Tag 10 / Fahrtag 3: Oamaru - Dunedin 132 Kilometer
Im Land der Albatrosse
Immer weiter südwärts führt unsere Route entlang der wunderschönen Pazifik-Küste. Ein erster Zwischenstopp brachte uns heute zu den Moeraki Boulders, den tonnenschweren Steinkugeln, die aussehen als ob das Kind eines Riesen mit Murmeln gespielt hat.
Gelbes Kalzit wird zum Teil herausgepreßt und bildet ganz besonders hübsche Farbenspiele. Faszinierend, was die Natur alles hervorbringt.
Ein Gelb ganz anderer Art begegnete uns unterwegs auf dem Weg zur einstigen Goldgräberstadt Dunedin. Links Rapsfelder, rechts die Pacific Coast Railway, ein historischer Zug entlang der Küste, der heute nur noch touristische Bedeutung hat. Einen nennenswerten Personennahverkehr auf Schienen hat Neuseeland praktisch nicht.
Obwohl die einstmals reichste Stadt des Landes einen sehenswerten historischen Stadtkern hat, warfen wir nur einen Blick auf den Bahnhof im Stil der flämischen Renaissance. Bei seiner Fertigstellung 1906 wurde der Architekt George Troup wegen seiner "Lebkuchenbauweise" ausgelacht. Der englische König jedoch adelte ihn und heute ist der einen Kilometer lange Bahnsteig der längste von ganz Neuseeland.
Wir wollten uns nicht lange mit einer Besichtigung aufhalten, denn am frühen Nachmittag startete bereits die nächste gemeinsame Aktivität. Wir hatten einen Schiffsausflug zu einer Albatros-Kolonie gebucht und den ganzen Tag darauf gehofft, daß das Wetter halten würde. Der Mix aus Sonne, Wolken, Regen und starkem Wind schien zunächst nicht so verlockend für eine Seefahrt.
Aber wir sind ja Glückskinder! Bereits bei der Anfahrt zum Campingplatz, der auf der Halbinsel Otago liegt, lachte die Sonne, so daß wir das Bilderbuchpanorama genießen konnten.
Mit einem Bus ging's bequem zum Schiffsanleger, wo uns mitgeteilt wurde, daß dieses windige Wetter genau das richtige sei, um die Albatrosse in voller Größe zu sehen. Mit einer Flügelspannweite von 3 Metern gehört der Königsalbatros zusammen mit dem südamerikanischen Kondor zu den größten flugfähigen Vögeln der Welt.
Albatrosse meiden für gewöhnlich das Land. Sie leben jahrelang auf dem Meer und kommen nur zum Brüten auf festen Boden. Dazu suchen sie sich in der Regel Inseln. Die Taiaroa Kolonie, an deren Kliff wir mit unserem Boot ganz nah heran kamen, ist die einzige Festland-Brutkolonie weltweit.
Zunächst einmal sahen wir aber nur Kormorane in großer Zahl, Möwen, Robben und Sturmtaucher. Auch die Kormorane waren fleißig mit der Aufzucht ihrer Jungen beschäftigt.
Wir hielten die Augen offen und trotzten der stürmischen See. Die Schiffsbesatzung hatte feste Jacken verteilt und man hätte meinen können, wir seien auf dem Weg zu einer Polarexpedition. Ab und zu schwappte eine Ladung eiskaltes Meerwasser über Bord aber was uns nicht umbringt, macht uns nur noch härter.
Und dann erschienen sie endlich. Majestätisch zogen die riesigen Vögel ihre Runden. Ihre Flügelspannweite paßte manches Mal gar nicht ganz drauf auf ein Foto. Albatrosse kommen fast nur auf der Südhalbkugel vor und dort bevorzugen sie die polaren und subpolaren Breiten. Aha, deshalb müssen wir ab und zu frieren auf dieser Reise! Weil diese eleganten Flieger keine Wärme mögen.
Ein toller Ausflug bei strahlendem Sonnenschein und schönstem Fotografierwetter. Meistens waren die Seevögel uns aber einen Flügelschlag voraus, bis wir auf den Auslöser gedrückt hatten.....
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