Freitag, 09. Juni  2017
Wir sind gerade in Tok / Alaska

Tag 28 / Fahretappe 19: Dawson City (Kanada) - Tok (Alaska) 294 Kilometer

 

Top of the world - Auf dem Gipfel der Welt......

 

.....so sollten wir uns heute fühlen. Dafür mußten wir allerdings eine Menge Staub schlucken. Es hieß "früh aufstehen", denn auf unserer heutigen Etappe erwarteten uns gleich drei Hindernisse: Der Yukon mußte überwunden werden, die US-Grenze mußte überschritten werden und die Schotterpiste mußte gemeistert werden. In der Summe kostete das alles Zeit, besonders weil mit uns eine Gruppe von 16 Schweizer Wohnmobil-Einheiten genau denselben Weg fuhr. So hatten wir Reiseleiter den Langschläfern unter uns geraten, zeitig aufzubrechen - zumal der Wettergott uns abermals einen heißen Tag bescheren wollte. 

 

Und wir hatten richtig vermutet: Bereits weit vor sieben Uhr morgens blockierten einige Schweizer Fahrzeuge die erste Fähre des Tages. Eigentlich läuft der Fährbetrieb rund um die Uhr aber gerade freitags wird unterbrochen, um routinemäßig Wartungsarbeiten durchzuführen, so daß wir um 6:40 Uhr die dann wieder erste Fähre ohne uns aufbrechen sahen. Abenteuerliche Zufahrt, oder?

 

 

Dann aber waren wir an der Reihe und konnten den Yukon auf die einzige Art und Weise überqueren, die sich im Umkreis von 550 Kilometern bietet. Im Winter, wenn dieser breite Fluß zugefroren ist, wird die Fähre eingestellt und erst Mitte Mai wieder eröffnet. Wie gut, daß wir diese Reise nicht früher angetreten haben, denn aus Dawson City führt dann nur genau eine Straße hinaus - die nämlich, die wir von Whitehorse gekommen sind. Ansonsten ist hier Sackgasse. So aber konnten wir am anderen Ufer den Top of the world Highway befahren, der ungeteert bis zur US-amerikanischen Grenze führt.

 

 

Grandiose Ausblicke boten sich uns zu allen Seiten.

 

 

Man hatte wirklich das Gefühl, auf dem Gipfel der Welt zu sein, als ob man auf einem Kamm durch die Bergwelt fährt.

 

 

Wie gut, daß wir so früh gestartet waren, denn uns kam kein einziges Fahrzeug entgegen. So mußten wir keine Sorge haben, daß unsere Frontscheibe einen Steinschlag kassiert und der Staub blieb schön hinter uns zurück. Das lag daran, daß der kleine Grenzübergang "Poker Creek" von 21 - 9 Uhr geschlossen ist.

 

 

Als wir dort eintrafen, war der Schlagbaum noch nicht geöffnet, doch unser Navi stellte sich sofort und automatisch auf die Alaska Zeit um. Wir laufen jetzt ganze 10 Stunden hinter der Heimat her.

 

 

Wir konnten einmal in Richtung Alaska hinüber schauen und dann ging's auch schon los.

 

 

Einzeln wurden die Fahrzeuge zu einem Schalter gerufen und der Fahrer mußte beantworten, ob er Waffen oder Haustiere dabei hat. Da fiel uns die Antwort leicht. Schwieriger war die Antwort auf die Frage, ob wir Feuerholz oder frisches Obst und Gemüse mitführen. Selbstverständlich war alles "no". Wir Reiseleiter harrten dann an dem kleinen Schalter aus, bis all unsere Schäfchen die Fähre und den Top of the world Highway bewältigt hatten und ohne Schwierigkeiten nach Alaska eingereist waren.

 

 

Dafür wurden wir bei der Abfahrt aus 1300 Metern Höhe auf US-Seite mit einer tiptop neuen Straße belohnt......

 

 

.....allerdings nicht lange. Nach etwa 20 Kilometern war es schlagartig vorbei mit dem sanften Rollen. Dann muß der Teer ausgegangen sein. Der "Highway" wurde zu einer Erdstraße, die staubig, wellig, schmal, rüttelig und schüttelig und rundum pioniermäßig war.

 

 

Wie die alten Goldschürfer ratterten wir dahin, bis wir an die Stadtgrenzen von Chicken kamen.

Ja, "chicken" bedeutet "Huhn", das weiß jeder. Aber daß es eine Stadt in Alaska gibt, die so heißt, das wäre sicherlich eine Millionenfrage für Günter Jauch.

 

Das statistische Bundesamt weist eine ständige Einwohnerzahl von 7 aus für diesen Ort. Im Sommer ist es ein beliebtes Zwischenziel auf dem Weg von Yukon nach Alaska und so findet man dort Cafés und eine Tankstelle. Und jede Menge Chicken......

 

 

Nach diesem abgelegenen Ort, der im Winter nur mit Schneemobilen und Hundeschlitten erreicht werden kann, wurde die Straße teilweise besser mit einer dünnen Teerdecke - dann trafen wir aber auch immer wieder auf staubige unbefestigte Abschnitte. So kann man sich ausmalen, wie unsere Wohnmobile in etwa aussahen, als wir auf dem Campingplatz in Tok ankamen.

 

 

Willkommen in Alaska! Willkommen in Tok! 

Der Name dieser Kleinstadt bedeutet in der Indianersprache "Friedliche Kreuzung" und genau das ist sie bis heute. Kurz vor dem Erreichen der Stadt stieß nämlich unser größtenteils unbefestigter Taylor Highway wieder auf den Alaska Highway, der uns nun wie eine Autobahn vorkam. 

Der Ort wurde ursprünglich gegründet als Camp der Straßenarbeiter. Heute dient er uns als Camp nach dieser nicht ganz unanstrengenden Etappe. Und wie so oft im Leben gab es wieder einmal ausgleichende Gerechtigkeit.

 

 

Nach all dem Staub und lautem Gerappel in unseren Wohnmobilen, erwartete uns in Tok nicht nur ein ausgesprochen schöner, ruhiger Campingplatz, sondern auch noch eine toll vorbereitete Geburtstagsparty mit eiskaltem Bier und Leckereien vom Feinsten.  

Kathrin hatte ein Gedicht für Barbara und ein kleines Geschenk.

 

 Elisabeth hatte einen Reim und ein originelles Präsent. Marianne überreichte Blumen und Monika Wein.......

 

 

......und Uwe verschaffte sich erst einmal einen Überblick über das reichhaltige Buffet. Ja, Leute so ist das bei uns: Wir können uns auf den Etappen voran arbeiten und notfalls auch Staub schlucken aber wir können auch gemeinsam feiern und es uns gut gehen lassen. Und das bei über 30 Grad im Schatten! Alaska hatten wir uns irgendwie sehr viel kälter vorgestellt.

 


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