Tag 38: Ausflug zum Cape Reinga
Jeder Tag hat so seinen eigenen Charme
.....zumindest kann man mit dieser Lebenseinstellung alle Situationen auf einer Langzeit-Gruppenreise irgendwie ins richtige Licht rücken. Dieser 8. Dezember begann damit, daß die Reiseleiterin erwartungsfroh unter der Dusche stand und kein Wasser kam. Weder warm noch kalt, und auch das Licht im Sanitärgebäude ließ sich nicht anknipsen. Also, Bademantel wieder an und zurück zum Wohnmobil. Inzwischen liefen auch andere Teilnehmer mit Wasserkocher fragend in der Gegend herum und überall wurden Stromanschlüsse kontrolliert und nach Sicherungen gesucht.
Ein Anruf bei der Campingplatz-Leitung morgens um 7 Uhr ergab, daß der ganze Norden Neuseelands seit 3 Uhr nachts einen Stromausfall hatte, von dem - so erfuhren wir später - 32.000 Haushalte betroffen waren. Strom gab es keinen, Wasser wird auf dem Campingplatz mit Pumpen in die Leitungen befördert, also auch kein fließendes Wasser, keine Klospülung, keinen Kaffee.
In dieser Situation hat es keiner so gut, wie wir Wohnmobilfahrer. Unsere Wasserpumpe läuft auf Batterie, Kaffeewasser machen wir mit Gas heiß und eine Toilette ist auch an Bord.
Man sieht, wir sind unabhängig und können vieles, das Wetter allerdings können wir auch nicht in den Griff bekommen. Feinster, durchdringender Dauerregen begleitete uns auf der ersten Hälfte des Tagesausflugs. Wir hatten eine Bustour zur Nordspitze gebucht und ließen uns bequem chauffieren. Besonders cool war, daß es sich nicht um einen gewöhnlichen Bus handelte, sondern um einen umgebauten 4x4 Lastwagen. Mit diesem monströsen Allradfahrzeug ging es auf dem Hinweg direkt entlang der Wasserkante über den berühmten 90-Mile-Beach.
Unsere technikinteressierten Männer wechselten sich als Beifahrer ab......
.....während die Frauen das Geschehen von hinten im Bild festhielten. War auch wirklich faszinierend, wie sich dieser Monstertruck durch das Flußbett des Te Paki Streams wühlte.......
.......wo die hohen Dünen geradezu danach schreien, bestiegen zu werden. Das bloße Hochklettern war schon eine Herausforderung, zusätzlich wurden vom Busfahrer sogenannte Toboggans verteilt, mit denen man vorzüglich wieder herunter rutschen konnte.
Für unseren besonders draufgängerischen Chief Eberhard war es Ehrensache, seinen "Stamm" in dieser Disziplin würdig zu vertreten. Doch auch Klaus zögerte nicht, es ihm gleich zu tun. Die beiden klemmten sich so ein Sand-Surfbrett unter den Bauch und ab ging die rasende Fahrt nach unten.
Dafür wurden unsere Helden bei der Rückkehr zur Sippe auch gebührend gefeiert.
Nach einem Picknick-Lunch in der Tapotupotu Bucht sollte es zum Cape Reinga gehen, dem heiligen Ort der Maori, wo die Seelen ihrer Verstorbenen, das Land verlassen und zu ihrem Ursprung zurückkehren. Auf einer kleinen Wanderung erreichten wir den markanten weißen Leuchtturm, der an diesem exponierten Ort seit 1941 Dienst tut. 165 Meter über dem Meeresspiegel markiert er die Stelle, wo die Tasmanische See und der Pazifik aufeinander treffen. Leider war das Kap derart in Nebel gehüllt, daß wir den Leuchtturm fast nicht gefunden hätten.
Trotzdem stellten sich alle, die zufällig gleichzeitig an der nördlichsten Spitze Neuseelands waren, zu einem Gruppenbild unter den Wegweiser. Von hier aus sind es 6211 km bis zum Südpol, 3827 km bis zum Äquator und ganze 10479 km bis Los Angeles, der letzten Station unserer Weltumrundung.
Als es ein wenig aufklarte, konnten wir sogar tief unter uns die Vereinigung der beiden Ozeane bestaunen.
Wieder ein eindrucksvoller Tag, dessen Charme bei der abendlichen Fahrerbesprechung noch dadurch verstärkt wurde, daß Ulla und Wilfried wie versprochen eine kleine Party ausrichteten, die angefüllt mit Heiterkeit und Gesang uns einen tollen 8. Dezember in Erinnerung halten wird.
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