Alle für Einen, Einer für Alle!
Der „Eine“ war in dem Fall Tomi, der heute bereits sehr früh - so gegen 6:15 Uhr - den Satz des Tages sagte: „Ich fahre als Letzter!“ Obwohl er mit Maja sonst früh startet und erst unterwegs frühstückt, hatte er den Ernst der Lage sofort erkannt und war bereit, eigene Gewohnheiten über den Haufen zu werfen, um sich in den Dienst der Gruppe zu stellen. Doch wo war der Ernst? Unser traumhaft schön gelegener Wald- und Wiesen- Stellplatz sah am Morgen immer noch genauso schön aus. Oberflächlich betrachtet!
Menschen mit einer gewissen Lebenserfahrung - und das sind schätzungsweise, über den Daumen gepeilt, mehr oder weniger alle die solch eine Tour in Richtung Seidenstraße unternehmen - also Menschen mit Lebenserfahrung hatten sich schon beim Einschlafen so ihre Gedanken gemacht, als die ersten Regentropfen fielen. Der Untergrund hatte sich vollgesaugt und der Kastenwagen, der um kurz nach 6 Uhr als Erster die Tagesetappe angreifen wollte, fuhr sich gnadenlos fest.
Wir Reiseleiter haben seit langem gelernt, daß es ein Job mit frühen Arbeitszeiten ist. Also war schieben angesagt. Tomi, ebenfalls Frühaufsteher, packte mit an und schnell kamen immer mehr helfende Hände zusammen und lösten das Problem. Bald sah allerdings auch die Ausfahrt aus der Wiese nicht mehr wirklich chic aus.
Die Rillen wurden immer tiefer und Tomi mußte seinen Bergegurt zum Einsatz bringen.
Dann kam ein Wohnmobil zwar schwungvoll von der Wiese, verließ das Grundstück, ließ alle aufatmen - und - steckte kurz danach dramatisch auf dem Feldweg fest, der zurück zur Asphaltstraße führte. Alarm!
Was nun? Tomi war mit seinem Bimobil noch dahinter. Also schlängelten sich Yvonne und Hans vorsichtig vorbei und nahmen Claude mit ihrem Allrad-Oman an den Haken.
Von hinten wurde geschoben, seitlich stabilisiert. Und mit gemeinsamer Anstrengung bekamen wir den Wagen wieder flott.
Nach und nach rollten alle Wohnmobile vom Platz und mußten sich nach der Devise „bloß nicht anhalten, schön links fahren, wird schon schiefgehen!“ über die einen Kilometer lange Matschpiste kämpfen. Von Minute zu Minute wurden die Bedingungen schlechter. Tomi und Maja harrten als Backup aus. Zuletzt fuhren die beiden Team-Fahrzeuge. Es war knapp, verdammt knapp, aber wir schafften es auf festen Untergrund. Juchuuh!
Und dann? Wir trauten unseren Augen nicht, als wir mit noch leicht erhöhtem Puls den Asphaltweg erreicht hatten. In der Ferne sahen wir einige unserer Fahrzeuge am Straßenrand mit einer Menschenansammlung. Was war jetzt passiert? Konnte selbst dort noch jemand in die weiche Bankette abgerutscht sein? Oh, nein!
Beim Näherkommen sahen die anderen schon unsere bangen Fragezeichen in den Augen. Was ist los?
„Ja, habt Ihr wirklich geglaubt, wir fahren los, bevor nicht der letzte in Sicherheit ist?“
kam die Antwort zurück. Das hat uns wirklich zutiefst gerührt! So eine tolle Truppe haben wir zusammen!
Vielen Dank Ihr Lieben! Einer für Alle, Alle für Einen!
Über weitgehend gerade lange Straßen fuhren wir dann unbeschadet zum Ziel in Krasnojarsk.
Nach einem heftigen Gewitter fanden wir alle auf einem Hotelparkplatz am Ufer des Flußes Enisey eine Lücke.
Die „Lücke“ mit der besten Aussicht spannten wir mit einer Wäscheleine ab und reservierten sie so für das Bimobil, damit nicht die Helfer, die bis zuletzt zurück bleiben, dies später büßen müssen.
Ein kleines Dankeschön für Maja und Tomi!
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In dieser schönen Umgebung veranstaltete Sascha abends wieder eine Russischstunde. Nach diesem ereignisreichen Tag war die Beteiligung allerdings nur mittelmäßig. Kein Wunder!
Wesentlich zahlreicher erschienen die Tour-Teilnehmer zum Sundowner an der Promenade vor unseren Wohnmobilen. Ziemlich mückenfreie Zone, untergehende Sonne, Wasserblick, Gitarrenmusik von singenden Russen, die einen Feiertag mit Sommerwetter genießen und viele gemeinsame Erlebnisse, die uns zusammen schweißen......wenn das kein Grund ist, mit einem kalten Bier auf vier Wochen Seidenstraße 2018 anzustoßen?
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