Montag, 14. November 2022


Vorbereitung ist alles!


Um sich auf das heiße Klima bei der WM 1950 in Brasilien vorzubereiten, ließ der englische Verband seine Nationalspieler in einer ehemaligen Flugzeughalle trainieren, die mit Heißluft gefüllt wurde. Zusätzlich mussten die Spieler dicke Sweatshirts tragen. Trotzdem schied England in der Vorrunde aus.


Wie die Teams sich auf die bevorstehende Fußball-WM im heißen Wüstenstaat Katar vorbereiten, wissen wir natürlich nicht. Wichtig ist für uns an Bord, wie sich unser Kapitän und seine Crew auf die Passage rund um das Horn von Afrika präparieren. Immer wieder war es in der Vergangenheit zu Angriffen von Piraten aus Somalia gekommen.


Immer wieder mußten Lösegelder gezahlt werden, um Schiffe schließlich freizukaufen. Die Frequenz solcher Piraten-Angriffe ist zwar in letzter Zeit zurück gegangen - aber hier an Bord nimmt man diese Gefahr durchaus ernst. Man möchte vorbereitet sein.


Von heute Abend Sonnenuntergang bis übermorgen Sonnenuntergang werden auf den Außendecks rundum Wachposten platziert sein, die auf die weite See hinaus blicken, um etwaige Angreifer zu melden. Die Außendecks werden für uns Passagiere teilweise geschlossen sein. Keine Poolparty! Kein Licht! Verdunklung ist das Zauberwort! Alle Vorhänge müssen zugezogen sein, kein Licht auf den Balkonen!


Falls die Späher tatsächlich unidentifizierbare Boote in unserer Nähe entdecken, wird die Mein Schiff 5 einen Zickzack-Kurs einschlagen, der entsprechende Wellen produziert, damit man uns nicht folgen kann.


„Für den unwahrscheinlichen Fall“ eines Angriffs (so lautet die offizielle Version!) wird der Kapitän ein Codewort durchsagen. Daraufhin müssen alle Passagiere aus den Außen- und Balkonkabinen hinaus auf den Flur treten. Wer sich in öffentlichen Bereichen aufhält muß sich von den Fenstern weg in die Mitte des Schiffes begeben.


Wir fahren gerade entlang der Küste Saudi Arabiens und werden morgen die Meerenge Bab al-Mandab, das „Tor der Tränen“ zwischen dem Jemen und dem Horn von Afrika passieren.


Auf unsere Frage, ob es auch Waffen an Bord gibt, verneinte der Kapitän. Sie hätten Plakate in somalischer Sprache, die man hochhalten könne. Ob das wohl ein Scherz war?


Eins steht fest: Vorbereitung ist alles!





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