Samstag, 08.10.11

 

In 300 Jahre alten Gemäuern fließt junger Wein

Sankt Martin hat nur 1800 Einwohner aber 31 Wirtshäuser, nicht gerechnet die Straußen- oder Besenwirtschaften. Aber gerade diese Straußen haben ihren besonderen Reiz. Es ist der Reiz des Unvollkommenen, des zeitlich und räumlich Begrenzten und der Reiz des Einfachen.

Wir stellen in lockerer Folge einmal unsere Lieblingslokalitäten vor. Dazu müssen wir sozusagen zu einem „Arbeitsessen" in die Keller und Innenhöfe von Sankt Martin einkehren.

Heute waren wir in einer ganz besonderen Straußenwirtschaft. Es handelt sich um einen 300 Jahre alten Gewölbekeller, in dem gerade einmal sieben Biertische mit Bänken stehen. Den versteckten Eingang findet man nur im Herbst, wenn spezielle Hinweisschilder den Weg aufzeigen. Den Rest des Jahres über geht man an der Kellertür vorbei ohne zu ahnen, welche Stimmung dahinter herrschen kann.

Die kleine Schenke „Bergeshöhe" der Familie Christman ist nur von September bis November geöffnet und dann auch nur freitags ab 17 Uhr und samstags ab 12 Uhr. Wer diese Termine verpaßt, hat echt etwas Besonderes versäumt.
Immer wieder öffnet sich das Eichentor und „Trinkwillige" stecken ihre Köpfe hinein mit der Frage: „Geht da noch was?" Meist rückt man dann noch etwas näher zusammen, um auch die Neuankömmlinge in den Genuß eines Federweißen oder der köstlichen Kürbissuppe kommen zu lassen.

Die Bratkartoffeln werden im Beisein des Gastes gepellt und dann in der kleinen angrenzenden Küche in die Pfanne gegeben. Außer Flammkuchen und Saumagen gibt es noch Laugenbrezeln und diverse Weine und dann ist die Speisekarte erschöpft.

Hauptsächlich gibt es aber tolle Stimmung und unterhaltsame Gespräche, denn man sitzt so nah mit völlig unbekannten Menschen zusammen, daß man sich schon nach wenigen Minuten seine Lebensgeschichte erzählt. Einmal haben wir es erlebt, daß unter den Gästen ein betagtes Duo Musik machte und als der Trompeter zu einem stimmungsvollen Solo ansetzte, knipste der Wirt das Licht aus und uns überkam beim Kerzenschein eine Gänsehaut.

Das sind Momente, die nicht mit Geld zu bezahlen sind. Wir empfehlen daher wärmstens einen Besuch in der Haardtgasse. Wenn man viel Glück hat, geht da noch was . . . . . .


Nach oben