Donnerstag, 18. Juli  2019
Wir sind gerade in Erenhot

 

Voller Energie ins Reich der Mitte

 

Aus guten Grund hatten wir direkt am Weltenergiezentrum übernachtet. Wir wollten uns für den Grenzübertritt nach China stärken. Dieser Ort in der Wüste Gobi ist für Buddhisten heilig. Er geht zurück auf das mystische Königreich Shambhala, das irgendwo in Asien verborgen sein soll. Es soll das Zentrum der Welt sein. Nach der muslimischen Invasion von Zentralasien im 9. Jahrhundert wurde dieses Königreich unsichtbar und kann nur noch von Menschen reinen Herzens gefunden werden. So viel zur buddhistischen Lehre.

 

 

Bei Sonnenaufgang, gegen 5:30 Uhr, soll man diese Ansammlung von Stupas und Tempeln besuchen und alle unreinen Gedanken hinter sich lassen. Das Farbspiel aus weißen Stupas, rotem Wüstensand und blauem Himmel ist bereits ungeheuer energiegeladen.

 

 

Auch den Gebetsmühlen kann man einen Wunsch mit auf den Weg geben, wenn sie sich immer wieder um sich selbst drehen. Wir wünschten uns die Gelassenheit eines Buddhas und die Kraft eines Löwen beim bevorstehenden Grenzprozedere.

 

 

Der Religionsführer und Philosoph Danzan Ravjaa hatte 1818 den genauen Ort beschrieben, an dem einer der Eingänge des geheimnisvollen Königreichs sein soll. In die Nähe dieses Ortes Shambhala baute er das Kloster Khamryn Khiid, das sich plötzlich wie eine Fata Morgana aus dem Wüstensand erhebt.

Das Kloster wurde zur Stalinzeit zerstört, wie viele religiöse Stätten, ist nun aber wieder aufgebaut worden und lädt zur Besichtigung ein. Ein heiliger Ort!

Nicht nur unsere mentalen Kräfte, auch unsere weltlichen Ressourcen sollten vor dem Grenzübergang noch einmal aufgefüllt werden. In China werden wir aus Sicherheitsgründen kein Gas bekommen. In Saynshand wurden Flaschen und Tanks daher randvoll gemacht mit Hilfe unserer mongolischen Dolmetscherin.

 

Der kleine Ort inmitten der Gobi bot uns alles, was wir brauchen. Während die einen Gas tankten, wollten die anderen Wasser tanken. Dazu muß man wissen, daß es in der Wüste nicht einfach so einen Wasserhahn an Tankstellen gibt, aus dem man sich großzügig bedienen kann.

Man muß ein Wasserhäuschen finden, das von einer zuständigen Person bedient wird. Die Augen der Einheimischen wurden immer größer, als sie eine Karawane von durstigen Wohnmobilen dabei beobachteten, wie sie Schläuche in ihre Fahrzeuge hielten.

 

 

Die Wüste Gobi schluckte uns danach wieder. Wir ließen die Stadt hinter uns und die karge trockene Landschaft auf uns wirken. Die letzte Nacht auf mongolischem Boden verbrachten wir kurz vor der Grenze in der Steppe.

 

 

Manchmal müssen Zufahrten vom Reiseleiter auch von Hand eingeebnet werden.

 

 

Vor dem großen Tag - vor der gemeinsamen Einfahrt in die Volksrepublik China - fiel das Meeting etwas umfangreicher aus. Da Schatten in der Wüste Gobi ein rares Gut ist, rückten wir alle näher zusammen.

 

 

Am nächsten Morgen war die Spannung dann mit Händen zu Greifen. Die Zufahrt zum Grenzterminal war abenteuerlich. Die jungen Grenzschützer strahlten uns freundlich an und fragten in ein paar gebrochenen Deutschfetzen, ob wir die Fußballspieler Mezud Özil oder Bastian Schweinsteiger kennen.

 

 

Zwischendurch war immer mal ein kleines Päuschen angesagt. Doch das kann Reisemobilisten nun wirklich nicht aus der Ruhe bringen.

 

 

Alles lief „speditiv“, wie unsere Schweizer zu sagen pflegen. Ruckzuck waren wir raus aus der Mongolei und trafen unsere lokalen Guides Yong Zhi und Zhang im modernen Grenzgebäude auf chinesischem Boden. Nach der Passkontrolle versammelten sich alle Fahrzeuge im Zoll unter dem großen Regenbogen, wo die Fahrgestell- und Motornummern geprüft wurden. Diesen Regenbogen wollen wir als Symbol der Freundschaft nehmen, die uns Europäer nun mit dem riesigen, spannenden und farbenfrohen China verbinden soll.

 

 

Für gewöhnlich dauert es mehrere Tage, bis ausländische Fahrzeuge von Peking die Einreise-Genehmigung erhalten. Mit den über Jahre gewachsenen weit verzweigten Beziehungen von Abenteuer Osten gelang es uns, schon am selben Nachmittag weiter zu fahren - und zwar im eigenen Wohnmobil. Der Zollhof wurde kurzer Hand in einen Hotelparkplatz verlegt. Welch ein Luxus! 

 

Natürlich begann das Team sofort mit der Arbeit, während sich unsere Tour-Teilnehmer zu Fuß frei bewegen konnten. Frau Hu und Yong Zhi bereiteten im Team-Fahrzeug die Versicherungs-Aufkleber vor und Wolfgang kann nur staunen, wie effektiv die ganze Sache läuft.

 

 

Dann die große Überraschung: Bereits für denselben Abend kündigt sich die Polizei an für eine weitere Kontrolle der Reisemobile. Sollten wir tatsächlich schon so schnell die Freigabe bekommen?

 

 

Die Antwort ist „ja“. Stolz werden die neuen Nummernschilder und unsere chinesischen Führerscheine präsentiert. Hans-Hermann kümmert sich derweil um unsere unverzichtbare Frau Hu, die schon so viele Grenzübergänge für Abenteuer Osten möglich gemacht hat, und die nette Polizistin mit dem liebenswerten Lächeln.

Ob die High Heels zur Uniform gehören?

 


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