Bundeswaschmaschine - wäscht nicht nur sauber, sondern rein.
Als Angela Merkel die blendende Idee hatte, zum 60.Geburtstag von Josef Ackermann eine Party in ihrem Amtssitz zu schmeißen, hagelte es natürlich Proteste und Anfragen der Oppositionspolitiker. Schließlich spendierte damit der Steuerzahler nolens volens dem Chef der Deutschen Bank den Schampus. Das Bundeskanzleramt blieb ganz cool und ließ verlauten, "daß Details zu Teilnehmern und Inhalt derartiger Treffen grundsätzlich nicht veröffentlicht werden". In der Willy-Brandt-Straße 1 hat man stets eine weiße Weste! Kein Wunder, daß der immer wieder gern zitierte sprichwörtliche Berliner Taxifahrer das Bundeskanzleramt als Waschmaschine bezeichnet - vor allem aber auch wegen seiner auffälligen runden Öffnung. Die Architekten Axel Schultes und Charlotte Frank müssen sich deswegen allerdings auch den Spitznamen „Elefantenklo" für ihr Werk gefallen lassen. Namen für Gebäude oder auch Kunstwerke sind ja immer so eine Sache. Auch die Statue des spanischen Bildhauers Eduardo Chillida mit dem einfallsreichen Namen "Berlin" gehört zum Inventar. Die eigenwillige knapp 6 Meter hohe Schöpfung ziert den Ehrenhof vor dem weißen Kanzlerwürfel und soll die deutsche Wiedervereinigung symbolisieren. Nach dem Umzug der Bundeshauptstadt von Bonn nach Berlin schimpften Kritiker über „Größenwahn" und „Arroganz der Macht", denn das im Frühjahr 2001 nach vierjähriger Bauzeit fertig gestellte Gebäude ist 36 m hoch, 102 m breit und 341 m lang und damit achtmal so groß wie das Weiße Haus und überhaupt eines der größten Regierungshauptquartiere der Welt.
So einfach wie Herrn Ackermann wird es potentiellen Besuchern normalerweise nicht gemacht. Nach wochenlanger Voranmeldung darf in Gruppen unter strengen Sicherheitsvorkehrungen in Begleitung durch BKA-Beamte besichtigt werden. PHOENIX geht da einen anderen Weg, um mal bei Angie vorbeizuschauen. Flugs aufs Dach des Reichstags geklettert, Stativ raus, Tele drauf und mal eben ins Fenster der Kanzlerin gelinst. Was tut man nicht alles für die werte Leserschaft!
Ist ja ganz chic geworden das Glashaus. Für 465 Millionen Mark kann man allerdings auch eine Menge Sichtbeton verbauen. Angies Arbeitszimmer ist mit 142 Quadratmetern größer als so manches Einfamilienhaus. 310 Büroräume für die verschiedensten Mitarbeiter wollen aber auch noch untergebracht sein. Dafür stehen immerhin neun Geschosse zur Verfügung. Im Erdgeschoß wird die Freitreppe gern für Fototermine genutzt und im ersten Stock hat die Galerie der bisherigen sieben Bundeskanzler eine gewisse Berühmtheit erlangt.
Außer abhörsicheren Räumen und einem Bankettsaal gibt es Kabinettsäle aber auch Weinkeller und einen Blumenkühlraum. In der achten Etage steht der Regierungschefin ein Apartment zur Verfügung (das sie aber nicht nutzt und lieber weiterhin in ihrer Wohnung an der Museumsinsel bleibt). In der Schaltzentrale der Macht wird aber vor allem auch ein ordentlicher Konferenzraum gebraucht. Die Jungs von Wikimedia Commons haben ein tolles Panoramabild zur Verfügung gestellt. (von denen haben wir auch die Freitreppe und die Kanzlergalerie ausgeliehen, vielen Dank dafür!)
Die Architekten haben nicht nur einen strahlend weißen Kubus geschaffen, der in seiner Offenheit durch die großen Glasfronten ein schönes Sinnbild für die Transparenz unserer Demokratie ist, sondern auch vorbildlichen Umweltschutz praktiziert. Im Keller ist ein Blockheizwerk installiert, das mit Biodiesel betrieben wird und überschüssige Wärme in einem Salzstock 300 Meter unter dem Reichstag zwischenlagert. Auf dem Dach erzeugt eine 1300 qm große Solaranlage Strom und Wärmerückgewinnungssysteme minimieren den Energieverbrauch zusätzlich. So residiert unsere Kanzlerin in einem Monumentalbau, der das Kyoto-Protokoll ernst nimmt.
PHOENIX ist schwer beeindruckt.