70. Tag / 39. Fahretappe: Lone Pine (Kalifornien) - Pahrump (Nevada) 347 Kilometer
Achterbahnfahrt durchs Tal des Todes
Wieder sind wir früh gestartet, denn wieder erwartete uns eine extreme Etappe. Gleich bei der Ausfahrt aus dem Campingplatz grüßten uns die Gipfel der Sierra Nevada im schönsten Morgenlicht.
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Dann gab es kein Zurück mehr!
Wir waren auf dem Weg ins Tal des Todes. Zugegeben, wir hatten einigen Respekt vor dieser Wüste, in der der tiefste Punkt Nordamerikas liegt und zugleich einer der heißesten unserer Erde. Obwohl das Tal nur wenige hundert Kilometer vom Pazifik entfernt liegt, ist es eine der trockensten Gegenden unseres Planeten. Die feuchten Winde vom Meer regnen über den Bergrücken ab und so kommt ihm Tal praktisch kein Niederschlag an. Wir hatten uns mit ausreichend Wasserflaschen eingedeckt und fuhren tapfer dem Glutofen entgegen.
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Obwohl jeder für sich unterwegs ist, trafen wir uns an den verschiedensten Aussichtspunkten immer wieder. Das war auch gut so, denn im Todestal gibt es keine Mobilfunkabdeckung. Wenn jemand Probleme gehabt hätte, hätte er nur durch ein vorbeikommendes Fahrzeug gerettet werden können. Wie gut, daß wir in einer Gruppe unterwegs sind.
Und dann ging es auch schon gehörig bergab. Ringsherum beeindruckende Felsen aber die Straße war glatt und breit und gut zu befahren.
Kaum unten angekommen mußten wir wieder klettern. Wir bewegten uns den ganzen Tag immer abwechselnd zwischen unter Null und 1200 Metern Höhe.
Überall wurden wir gewarnt vor extremer Hitze und gleichzeitig gebeten, vor den Steilpassagen die Klimaanlage auszuschalten, um den Motor vor Überhitzung zu bewahren.
Die Landschaft wechselte ihr Gesicht von Minute zu Minute. Plötzlich kamen wir an hellgelben Sanddünen vorbei, die eigentlich zu einer Kletterpartie verlockt hätten. Doch der Sand war so heiß, daß man sich die Füße verbrannt hätte.
Außerdem warnte ein grellrotes Stopschild in neun verschiedenen Sprachen davor, nach 10 Uhr morgens außerhalb des Fahrzeugs unterwegs zu sein. Dann ist es schlichtweg zu heiß.
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Tiefer und tiefer ging die Fahrt hinein ins Death Valley. Irgendwann zeigte eine Tafel bereits "100 feet below sea level", das waren schon 30 Meter unter dem Meeresspiegel. Doch wir wollten zum allertiefsten Punkt und so trafen wir uns am Badwater Parkplatz.
Hier steht man auf dem Boden eines ausgetrockneten Salzsees auf 85,5 Metern unter Normalnull. Sagenhaftes Gefühl!
Die Salzpfanne entstand durch das Austrocknen eines mehr als 200 Meter tiefen Sees, den es vor etwa 3000 Jahren hier gegeben haben soll.
Eine Quelle sprudelt zwar noch heute und speist ein kleines Becken. Die umgebenden Salzkristalle machen das Wasser jedoch ungenießbar - daher der Name Badwater.....schlechtes Wasser.
Wir blieben jedoch nicht lange, denn die Hitze des Glutofens schlug uns entgegen. Eine kleine Wetterstation zeichnet hier täglich die Temperaturen auf und im Sommer liegen sie nicht selten über 50 Grad Celsius.
Am 10. Juli 1913 wurde mit 56,7 Grad der Tages-Rekord gemessen und am 12. Juli 2012 mit 41,7 Grad die höchste nächtliche Tiefsttemperatur. Wir waren heute am 7.7.2015 am heißesten Punkt der USA und haben es alle überlebt. Im Juni dieses Jahres betrug die durchschnittliche Temperatur in ganz Deutschland 16 Grad.....das nur mal so zum Vergleich.
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Auf dem Rückweg von Badwater zur Hauptstraße kamen wir an ganz besonders hübsch bunten Felsen vorbei. Hier sind die Metalle, die es reichlich gibt im Gestein des Death Valleys, oxidiert.
Der Höhepunkt unseres an Höhepunkten reichen Fahrtages war jedoch ohne Zweifel der Zabriskie Aussichtspunkt. Nach wenigen Metern war eine kleine Anhöhe erreicht von der aus man einen traumhaften Anblick genießen konnte.
In den verschiedensten Farben leuchteten bizarre Felsformationen wie aus einem Märchenland. Vor Jahrmillionen soll an dieser Stelle ein See gelegen haben, in den Asche von Vulkanausbrüchen hinein gewaschen wurde. Erdbeben haben den Boden des Sees dann ungleichmäßig gefaltet und in die Höhe gehoben. Den Feinschliff gaben heftige Regenfälle, die es selten in diesem Tal gibt. Aber wenn sie kommen, dann sind sie so stark, daß sie die Felsen erodieren und tiefe Furchen zurücklassen. Wir waren jedenfalls überwältigt von der Schönheit der Natur und haben die Fotos nicht (!) bearbeitet. Alles Originalfarbe, wie sie auch unser Auge sah.
Schwer beeindruckt von solchen Bildern und dem Wissen, daß diese riesigen Felsformationen lange vor uns dort waren und noch lange nach uns an diesem Platz sein werden, fuhren wir mit unseren kleinen Wohnmobilen wieder hinauf in die reale Welt....zumindest kam es einem so vor, denn das Death Valley scheint einem Traum zu entspringen.
Morgen fahren wir in ein anderes Traumland....in die Glitzerwelt von Las Vegas! Übrigens haben wir in der Wüste unmerklich eine Grenze überschritten. Wir sind jetzt in Nevada, dem 15. Bundesstaat unserer Reise.
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