Samstag, 09. Juni  2018
Wir sind gerade in Novosibirsk

 

Im Zeichen der Transsibirischen Eisenbahn

 

 

Wer durch Sibirien fährt, kommt zwangsläufig immer wieder in Kontakt mit der Transsibirischen Eisenbahn. Heute wollten wir uns mit dem Mythos Transsib beschäftigen. Unser erster Tagesordnungspunkt war deshalb das Museum von Novosibirsk, wo auch eine Original-Glocke ausgestellt ist, die kurz vor der Abfahrt der Züge geläutet wurde.

 

 

Das auffällig helltürkise Bahnhofsgebäude erinnert farblich an Südseewasser an einem wolkenverhangenen Tag.

Nun, wolkig war der Himmel über Novosibirsk auch als wir auf die weit verzweigten Schienen schauten aber der intensive Farbklecks dieser Station der Transsib wird uns immer im Gedächtnis bleiben. 

Und damit meinen wir unter anderem auch unsere Brigitte mit ihrem magentafarbenen fröhlichen Outfit......

 

 

Die nackten Fakten und Zahlen sind beeindruckend. 1891 wurde mit dem Bau dieser längsten Eisenbahnstrecke der Welt begonnen. Zarensohn Nikolaus II., dessen trauriges Schicksal uns in Jekaterinburg so deutlich vor Augen geführt worden war, vollzog den ersten Spatenstich in Wladiwostok. Zeitweilig schufteten 90.000 Arbeiter auf verschiedenen Baustellen, um das über 9000 Kilometer lange Schienennetz zu verlegen. Das ist fast ein Viertel des Erdumfangs. Das muß man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen!

 

 

Die Transsib durchfährt zwei Kontinente, acht Zeitzonen, mehr als 400 Bahnhöfe, muß 16 große Flüsse überqueren und gelangt in sechs Tagen und sechs Stunden von Moskau nach Wladiwostok am Japanischen Meer. Dabei gilt - Achtung! - überall durchgehend Moskauer Zeit. Auch die Anzeigetafeln in den Bahnhöfen verkünden die Abfahrt in Moskauer Zeit, was hier in Novosibirsk vier Stunden Differenz ausmacht. Wer da nicht aufpaßt, den bestraft das Leben.

 

 

Nach einem Rundgang durch die große Bahnhofshalle inklusive Security-Check gönnten wir uns den Luxus, zum Hauptportal hinaus zu gehen - wie ein Reisender aus Moskau, der gerade sein Abteil verlassen hat. Und dabei hätte man glatt einen neuen Farbton auf der RAL-Skala einführen mögen: Novosibirsker Türkis!

 

 

Obwohl das Wetter etwas zuzog, war ein Spaziergang zum Ob, dem mächtigen Fluß, den jeder Kreuzworträtselrater kennt, praktisch ein Muss.

Die benötigte Brücke für die Transsib war überhaupt der Grund für die Entstehung der Stadt. Ein Stück der Originalbrücke war noch ausgestellt, daneben die neue moderne Eisenbahnbrücke.

 

 

Auch die Alexander-Newski-Kathedrale aus 1898, die als eines der ältesten Steingebäude der noch recht jungen Stadt zählt, war uns einen Zwischenstopp wert. Sie ist eines der Wahrzeichen von Novosibirsk, hat uns aber nicht wirklich begeistern können. Immerhin kann man sagen: „Ich war mal da.“

 

 

Zum gelungenen Abschluß dieser Stadtführung schlenderten wir über den reichhaltigen Spezialitätenmarkt, auf dem es viele bunte Stände gab.

 

 

Eine gewaltige Fleischtheke zog unsere staunenden Blicke an.

 

 

Neben den Hühnern gab es einen Hasen im Angebot, dem man die Füße gelassen hatte als Beweis seiner Identität und um jede Verwechslung mit ähnlich großen Fleischlieferanten auszuschließen. Jürgen war mehr nach Kaviar zumute und so ließ er sich die verschiedenen Qualitäten erklären.

 

 

Zwischendurch wurde auch für Nachschub gesorgt. Plötzlich rollte ein junger Kerl einen Handkarren mit geschlachteten Schafen durch die Gänge. Der Metzger hatte schon sehnsüchtig auf die Lieferung gewartet.

 

 

Für das Abendessen war jedenfalls gesorgt. Werner ließ sich ein gewaltiges Stück Grillfleisch „mundgerecht“ zuschneiden, was er dann zurück auf dem Stellplatz genüßlich zubereitete. Wieder übernachten wir ganz wunderbar im Grünen, relativ leise, eingezäunt und bewacht, absolut im Zentrum mit Strom, Wasser, Entsorgung, WC und Waschmaschine sowie Duschen im Tanzstudio des Nachbarhauses.

 

 

Hier in Russland wird immer improvisiert, etwas möglich gemacht, uns ein netter Empfang bereitet, so daß wir uns willkommenen fühlen. Im Russisch-Deutschen-Haus, auf dessen Grundstück wir diese Gastfreundschaft genießen, hatten wir sogar einen Saal mit Bühne zur Verfügung. Als wir unseren musikalischen Dima baten, doch eine Szene aus Spartakus vorzutanzen, schaltete er lieber den Beamer an und projizierte eine Diashow mit den Fotos der letzten drei Wochen, die die Tour-Teilnehmer zusammen gestellt hatten. „So viel haben wir schon gesehen!“....fiel es uns wie Schuppen von den Augen.

 

 

So, liebe Leser, das war’s aus Novosibirsk. Das Team verabschiedet sich für heute und schaut dem morgigen Tag gespannt entgegen. Wie man sieht, ist jeder Tag ausgefüllt mit neuen Erlebnissen aus Sibirien.

Spokoynoy Nochi - Gute Nacht!


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