Die Welt besteht aus Optimisten und Pessimisten.
Letztlich liegen beide falsch. Aber der Optimist lebt glücklicher.
(Kofi Annan)
Ob die armen Viecher auf dem Schafsmarkt, den Joachim und Ann-Carolin am Ortseingang von Ulan Bator besuchten (und uns diese spannenden Fotos mitbrachten), eher zu der einen oder der anderen Kategorie zählen,
ist nicht überliefert.
Wenn sie ausgeladen werden, sind sie vielleicht noch optimistisch, daß sie ihrem Leben eine neue Richtung geben und noch mehr zu sehen bekommen als die immergleiche Wiese - quasi wie eine Abenteuerfahrt ins Ungewisse.
Dann aber stellen sie verblüfft fest, daß sie enger stehen als in ihrer bisherigen Umgebung.
Dafür bekommen sie Kontakt zu Nachbarn, die sie vorher nicht hatten.
Die Optimisten unter den Schafen freuen sich über die Konversation mit Gleichgesinnten aus anderen Teilen des Landes, während die Pessimisten langsam ahnen, daß vielleicht nicht jede Veränderung Gutes bringt im Leben.
Es wird begutachtet, gehandelt, gefeilscht, Geld gezählt und verkauft.
Und dann kommt der entscheidende Moment. Auf welchen Wagen wird man als Schaf verladen? Wohin geht die Reise? Zur Zucht zu interessanten Partnern in unbekannte Landschaften oder vielleicht auch nur auf den kurzen Weg zum Schlachthof? Da können selbst die optimistischsten Schafe nicht wählen.
Wie gut, daß es uns Menschen anders geht. Wir können wählen, wohin die Reise geht und wenn wir Optimisten bleiben, dann sehen wir in jeder Situation eine neue Chance. Bei der Anfahrt zu unserem Stellplatz in Ulan Bator dachten die Optimisten: Wow! Tolles Hotel! Da stehen wir ja nobel. Die Pessimisten hatte vorher schon der Wahnsinnsverkehr genervt und so erwarteten sie im Ziel, daß alles noch viel schlimmer wird. Wer hat nun recht?
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Beide:
Die Optimisten sehen ein schickes Hotel, prima Duschzimmer, Toiletten, Wasser, Strom, Müllentsorgung - und das alles mitten im Zentrum einer Millionenstadt mit Vorgärtchen im Grünen.
Die Pessimisten sehen eine enge Zufahrt, in der sie eingeklemmt stehen, von Ferne Autos vorbeifahren hören und sehnen sich zurück in die Steppe.
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Die Realisten - und das sind wir Reiseleiter, die wir von Dima hier in Ulan Bator in Kürze die Leitung übernehmen - sehen beide Aspekte. Einerseits die suboptimale Enge, die aber nur für ein paar Tage währt, denn schon bald werden wir frei in der Wüste Gobi unter dem Sternenhimmel stehen. Und andererseits die Chance, die Hauptstadt der Mongolei zu erkunden und obendrein noch das Naadam-Fest mitzuerleben.
Und da wir nicht nur Realisten, sondern überzeugte Optimisten sind, macht uns die ganze Sache auch noch Spaß. Einer lockeren Umfrage zufolge unter unseren Reiseteilnehmern würde ein Wettbewerb im Tauziehen zwischen Pessimisten und Optimisten ganz klar zugunsten der letzten Gruppe ausfallen. Liegt es vielleicht daran, daß uns der Job so viel Freude bereitet? Wir haben uns jedenfalls schon einmal mit bärenstarken Dschingis-Khan-Shirts ausgestattet - dann haut einen so schnell gar nichts um!
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