Sonntag, 06. Dezember 2015
Wir sind gerade in Paihia

Tag 34 / Fahrtag 18: Orewa - Paihia 211 Kilometer

Von Nikolaus, Friedensreich und Loriot

Kaum zu glauben, daß wir heute den 6. Dezember schreiben. Helga konnte schon am frühen Morgen nicht mehr schlafen, weil die Sonne über dem Meer so prachtvoll aufging und in ihr Wohnmobil-Fenster schien.

Kurzehosenwetter, Sonne satt, Strand und türkisgrünes Wasser, Palmen zur Begrüßung und ein Grillabend mit Draußensitzgarantie - all das paßt nicht so recht zur Adventsstimmung. Trotzdem schlich heute in aller Frühe der Reiseleiter-Nikolaus um die Wohnmobile und verteilte Lindt-Pralinen-Tütchen als Gruß aus der Heimat.

Auch einige Tour-Teilnehmer ließen es sich nehmen, uns wiederum zu überraschen. Ingrid hatte bereits am Vorabend süße Raffaello-Sterne überreicht mit der Bemerkung: "So früh wie Ihr unterwegs seid, da schlafe ich bestimmt noch....". Pia hatte nicht nur einen Geschenkstrumpf, sondern auch eine Rute auf unsere Treppe gelegt (was wir daraus wohl schließen sollen") und Karl war mit seiner Sylvia extra zu einem Chocolatier gefahren, um die schokosüßen Entchen für uns zu besorgen. So feiert man also den Nikolaustag am anderen Ende der Welt!

Was natürlich nicht so richtig nikolausig war, das war unsere Tagesetappe durch hügeliges Farmland und vor allem entlang des weißen Pazifik-Strandes.

Ein weiterer Abstecher führte uns zu den Whangarei Falls. Auf einer kleinen Wanderung durch den Regenwald konnten wir die Wasserfälle von allen Seiten betrachten. 26 Meter stürzen sie sich über eine Basaltklippe und formen dabei einen Vorhang aus Wasser und Gischt.

Und da wir ja auch etwas für unsere Allgemeinbildung tun wollten, legten wir noch einen Stopp an einer Toilette ein........Das war jetzt der Test, ob Ihr aufmerksam lest oder nicht, liebe virtuelle Mitreisende! Jetzt müßte eigentlich ein "Wie bitte? Toilette als Bildungsort?" von Euch kommen!

Ja, in der Tat. Die größte Attraktion des Ortes Kawakawa ist eine öffentliche Toilettenanlage entworfen und der Stadt geschenkt vom Wahl-Neuseeländer Hundertwasser. Der Künstler - mit vollständigem Namen "Friedensreich Regentag Dunkelbunt Hundertwasser" lebte 25 Jahre ganz in der Nähe dieser Stadt und hatte damit kurz vor seinem Tod im Dezember 1999 sein einziges Schaffensobjekt auf der Südhalbkugel eröffnet. Grund genug, uns das benutzbare Kunstwerk einmal genauer anzuschauen.

Und falls nun jemand mit diesem phänomenalen Wissen bei "Wer wird Millionär" die Millionenfrage knackt, dann bitten wir doch sehr um eine kleine Aufwandsentschädigung für diese Fortbildungsmaßnahme. Danke im Voraus!

Da uns so langsam nichts mehr wundert, waren wir einigermaßen gefaßt, als plötzlich ein Zug mitten durch die Hauptstraße fuhr, in der sich diese weltberühmte Bedürfnisanstalt befindet. Bernd zögerte nicht lange und sprang auf.....

Weiter ging die Fahrt durch Berge und Täler und auch an einer kleinen Kirche vorbei, die bereits 1874 errichtet wurde. Für neuseeländische Verhältnisse ist das schon ganz schön alt, denn erst 34 Jahre zuvor hatten einige Vertreter Großbritanniens mit den Maori-Häuptlingen einen Staatsvertrag geschlossen, der das Kiwiland offiziell zur britischen Kolonie machte - die Geburtsstunde des modernen Neuseelands!

Dann rollten wir in Paihia ein. Der kleine lebendige Ort liegt bereits in einer subtropischen Zone und grüßte uns mit Palmen und einem Willkommensschild an der Campingeinfahrt.

Zum abendlichen Meeting wurde dann aber trotz sommerlicher Temperaturen noch einmal des Herrn Nikolaus gedacht. Hubert rezitierte zur Freude aller ein einigermaßen makabres Gedicht von Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow, genannt Loriot, und beeindruckte uns mit der Kapazität seines Gedächtnisses, auch wenn uns bereits der Anfang "Es blaut die Nacht, die Sternlein blinken, Schneeflöckchen leis herniedersinken....." sehr unrealistisch vorkam. Schnee, was ist das? 

So ging wieder eine schöne Etappe zu Ende und morgen werden wir einfach einmal in den Tag hinein leben.....


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