12. Tag: Millersville bei Washington (Maryland) - Shenandoah Nationalpark (Virginia) 253 Kilometer
Von der Hauptstadt in die Wildnis
Noch einmal mußten wir uns durch die Auswüchse der Zivilisation hindurch schlängeln und dann durften wir endlich "Natur pur" genießen. Wie gut, daß heute Sonntag war, denn die vielspurigen Autobahnringe um Washington herum waren zwar alle dicht befahren aber wir konnten uns ohne Stau fortbewegen, mußten allerdings höllisch aufpassen, weil wir häufig die Interstates wechseln mußten.
Unser Navi führte uns zielsicher von der 32 West über die 95 Süd, die 495 West und die 66 West auf die 55 West. Ausgeschildert wird mehr nach Himmelsrichtungen und nicht nach Zielorten. Wir konnten einfach so im Verkehr mitschwimmen. Wie es wochentags hier aussehen muß, kann man ermessen, wenn man die schwarz-weißen Schilder mit der Aufschrift "Left lane HOV only" sieht.
Die linke Spur darf nämlich dann zur Stoßzeit nur von "High Occupancy Vehicles" benutzt werden. Das sind Fahrzeuge mit mindestens einem Beifahrer. Dadurch sollen Fahrgemeinschaften gefördert werden, denn die sehr auf Individualismus bedachten Amerikaner, lieben nichts mehr als ihr eigenes Auto. Wer jemanden mitnimmt, darf auf diesen Sonderspuren fahren und kommt dann schneller voran als die Kollegen, die allein im Wagen sitzen und eventuell mit all den anderen "Single-Fahrern" in Stau stehen.
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Ja, wie man sieht, sind wir heute gen Westen gefahren. Schon wieder ein neuer Bundesstaat! VIRGINIA! Knapp 1/3 so groß wie Deutschland und ziemlich dünn besiedelt. Wir arbeiten uns langsam heraus aus dem Gedränge der Ostküste. In New Jersey zählt man 463 Einwohner je Quadratkilometer, in Maryland 213 und in Virginia nur noch 76. Und das tut uns allen gut. Unser Ziel hieß heute "Shenandoah Nationalpark"! Am Eingang mußten wir für alle einen Jahrespass kaufen, der uns Zugang verschafft zu sämtlichen staatlichen Nationalparks. Die nette Rangerin am Nordtor versprach, jedem Mitglied unserer Reisegruppe einen auszuhändigen und hakte dann auf unserer Liste nach und nach die Ankömmlinge ab.
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Derweil fuhren wir Reiseleiter schon weiter Richtung Campingplatz, um dort alle Formalitäten zu erledigen. Die Straße im Nationalpark schlängelte sich kurvenreich auf dem Höhenzug der Blue Ridge Mountains und wird deshalb "Skydrive" genannt. Diese 169 Kilometer lange Panoramastraße bietet 75 Aussichtspunkte, die - typisch amerikanisch - alle für große Fahrzeuge ausgebaut sind.
Der Skyline Drive war eine offizielle Arbeitsbeschaffungsmaßnahme während der Weltwirtschaftskrise. Er wurde gebaut, als die Autos gerade in Mode kamen und Hochhauswohnungen und Flüge noch nicht für die Allgemeinheit erschwinglich waren. So sollte den Menschen die Möglichkeit gegeben werden, die Welt von oben zu sehen.
Wir rollten durch lichte Wälder auf dem Kamm der Blue Ridge Mountains mit immer wieder herrlicher Aussicht zu beiden Seiten. Mitten drin im Shenandoah Nationalpark unterbrachen wir die Fahrt auf dem Skyline Drive, um quasi in der Wildnis unseren Campingplatz aufzusuchen. Hier ist Bärenland und wir wurden streng verwarnt, keinerlei Lebensmittel oder auch nur nach Essen riechende Gefäße draußen stehen zu lassen.
Es gibt keinen Strom, keinen Handy-Empfang und kein Internet-Netz. Dafür viel Natur und Wanderwege. Die ersten Hirsche wurden schon rund um unsere Wohnmobile entdeckt und Rolf holte sofort seine Kamera.
Morgen gönnen wir uns einen richtigen Ruhetag, der seinen Namen auch verdient hat. Keine Kilometer und keine Stadtbesichtigung! Auch mal schön!
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