Tag 29 / Fahretappe 20: Tok - Fairbanks 334 Kilometer
Heute zur Abwechslung einmal ein Tag ohne große Höhepunkte
Wir hätten auch schreiben können "Besuch beim Weihnachtsmann bei 28 Grad im Schatten". Das hätte so in etwa den Tag schon ziemlich zusammen gefaßt.
Früh am Morgen, wie es inzwischen unsere Gewohnheit ist, brachen wir auf in Richtung Fairbanks, der zweitgrößten Stadt Alaskas. Nach dem wilden Ritt am Vortag war der gut ausgebaute Highway heute ein Genuß. Manchmal ging es leicht auf und ab......
....manchmal schnurgeradeaus.
Hin und wieder trafen wir einen stillen Beobachter am Straßenrand.
Dann wieder ging es auf beeindruckenden Brücken über unglaublich weite Flüsse, die nach der heftigen Schneeschmelze des Frühjahrs jetzt im Juni aussahen wie die Nordsee bei Ebbe.
Nach knapp zwei Stunden Fahrt erreichten wir bei Halbzeit der Etappe den strategisch wichtigen Ort Delta Junction. Hier wurde 1942 mit dem Bau des Alaska Highways von Norden aus begonnen. Am südlichsten Ende dieser Traumstraße in Dawson Creek hatten wir vor 10 Tagen gestanden und konnten uns kaum vorstellen, diesen 2400 Kilometer langen Weg zurück zu legen. Nun waren wir am historischen Ende des Alaska Highways angekommen.
Das kleine Sullivan Roadhouse Museum erinnert an die Pionierzeit und man staunt nicht schlecht, mit welchem Arbeitsgerät in der damaligen Zeit diese Straße durch unwegsames Gelände und über breite Flüsse in die nordische Wildnis gebaut wurde.
Delta Junction liegt nicht nur am berühmten Alaska Highway, sondern auch an einem anderen Großbau-Projekt: der Trans-Alaska-Pipeline. Als 1968 ganz im Norden Alaskas in der Prudhoe Bay Erdöl gefunden wurde, gab es keine Vertriebswege zu den Weltmärkten. Daher begann man 1974 mit dem Bau einer 1280 Kilometer langen Pipeline zum eisfreien Hafen Valdez, der auch noch auf unserer Route liegen wird.
Nach drei Jahren war dieses überdimensionale Rohr mit einem Durchmesser von 1,22 Metern teils unterirdisch, teils oberirdisch fertig verlegt. Hier in Delta Junction kann man sehen, wie die Pipeline auch über Flüsse hinweg verläuft. 630.000 Barrel also über eine Million Liter Rohöl werden darin täglich transportiert und zwar im arktischen Winter bei bis zu 57 Grad C Minustemperaturen.
So, das war der heutige Bildungsauftrag. Der nächste Stopp war Kitsch pur! In unserem Roadbook stand für den Navipunkt 181 "Wir sind am Nordpol". Das stimmt nicht so ganz. Der Ort, durch den wir auf dem Weg nach Fairbanks kamen, liegt nicht einmal nördlich des Polarkreises, er heißt bloß "North Pole". Und um dem Ganzen den richtigen Touch zu verleihen, grüßte ein riesiger Weihnachtsmann vom Straßenrand.
Natürlich sind wir auch zum Santa Claus House in der Nikolausstraße gefahren. Und wie hätte es anders sein können, im Vorgarten trafen wir Rudolph das Rentier und seine Gefährten.
Nun waren wir aber doch gespannt, wo Santa Claus denn wohnt.
Wir schauten hinein in sein Haus und siehe da: Mitten im Hochsommer herrscht hier immerwährende Weihnachtszeit. Menschen in Badeschlappen lassen sich mit dem alten Mann fotografieren oder bringen ihre Wunschzettel fürs nächste Christmas vorbei.
|
|
Was es nicht alles gibt. Bald danach erreichten wir Fairbanks und damit den nördlichsten Punkt unserer Tour. Hier sind wir trotzdem noch ganze 2809 Kilometer vom Nordpol entfernt, was man an den Temperaturen spürt. Es herrscht schönstes Sommerwetter und Uwe fragt sich schon, warum er in Whitehorse überhaupt seine Heizung hatte reparieren lassen.
|