ein. Die Holzschiffe werden dort in traditioneller Bauweise restauriert. Wo bekommt man so etwas sonst zu sehen?

 

Wir wollen uns heute ein ganzes Stück an der Küste entlang weiter nach Westen bewegen. Wieder fahren wir durch wüste Gegenden, vorbei an traditionellen Wasserhäusern. Was sind wir froh, daß wir neben einem vollen Dieseltank auch genug Frischwasser gebunkert und kaltes alkoholfreies Bier im Kühlschrank haben.

 

 


So fahren wir entspannt durch die Wüste nur wenige Kilometer von der Küste entfernt.

Die Luft ist schon den ganzen Tag über diesig, die Luftfeuchtigkeit hoch - Waschküchenwetter!

Plötzlich kreuzt eine ganze Kamelherde unseren Weg und erinnert uns wieder einmal daran, daß das Motto der Reise mit den alten Karawanen-Routen zu tun hat.

Am Ende dieser Etappe stoßen wir doch wieder aufs Meer.

Noch einmal wollen wir am Persischen Golf übernachten.

 

 

Der Stellplatz liegt direkt am Strand in einer kleinen Bucht. Hier weht die frische Brise wieder, die uns gestern Nacht abhanden gekommen war. Alle gehen baden und freuen sich über 29° Wassertemperatur Anfang Oktober.

 

 

Bereits von weitem läßt sich beobachten, wenn wieder ein Reisemobil heran rollt. In dieser Ecke des südlichen Irans sind wir fast allein. Die Straße führt verlassen an den Felsen entlang und niemand denkt über die islamische Kleiderordnung nach.

 

 

Schön ist‘s hier. Entspannung pur! Während in der Heimat die Herbststürme wüten, sammeln wir Kräfte für die nächsten Etappen und Stadtbesichtigungen.

 

 

Nicht alle können bei uns sein. Das Reisemobil von Manfred und Barbara zum Beispiel hat einen Schaden an der Hinterachse und konnte von Yazd aus nicht mehr weiter fahren. Nachdem Sirous und Amin im ganzen Iran vergeblich nach einem Ersatzteil für den Sprinter gesucht hatten, nahm das Büro von Abenteuer Osten die Sache in die Hand und bestellte in Deutschland die Teile. Heute Nacht landet ein Bote in Shiraz, der die benötigten Zahnkränze im Gepäck hat. Damit beim Zoll nichts schief geht, hat sich Sirous auf den Weg zum fast 500 Kilometer entfernten Flughafen gemacht, um bei der Einfuhr behilflich zu sein. 

 

Morgen werden wir ihn hoffentlich in Shiraz wiedersehen, denn auch unsere nächste Etappe führt dorthin. Manfred und Barbara sind mittlerweile mit einem Bus angereist, so daß ihnen das Ersatzteil sofort übergeben werden kann. Shiraz war als Einfuhr-Flughafen gewählt worden, da Tim - der junge Bote - dort ein Schnellvisum bei Ankunft bekommt. Auch das muß schließlich alles bedacht werden......

 

So geht wieder ein Tag zu Ende, der uns gezeigt hat, daß man solche Wahnsinns-Sachen wie die Seidenstraßen-Tour nur machen sollte, wenn man fest an Kostyas Wahlspruch glaubt: „Geht nicht, gibt‘s nicht!“


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