Dienstag, 17. Oktober  2017
Wir sind gerade in ? ? ? ?

12. Tag / Fahrtag 7: Bundaberg - Rockhampton 322 Kilometer

 

Grüße aus dem Nirgendwo, vom Nordufer des Littabella Creek

 

Während wir diese Zeilen schreiben, hoffen wir, daß alle unsere Reisegefährten den Fahrtag 7 heil überstanden haben und tatsächlich wie geplant in Rockhampton angekommen sind. Bei uns wird die Etappe mit viel Glück heißen "Bundaberg - Bundaberg", die Wahrscheinlichkeit ist allerdings extrem hoch, daß sie sogar korrigiert werden muß zu "Bundaberg - Littabella Creek".

 

Was war passiert? Nachdem es in den letzten Tagen fast ununterbrochen geregnet und in der Nacht auch gestürmt hatte, wunderte es uns nicht, daß wir am Morgen bei grauem Himmel und aufgewühlter See aufbrechen mußten.

 

 

Alle, die uns kennen, wissen, daß wir absolut keine Frühaufsteher sind, im Rahmen der Reiseleitung aber ganz hoch über unseren Schatten springen und bei Tagesanbruch losfahren, um im Ziel alles regeln zu können, bevor die Gruppe eintrifft. Das wurde uns heute zum Verhängnis.

 

Die Felder um unseren Übernachtungsplatz Bundaberg herum waren alle überschwemmt. Kein Wunder, hatte ja auch viel geregnet. Noch dachten wir uns nichts dabei.

 

 

Die traditionsreiche Ingwerbier-Brauerei und die hübschen Kolonialgebäude der Stadt schauten wir nur im Vorbeifahren an, denn bei Regen macht eine Stadtbesichtigung nicht wirklich Spaß.

 

 

Bei der Ausfahrt aus Bundaberg sprang uns ein Schild ins Auge, daß für verschiedene Straßen, verschiedene Warnstufen angab.

Von Bundaberg bis Rosedale wurde in gelber Schrift um Vorsicht gebeten.

Von Rosedale nach Miriam Vale waren offensichtlich die Straßen offen und nach Agnes Water wollten wir sowieso nicht.

Alles klar, dachten wir vergnügt. 

 

Schon bald warnte ein Schild am Straßenrand vor "water over road". Na, das war ja noch nicht so dramatisch.

 

 

Etwas weiter entlang des Weges wurde es schon mehr mit dem Wasser aber der weiße Mittelstrich blieb zu sehen.

 

 

Irgendwie schien das Wasser nicht nur mehr, sondern auch tiefer zu werden. Macht nix!

 

 

Dann aber fingen wir an, die Wasserstandsanzeiger in den Gräben genauer zu beachten. Die Fließgeschwindigkeit schien zuzunehmen. Weiter ging die Fahrt, wir wollten ja schließlich nach Rockhampton.

 

 

Aber dann nahm die fröhliche Fahrt ein jähes Ende. Nun war die Straße komplett verschwunden und eine unkalkulierbare Strömung bahnte sich ihren Lauf.

 

 

 

Was tun? Nach einer kurzen Inspektion entschieden wir uns, umzudrehen und nach Bunderberg zurückzufahren. Zu dem Zeitpunkt waren wir bereits fast 100 Kilometer gefahren und es gab keine Möglichkeit, zwischendurch eine andere Verbindungsstraße zu benutzen. So ganz viele Straßen gibt es nämlich hier nicht.

 

 

Da es weiter wie aus Eimern schüttete, war uns klar, daß wir uns beeilen müssen, wenn wir einer kompletten Überflutung des Weges entgehen wollen. Inzwischen blinkten auf dem Rückweg Flut-Warnschilder, die sich auf dem Hinweg noch still verhalten hatten. Also, Augen zu und durch! Na, bitte! Geht doch!

 

 

Ja, und dann ging's auf einmal eben nicht mehr. Die Senke am Littabella Creek war komplett geflutet, die Wasserstandsmarkierung zeigte 60 cm. Nur kurze Zeit zuvor auf dem Hinweg war sie noch bei 20 cm gewesen. Die "60" sahen wir aber nur aus den Augenwinkeln.......und dann steckten wir schon fest. Mitten in der Mitte, wo das Wasser am höchsten war, hatte der Motor sich verabschiedet und ließ sich nicht mehr starten. 

 

 

Was nun? Um uns herum heftige Strömung, das Wasser stieg beim Zusehen und sofort tauchten Bilder im Kopf auf von weg gespülten Fahrzeugen, Personen, die sich mit Mühe durchs Fenster vor dem Ertrinken retten usw. 

Während wir noch nachdachten, was zu tun sei und uns selbst verfluchten, daß wir nicht am anderen "Ufer" stehen geblieben waren, stieg ein beherzter PKW-Fahrer aus und watete zu uns.

 

 

Auf der anderen Seite erschienen plötzlich mehrere Wohnmobile unserer Gruppe. Auch von dieser Seite kam Hilfe. Außer Sonny und Franz schob auch eine junge Australierin, die erzählte, daß sie bei der freiwilligen Feuerwehr und den Rettungssanitätern sei und deshalb immer zum Helfen bereit.

 

 

Als wir wieder festen Boden unter den Rädern hatten, waren wir zunächst einmal erleichtert, daß wir nicht weggespült werden. Trotzdem waren wir nach wie vor bewegungsunfähig aus zwei Gründen. Erstens waren wir zwischen zwei unpassierbaren Straßenabschnitten eingeklemmt,  zweitens hatte wahrscheinlich der Luftfilter Wasser angesaugt....auf jeden Fall lief der Motor nicht. Wir mußten also unseren Helfern zuwinken und zusehen, wie sie ihre Wohnmobile umdrehten und es hoffentlich schafften, irgendwie zurück auf die Bundesstraße zu gelangen.

 

 

Zu allem Überfluß hatte unser Handy in dieser gottverlassenen Gegend kein Netz. Immerhin funktionierte unser mobiles Internet und so konnten wir Kontakt mit der Vermietfirma aufnehmen. Diese beauftragte zwar sofort einen Pannendienst aber derzeit ist kein Durchkommen in diesen Teil Australiens. Wir harren also der Dinge.

 

Die Australier sind in solchen Situationen cool drauf. Zwei junge Leute packten ihre Surfbretter aus und nutzten die Gunst der Stunde.

 

 

Wir haben den Kompressor-Kühlschrank ausgeschaltet, um Strom zu sparen. Mal sehen, wie lange er hält. Wer weiß, wann jemals ein Pannendienst zu uns vordringen kann. Wir stehen jetzt mit zwei anderen PKWs und zwei Wohnwagen im Nirgendwo und sehen zu, wie das Wasser steigt. Es regnet nach wie vor heftig. Immerhin werden wir nicht erfrieren und nicht verdursten. Wir richten uns auf die Nacht ein......


zurück zum Reisebericht "Australien 2017" ⇒ 

 

 

Nach oben