Auch ein Schritt zurück kann ein Schritt in die richtige Richtung sein
(Mongolisches Sprichwort)
Manchmal muß man umplanen, umdenken, umkehren, um weiter zu kommen. Der Abstecher zum Ogiy-Nuur See wurde wegen Tollwut-Sperrung des gesamten Gebiets unmöglich und so fuhren einige Tour-Teilnehmer mitsamt dem Reiseleiter-Team bereits früher als erwartet nach Ulan-Bator, während andere dem Großstadtleben noch einen weiteren Tag in der wunderbaren mongolischen Natur vorzogen.
Durch die Streckensperrung wurden wir gezwungen, umzukehren und dieselbe Route wieder zurück zu fahren bis in die Hauptstadt der Mongolei. Dabei hatten wir das Gefühl, daß auf dem Rückweg die Landschaft wieder ganz anders aussieht und konnten die Weite auf überwiegend guten Straßen aus einer anderen Perspektive genießen.
Wenn man die Strecke bereits kennt, ist es keinesfalls langweilig. Ganz im Gegenteil! Die Fahrer kannten inzwischen die einzelnen Bodenwellen beim Namen und durften ihre Blicke viel weiter nach links und rechts schweifen lassen als auf dem Hinweg. Auch an den traumhaft schönen Dünen mit ihren eingestreuten Jurten und Kamelherden kamen wir erneut vorbei und einige Reisegefährten beschlossen, dort in vertrauter Umgebung die Nacht zu verbringen.
Auf unserem Weg zurück gen Osten fuhren wir natürlich auch wieder durch die auf der Karte eingezeichneten Ortschaften. Wobei man sich wundert, daß solche spärlichen Häuseransammlungen entlang der einzigen Straße weit und breit überhaupt in Karten Erwähnung finden.
Die Hälfte aller Mongolen lebt in der Hauptstadt Ulan-Bator, auch Ulaanbataar genannt. Die Nomaden, die weiterhin in den viel zitierten unendlichen Weiten leben, bauen alle paar Monate ihre Jurten ab, verladen ihr Hab und Gut auf einen kleinen klapprigen LKW und ziehen weiter. Früher nutzten sie sicherlich Pferde und Kamele für den Transport. Heute sind sie weiter entwickelt. Die Schafe, die vor uns aus dem Kofferraum schauten, gehören aber sicherlich nicht den Nomaden, sondern werden auf diese Weise von Viehzüchtern zum Markt gefahren.
Der Verkehr in der Mongolei bietet eine Menge Abwechslung auf den Straßen. Man muß nur die Augen offen halten. Ganz besonders die Fahrer! Denn es scheint das Recht des Stärkeren zu gelten. Es ist eben ein Volk, das von Dschingis Khan abstammt. Und wer hätte diesem Eroberer und Feldherrn schon vorschreiben wollen, in welche Spur er sich einzuordnen hat!?
So kamen die Fahrzeuge von rechts und von links und nutzten jede noch so kleine Lücke, die ein höflicher
Europäer vielleicht zum Vordermann gelassen hatte. Man nennt es auch Sicherheitsabstand - ein Ausdruck der sich ganz und gar nicht ins Mongolische übersetzen läßt.
Ulan Bator ist mit durchschnittlich Minus 2 Grad die kälteste Hauptstadt der Welt. Auch jetzt im Hochsommer fröstelt uns bei 15 Grad und kaltem Wind. Wir stehen auf einem Hotelparkplatz mitten im Zentrum der modernen Millionenstadt. Bei der Einfahrt in die Stadt rollten wir lange Zeit durch unansprechendes Industriegebiet und standen 1 1/2 Stunden im Stau für die letzten 10 Kilometer. Das sei normal sagte unser mongolischer Agenturpartner. Je weiter wir uns der City näherten, desto schöner präsentierte sich die Metropole.
Hier werden wir die nächsten Tage verbringen, um das berühmte Naadam-Fest zu erleben. Einige Fahrzeuge müssen Werkstatt-Termine wahrnehmen, was hier in der Großstadt gut paßt, bevor wir unseren Weg in die Wüste Gobi fortsetzen. Alle planen natürlich, auch ein wenig zu shoppen, denn die daunenweichen Strickwaren aus Ziegen- Kamel- oder Yakwolle haben es uns angetan.
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