Donnerstag, 17. Mai  2018
Wir sind gerade in Pskov / Russland

 

Die erste Schlacht ist geschlagen - oder - nach drei Wodka sind wir alle Brüder!

 

Ein wichtiger Tag war heute zu bewältigen. Es galt, die russische Grenze zu überqueren. Das Team von Abenteuer Osten in Gemeinschaftsarbeit mit unzähligen Partnern und Agenturen im Hintergrund hatte monatelang auf diesen Moment hingewirkt. Formulare waren ausgefüllt worden, Einladungen von russischen Firmen mußten eingeholt werden, damit wir alle sechs Wochen lang mit Business-Visum durch Russland reisen dürfen.

 

Im gestrigen Meeting war das Grenzprozedere genau besprochen worden. Im Roadbook wurden die Koordinaten eines Sammelpunktes vor der Grenze angegeben und die empfohlene Abfahrtszeit auf 7 Uhr festgelegt. 

 

Um 5:55 Uhr schmiß der Erste seinen Motor an, mehrere andere folgten in kurzem Abstand. Alle waren kribbelig, daß es nun tatsächlich losgehen sollte. Der frühe Start war für niemanden ein Problem, denn die Sonne steht hier oben im Norden zu dieser Jahreszeit hoch am Himmel.

 

 

Auf meist schnurgeraden Straßen mit einer ordentlichen Portion eingestreuter Bodenwellen fuhren wir in Richtung Osten, der Sonne entgegen. Die eine oder andere Baustelle sorgte dafür, daß die Fahrer konzentriert blieben und sich die Wohnmobilbesatzungen ärgerten, die ihrem Fahrzeug zum Tourbeginn noch einen Besuch in der Waschstraße spendiert hatten.

 

 

Am angegebenen Treffpunkt versammelten sich alle in lockerer Runde und legten noch ein zweites Frühstück ein.

 

 

Dann rollten wir die letzten Kilometer gemeinsam durch die estländische Bilderbuchlandschaft.

 

 

Ganz plötzlich stand die Wohnmobil-Schlange dann an einer Außengrenze der EU. Die Pässe wurden mehrfach kontrolliert, die Fahrzeugscheine ebenso und dann war Geduld gefragt. Geschlagene zwei Stunden dauerte es, bis die 21 Wohnmobile alle durchsucht und die Pässe abgestempelt waren. Nach was genau man bei der Ausreise suchen kann, erschloß sich uns nicht.

 

 

Alle Grenzbeamten waren höchst professionell, ausgesprochen freundlich und angenehm im Umgang. Das Verfahren allerdings war langwierig.

Dann fuhren wir auf der russischen Seite in die Wartespur. Jetzt hieß es Ruhe bewahren. Dima, der hauptverantwortliche Reiseleiter für den Russland/Mongolei-Teil, hatte die Behörden überzeugt, daß es effektiver sein könnte, wenn er einen Tisch aufbaut und die auf kyrillisch für uns unverständlich geschriebenen Zollformulare selbst ausfüllt. Wir kommen so schneller über die Grenze und die Uniformierten haben schneller wieder ihre Ruhe. Eine klassische Win-Win-Situation.

 

Nachdem die Grenzer in jedes Staufach geschaut und ein kleiner Spürhund nach Drogen und Waffen geschnüffelt hatte, durften wir die Grenze passieren. Puhh, war ja rascher gegangen als gedacht. Nun folgte die nächste kleine Zeitfalle. Eine russische KFZ-Versicherung sollte abgeschlossen werden. Auch für solche Fälle hat Abenteuer Osten eine Spezialkraft im Einsatz. Die Burjatin Sascha war extra angereist, um uns an einer Tankstelle beim Abschluß der Versicherung zu unterstützen. Ihr Mann, Tsyren, zeigte derweil den staunenden Teilnehmern wie das Tanken in Russland funktioniert.

 

 

Die beiden Sympathieträger werden uns als lokale Guides die nächsten Wochen begleiten. Bei allen Reiseteilnehmern hat es sofort gefunkt. Die Chemie stimmt. Jeder mag die beiden jungen Leute. 

 

Auf einem gut ausgestatteten ganz neuen Campingplatz fand die heutige Fahretappe ihr Ende. Bei einem kurzen Meeting wurden russische Autoatlanten verteilt und jeder erhielt eine russische SIM-Karte zum kostengünstigen Telefonieren mitsamt 10 GB Datenvolumen. Das nennt man Service! Und dieser Service ermöglicht uns, den Tagebuchbeitrag nahtlos weiter schreiben zu können trotz Grenzübergang.

 

 

Es fand zwar in diesem Moment die Fahretappe ihr Ende, nicht aber der Abend. Zum Auftakt unseres Russland-Besuchs sollte es noch etwas Unterricht in Landeskunde geben. Ein typisch russisches Abendessen wurde aufgefahren. Sehr lecker und eine weitere Gelegenheit, sich besser kennen zu lernen.

 

 

Nachdem die Vorspeisen serviert waren, erschien der Chef des Campingplatzes persönlich und brachte einige Trinksprüche aus. Er ist Abgeordneter und gleichzeitig erfolgreicher Business-Man. Das hielt ihn aber nicht davon ab, eins ums andere Mal „na sdorovje!“ zu rufen und mit jedem einzeln anzustoßen. Er plädierte dafür, anstatt sich zu streiten, lieber miteinander zu trinken und sich die Welt friedvoll zu teilen. „Nach dem dritten Wodka sind wir alle Brüder!“ so weit seine Philosophie. Und tatsächlich, die Flaschen leerten sich und die Gläser wurden immer bis zum letzten Tropfen ausgetrunken.

Der Rest, der im Glas bleiben sollte, sei für die Kopfschmerzen verantwortlich - deshalb lieber gleich ganz austrinken!

 

 

Daß wir uns gleich am ersten Abend mit einem Russen verbrüdern, das hätten wir auch nicht vorher geahnt. Daß es morgen früh eine Stadtbesichtigung gibt, bevor wir wieder auf die Piste gehen, ist ein kluger Schachzug von Kostyas Reiseplanung. So bleibt mehr Zeit, um wieder komplett nüchtern zu werden........

 

Spokoynoy nochi! Gute Nacht!


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