Auch Wolkenkratzer haben mal als Keller angefangen......
......und große Ideen brauchten Idealisten, um sie mit Leben zu füllen. Wir hatten heute einen „Bildungstag“. Mitten im Zentrum des harschen Outbacks Australiens werden mehrere lebensnotwendige Institutionen koordiniert - und alle waren es wert, näher betrachtet zu werden.
Nur zehn Jahre nachdem der Entdecker und Landvermesser Stuart einen durchgehenden Landweg von Adelaide im Süden nach Darwin im Norden gefunden hatte, baute man entlang dieser Route eine Telegrafenleitung mitten durch das heiße, lebensfeindliche Nichts der australischen Mitte. 1872 war sie vollendet, brauchte aber wegen der schlechten Leitfähigkeit des ursprünglich genutzten Eisendrahts regelmäßig platzierte Relais-Stationen. Eine davon war der Grund für die Entstehung von Alice Springs.
Bis zur Inbetriebnahme der Telegrafenleitung am 22. August 1872 hatte die Nachrichtenübermittlung ins Mutterland Großbritannien teilweise Wochen oder Monate mit Schiffspost gebraucht. Jetzt aber mithilfe des Überseekabels aus Java und 36.000 hölzernen Telegrafenmasten wurde die Welt plötzlich kleiner. Ein besonderes Gefühl für uns alle, an einem historisch so wichtigen Ort zu stehen.
Gemeinsam mit unserem sachkundigen Guide Marcel besuchten wir als nächstes dieZentrale des „Royal Flying Doctor Service“.
Marcel zeigte uns auf einem alle paar Sekunden aktualisierten Monitor die Rettungsflugzeuge, die gerade im Einsatz sind. Man kann nur mit Mühe ermessen, wie so ein riesiges karges Land medizinisch effektiv versorgt wird.
Um diesen Service ins Leben zu rufen, brauchte John Flynn nicht nur Idealismus, Flugzeuge, Ärzte und Krankenschwestern, sondern auch ein leicht bedienbares und vom Stromnetz unabhängiges Funksystem. Alfred Traeger entwickelte ein Pedalsystem, mit dem man auch von entlegenen Gegenden einen Hilferuf absetzen konnte. Auf allen Farmen gibt es heutzutage Landebahnen aus gestampfter Erde und einen Notfallkoffer mit nummerierten Medikamenten.
Auch das weltweit größte Klassenzimmer war zunächst von Funkverbindungen abhängig. Seit Juni 1951 wurden bereits mehrere Generationen der völlig isoliert lebenden Kinder im Fernunterricht ausgebildet.
Heute läuft die schulische Betreuung meist übers Internet. Wir durften an der Live-Produktion einer Unterrichtsstunde teilnehmen.
Die Lehrerin tanzte und sang für die an den Monitoren im Outback sitzenden Kinder. Damit wird eine Fläche abgedeckt, die etwa 3 1/2 mal so groß ist wie Deutschland. Die zugeschalteten Schüler können direkt mit der Lehrkraft kommunizieren. Echt spannend!
Vom ANZAC-Hügel ließen wir uns die Lage der Stadt am Fuße der MacDonnell Ranges erklären. All das bringt uns die Lebensweise unseres Gastlandes näher. Obwohl es verdammt schwer ist, sich vorzustellen, ein Leben unter diesen ganz besonders harten Bedingungen zu führen.
Als Bonbon hatten wir für den Abend Andrew eingeladen, einen der wenigen weißen Didgeridoo-Spieler. Er hatte ursprünglich in Sydney gelebt und war für einen harten Job ins Zentrum Australiens gekommen, wo er von den Ureinwohnern im Outback die Kunst, dieses besondere Instrument spielen zu können, gelernt hat. Unfaßbar, was für Töne er diesen ausgehöhlten Eukalyptus-Stämmen entlockte. Jedes seiner Lieder erzählte zudem eine Geschichte und zog uns in seinen Bann.
Besondere Hochachtung bekamen wir vor seiner musikalischen Leistung, als einige von uns versuchten, es ihm gleich zu tun. Die Klänge, die den Raum erfüllten, erinnerten eher an einen Elefanten mit Zahnschmerzen, der sich gleichzeitig seinen Rüssel eingeklemmt hat.
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