Tag 26 / Fahretappe 18: Whitehorse - Dawson City 550 Kilometer
Auf den Spuren von Jack London
Wir haben es heute wie die Glückssucher um 1900 herum gemacht. Unser Ziel war das sagenumwobene Dawson City und wir sind quasi den Yukon flußabwärts von Whitehorse in die Goldgräberstadt gefahren. Einziger Unterschied war, daß wir in unseren bequemen Wohnmobilen nur etwa 7 Stunden Fahrzeit brauchten, während die Pioniere zum Teil Wochen unterwegs waren und zu guter letzt manchmal doch nicht ankamen.
Das lag unter anderem an den "Five Finger Rapids", die uns natürlich einen Stopp wert waren. Mitten im Yukon lagen vier mächtige Basaltfelsen, die dazu führten, daß sich fünf gefährliche Stromschnellen bildeten.
Inzwischen wurde ein Felsen gesprengt, um die Schifffahrt auf dem Yukon einfacher zu machen. Zur Goldrauschzeit allerdings ließ manch Abenteurer sein Leben oder verlor seine gesamte Ausrüstung, wenn er die falsche Spur wählte und sein Boot im Yukon kenterte. Die Cleveren der damaligen Zeit trugen Boot und Ladung um diese brisante Stelle herum und fuhren unterhalb der Stromschnellen gefahrlos ihrem Ziel entgegen. Viele nahmen sich dafür aber nicht die Zeit, denn sie wollten ja so schnell wie möglich ihren Claim abstecken, bevor alle Grundstücke besetzt waren.
Unsere Tour-Teilnehmer hatten genügend Zeit, die Aussicht zu genießen und sich in die Zeit des Goldfiebers hinein zu versetzen, bevor sie ihre Stahlrosse wieder bestiegen und weiter gen Nordwesten rollten. Lange Zeit ging die Straße sehr sehr sehr geradeaus. Angeblich sollten wir heute ins Gebiet der Grizzly-Bären kommen. Alle hielten angestrengt Ausschau, sahen aber außer ein paar über die Straße huschenden Eichhörnchen und Hasen nichts. Bis auf Ruedi & Margrit....die beiden brachten uns ein Foto fürs Familienalbum von Mutter Schwarzbär und ihren beiden Jüngsten. Glück muß man haben!
Die bisher überaus guten Straßenverhältnisse wandelten sich heute ein wenig. Immerhin waren wir vom Alaska Highway abgebogen auf den Klondike Highway, eine Nebenstrecke nach Dawson City. So hatten wir immer wieder mit Frostschäden und Bodenwellen zu kämpfen. Und das auf der längsten Etappe der ganzen Reise!
Dafür konnte man sich zwischendurch stärken. Nach etwa 3/4 der Strecke gab unser Tourenbuch die Empfehlung, in der urigen Moose Creek Lodge einzukehren. Ein Rat, der durchaus befolgt wurde.
Auch die längste Etappe nimmt mal ein Ende. Wir wurden schon von Ferne in Dawson City willkommen geheißen. Links und rechts der Straße türmten sich hohe Schuttberge auf - das gesamte Material, das bereits irgendwann durchgesiebt worden war - wahrscheinlich mehrfach. Es sieht also noch genauso aus wie früher. Auch im Städtchen selbst fühlt man sich in die Vergangenheit zurück versetzt. Es gibt keine geteerten Straßen und die Häuser könnten als Kulisse in jedem Western dienen.
Auch die Rezeption unseres Campingplatzes paßt sich diesem Stil an. Wir wohnen mitten in der Stadt, was unseren Leuten gut gefällt. Nach Ankunft auf dem Platz, schlenderten alle gleich los, um das Cowboy-Flair von Dawson zu erleben. Im Saloon spielte ein Pianist die Originalstücke aus der guten alten Zeit und man wartet förmlich darauf, daß Gary Cooper mit seinem Colt um die nächste Ecke biegt.
Für morgen wartet ganz viel Programm auf unsere Reisegruppe aber es wird auch noch genug Zeit bleiben, dieses verrückte Goldgräberstädtchen auf eigene Faust zu erkunden.
|