Donnerstag, 07. November 2013 

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Heute Morgen wachten wir auf in dem Bewußtsein, daß erstens jemand das Loch im Himmelsdach gestopft haben mußte, denn das vertraute Prasseln des Dauerregens auf dem Alkoven war verstummt. Und zweitens wurde uns schlagartig klar, daß wir nun schon den sechsten Tag und die sechste Nacht mit leerem Magen hinter uns gebracht hatten und nur noch 24 Fasten-Stunden vor uns liegen würden.

So preßten wir wie gewohnt die Frühstücksorangen in ein Glas und löffelten den Saft in kleinen Schlückchen, um das Frühstücksgefühl noch etwas auszudehnen. Wir planten beim Anblick der sonnigen Berggipfel bereits den Tag als es unverhofft an der Tür klopfte. 

Wenn uns jemand gefragt hätte, wen wir erwarten würden, wären wir bestimmt auch nach 1000 Antworten nicht auf die Lösung gekommen. Denn vor unserem Wohnmobil standen freudestrahlend TATATATA! zwei ganz liebe Freunde aus Kiel. Mari und Ecki waren eigentlich - ausnahmsweise ohne Wohnmobil - auf dem Weg von Stuttgart über München nach Berlin. Zwischendurch hatten sie spontan beschlossen, daß Oberstdorf im weitesten Sinne auf der Strecke liegen würde. Sie waren nämlich der Meinung, daß wir ja im Internet alles mögliche schreiben könnten, ob der Kühlschrank aber tatsächlich leer ist, davon wollten sie sich doch lieber mit eigenen Augen überzeugen.

Ein echter Kontroll-Besuch also. Nachdem sie feststellen konnten, daß tatsächlich außer einer Tube Senf und einer Flasche Ketchup nur eine Tüte Tomatensaft vorhanden war, durften wir unseren Orangensaft zu Ende löffeln. Ach, was gab es wieder viel zu erzählen! Nach zwei Stunden mußten Mari und Ecki leider ihre Reise Richtung Bundeshauptstadt fortsetzen. Immerhin konnten wir sie davon überzeugen, daß wir auch den siebten und letzten Fastentag noch durchhalten würden.



Danke, ihr beiden, für diesen Überraschungsbesuch! Es hat uns unglaublich gefreut, Euch zu sehen!

Unseren ursprünglichen Wandertag planten wir danach kurzerhand um. So liefen wir zum Illerursprung, wo Trettach, Stillach und Breitach den Donauszufluß bilden.

Nach einer weiten Runde durchs Tal erreichten wir wieder Oberstdorf. Da wir uns mental gefestigt genug fühlten, die letzten Stunden nun auch mit Leckereien im Kühlschrank durchzustehen, kauften wir beim Metzger und im Käseladen schon ein paar Zutaten für unser morgiges Frühstück ein. Letztes Jahr hatte uns unser Freund Heinzi darauf aufmerksam gemacht, daß der siebte Tag rein kalendarisch schon um eine Minute nach Mitternacht verstrichen sei und man das Frühstück demnach bereits vor dem Zubettgehen einnehmen könnte. An dieser Theorie ist natürlich viel Wahres dran. Um dieser Versuchung zu entgehen, haben wir noch kein Brot besorgt. Und wer ißt schon Leberwurst pur?

Also werden wir auch diesen letzten Abend noch aussitzen und hoffen auf eine ruhige Nacht. Ob wir allerdings ausnahmsweise einmal etwas früher aufstehen werden als wie gewohnt beim achten Glockenschlag, das wollen wir nicht ganz ausschließen.

Und morgen gibt es dann schonende Aufbaukost. Auch wenn Spinat natürlich am besten schmeckt, wenn man ihn kurz vor dem Verzehr durch ein großes Steak ersetzt.....


 

 

 

Nach oben