Ein Wunder ist geschehen!
Und dieses Wunder ist nicht das Ergebnis der vielen Moschee-Besuche, die wir in Usbekistan im Allgemeinen und heute in Buchara im Besonderen erlebt haben, sondern es wurde möglich durch eisernen Willen und eine Lebenseinstellung nach dem Motto „Geht nicht, gibt‘s nicht!“ Doch dazu später mehr....
Der Tag begann mit der Besichtigung der Freitagsmoschee Bola Xauz aus dem Jahr 1713. Von 20 Holzsäulen wird die imposante geschnitzte Decke getragen. Da sich schon immer ein Wasserbecken vor ihrem Eingang befand, wurde sie wegen des Spiegeleffekts auch Moschee der 40 Säulen genannt.
Die Holz-Kassettendecke des Iwans, wie das Hauptportal genannt wird, ist prachtvoll bemalt.
Gegenüber liegt die berühmte Zitadelle Ark, die einst dem Emir und seinem Gefolge als Regierungssitz diente. Vor dieser Stadtburg bauen sich Männer zum Foto auf: Fast perfekte Aufstellung, Licht so lala mit viel Schatten im Gesicht aber die Festung gibt einen guten Hintergrund. Doch dann kommt Unruhe in die Gruppe. Man fängt an, zu diskutieren und erklärt dem Fotografen, daß das Tüpfelchen auf dem „i“ noch die zufällig heran nahende Langnase wäre. „Laßt uns ihn mit aufs Bild holen!“.....
Und dann paßt auf einmal alles! Zitadelle mit männlicher Vorgruppe!
Im Inneren der Festung herrschten damals strenge Sitten. Es war eine Stadt in der Stadt, in der die Familie des Emirs wie in einem Gefängnis lebte. Man hatte große Angst vor Attentaten.
Nach der Besichtigung erkunden wir zu Fuß die Stadt. Schon wieder werden wir gestoppt.
„Warum fotografiert Ihr Mimosenbäume?“
„Wir sind keine Mimosen aber schön wie sind wir doch!“
Das Wahrzeichen von Buchara ragt seit dem 12. Jahrhundert in den Himmel: Das Minarett Kalon.
Der 50 m hohe Turm besticht durch seine naturfarbenen unglasierten Ziegel. Daneben konnten
wir den Innenhof der Kalon-Moschee besichtigen.
Überall in der Altstadt findet man Bazare und Souvenirhändler. Unser Stadtführer Aziz hat manchmal alle Mühe, die Konzentration auf geschichtliche Zusammenhänge zu lenken, wenn doch ringsherum die bunten Stoffe zum Shoppen locken.
Der Komplex Labi Xauz gehört zu den zentralen Plätzen der Stadt. Zu seiner Blütezeit war dies ein gigantischer Warenumschlagplatz, von dem aus die Händler auf den Bazaren beliefert wurden.
Hier befindet sich ein großes Wasserbecken - übersetzt Xauz - das heute als
Kulisse für einen famosen Biergarten dient.
Eher untypisch erscheinen die Reste der Medrese Chor Minor aus 1807, von der nur noch das Pförtnerhaus mit seinen vier Minaretten übrig geblieben ist. Die schlanke Form des Gebäudes ist so ungewöhnlich, daß das Ensemble mit den hellblau glasierten Kacheln neben dem Kalon-Minarett zum Wahrzeichen von Buchara wurde. Der Bauherr hatte sich nach einer Indien-Reise von der dortigen Architektur inspirieren lassen.
Der (fast) letzte Punkt auf der Tagesordnung war ein Spaziergang zum Samaniden Mausoleum aus dem 9./10. Jahrhundert. Diese älteste Prunkgrabstätte der islamischen Welt gehört zu den wichtigsten Bauwerken Zentralasiens. Einfache gebrannte Sandstein-Ziegel sind auf so kunstvolle Weise vielfältig gestaltet, daß wir beeindruckt waren von der technischen Meisterleistung.
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Und dann schritten wir zum allerletzten Punkt der Tagesordnung.
Vor der morgigen langen Fahretappe mußte wieder einmal Diesel beschafft werden.
Bei unserer Rückkehr zum Stellplatz standen die Kanister schon bereit.
Ararat sei Dank!
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Während wir alle damit beschäftigt waren, den Diesel richtig zu verteilen und einzufüllen, hatten wir plötzlich eine Erscheinung: Manfred und Renate rollten in ihrem Reisemobil heran und strahlten übers ganze Gesicht. Die Begrüßung fiel üppig aus! Schließlich hatten sie uns vor gut einem Monat mitten in China verlassen und wir hatten zwischenzeitlich fast alle Hoffnung verloren, daß Manfred seine Infektion überlebt.
Nach fast drei Wochen Krankenhausaufenthalt in China mit Zwischenstopp zur OP in Bangkok waren die beiden glücklich, am 2. September nachts von ihrer Familie am Heimatflughafen abgeholt zu werden. Ihr Reisemobil war inzwischen mithilfe von verschiedenen Fahrern aus China heraus gebracht und nach Bishkek gefahren worden. Von dort wollte Kostya die Rückführung organisieren.
Alles war schon besprochen, doch nach fünf Tagen zuhause packte Manfred (endlich fieberfrei!) und Renate das Reisefieber und sie beschlossen, nach fünf weiteren Tagen zu ihrem Reisemobil in die kirgisische Hauptstadt zu fliegen und die Gruppe wieder einzuholen. Ja, liebe Leser, Ihr reibt Euch vermutlich die Augen aber was wir hier schreiben ist die Wahrheit - nichts als die Wahrheit.
Wer ein richtiger Weltreisender ist, der holt sein Fahrzeug selbst nach Hause und wer immer von der Seidenstraße geträumt hat, der will sie auch fahren. Ein Flugticket war schnell gebucht. Kostya und das Büro von Abenteuer Osten organisierten die Aufholjagd von drei Ländern aus und sorgten für Begleitung und Unterstützung in Kirgistan und Usbekistan.
Manchmal ist das Schicksal brutal. Der Flug landete verspätet in Istanbul und der Anschlußflug konnte erst einen Tag später erreicht werden. Das tat weh! Alles war so genau getaktet gewesen. Zu guter letzt mußten die beiden an drei Tagen sechs (6!) Etappen fahren und das über die wirklich welligen, rümpeligen, kurvenreichen Bergstraßen Kirgistans und die wirklich welligen, rümpeligen mit raudihaften Fahrern gesegneten Straßen Usebkistans. Das zu schaffen grenzt an ein Wunder!
Nun sind wir wieder vollzählig und begrüßen Manfred und Renate respektvoll und freudig in der Gruppe!
Natürlich hatten sie nach diesem Höllenritt keine Lust mehr, die Altstadt bei Nacht zu besuchen. Dabei liegt unser Hotelparkplatz herrlich zentral.
Einige aus der Gruppe schlenderten gemeinsam zum Essen und konnten wieder einmal feststellen, daß im Dunkeln vielleicht alle Katzen grau sein mögen. Die Kamele und orientalischen Bauwerke in den Seidenstraßen-Städten sind alles andere als grau......Danke, Alex, für die Fotos!
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