Donnerstag, 19. April  2018
Wir sind gerade in Xi‘an / China

Buntes China - am Tag 3

 

Eigentlich könnten wir jetzt schon nach Hause fahren. Wir haben das Gefühl, bereits drei Wochen in diesem spannenden Land zu sein und nicht erst drei Tage. Unser Ablaufplan, den Kostyas Chinaexperte für uns zusammengestellt hatte, sah heute einen Ruhetag vor. Herr Li hatte allerdings erklärt, er würde uns am späten Nachmittag abholen, denn donnerstags passen die Zahlen seines Nummernschildes und er darf sein Auto benutzen. Damit wollte er uns ein wenig in der Altstadt herumfahren.

 

Nach dem Frühstück schmiedeten wir Pläne, denn der Tag wäre viel zu schade gewesen, um ihn im Hotel zu verbringen. Da China eben China ist, konnten wir uns nicht einfach auf den Weg machen, sondern mußten uns etwas vorbereiten. Noch nie sind wir in einem Land gewesen, dessen Sprache wir nicht sprechen. Fast überall kamen wir mit Englisch prima durch - außer bei den sprachmuffeligen Franzosen und da klappt‘s dann eben auf Französisch.

 

Aber in China spricht sogar fast das gesamte Hotelpersonal nur Chinesisch, von Taxifahrern ganz zu schweigen. Also ließen wir uns auf einem Stadtplan erklären, wo das Leben pulsiert. Der Glockenturm war im Reiseführer als touristischer Hotspot angegeben und so ließen wir uns dieses Wort in chinesischen Schriftzeichen aufmalen. So bewaffnet suchten wir ein freies Taxi und hielten den Zettel dem Fahrer unter die Nase. Er nickte und fuhr los.

 

Da wir uns nicht hundertprozentig sicher waren, ob er die Zeichen richtig gedeutet hatte, versuchten wir uns die Strecke einzuprägen, um notfalls wie Hänsel und Gretel allein wieder zurück zu finden. Wenn man sich überall auf der Welt aus allen möglichen und unmöglichen Situationen heraus gequatscht hat, dann fühlt man sich ohne Sprachkenntnisse irgendwie ausgeliefert. Der Weg wurde lang und länger, stimmte aber mit unserem Stadtplan überein und so waren wir erleichtert, als wir tatsächlich nach etwa 20 Minuten den Glockenturm sahen.

 

 

Für die Fahrt zeigte das Taxameter 13 Yuan an. Obwohl Trinkgeld nicht üblich ist, reichten wir 3 Fünfyuan-Scheine durch die vergitterte Abtrennung, was etwa 2 Euro entspricht. Wir waren erleichtert gewesen, als wir feststellten, daß tatsächlich eine Taxiuhr mitlief, denn die rudimentären Englischkenntnisse der Rezeptionistin ließen keine Antwort auf die Frage zu, wie man sich denn über den Fahrpreis verständigen könne. Zu Fuß fühlten wir uns schon sicherer. Mithilfe des Stadtplans fanden wir schnell den Trommelturm, der ebenfalls ein Wahrzeichen von Xi‘an darstellt. Hier wurden früher Trommeln angeschlagen als Zeichen dafür, daß die Stadttore geschlossen werden sollten.

 

 

Die Reiseliteratur hatte angekündigt, daß man in der Nähe des Trommelturms den großen Markt im muslimischen Viertel finden würde. Überall, wo es Märkte gibt, gibt es viel zu sehen, zu riechen, zu staunen. Da wollten wir hin. Und tatsächlich waren wir im Handumdrehen mittendrin.

 

 

Und mittendrin heißt in dem Fall richtig tief drin im Getümmel und Gewusel der Stände, Leute, Fahrräder, Mopedfahrer, Marktschreier und Duftnoten.

 

 

Der helle Wahnsinn, ein kulinarisches wohl geordnetes Chaos!

Während eine Chinesin verblüfft prüft, ob der wabernde Dampf um den angebotenen Joghurt heiß oder kalt bedeutet, werden nebenan Schafe zerlegt.

(Es handelt sich übrigens um flüssigen Stickstoff, der das Milchprodukt werbewirksam kühlt!)

Wir brauchten eine Weile, um herauszufinden, was denn die krabbelig aussehenden Spieße darstellen. Fragen nützt schließlich nichts, wenn man die Antwort nicht versteht. Ein paar bunte Bildchen klärten auf, daß es Krebse und Tintenfische sind, in die die Leute rings um uns herum so kräftig hinein bissen.

 

 

Auch Lammfüße war weit verbreitet.

Hoch aufgestapelt konnte man sie an jeder Ecke in den unterschiedlichsten Garstufen erwerben.

Alles sah frisch und appetitlich aus.

Ein Himmelreich für alle, die experimentierfreudig sind.

Auch für Nachtisch war gesorgt. Ein junger Mann zog und faltete, zog noch länger und faltete wieder. Die Produktion seiner Süßwaren war eine kräftezehrende und langwierige Angelegenheit. Spannend zuzuschauen!

 

 

Von all diesem bunten Warenangebot könnten wir natürlich noch viele Bilder zeigen. Ein Markterlebnis live werden die Fotos nie vermitteln können. Wir mußten die Tintenkrabbenschafsfüße leider auslassen und haben nur bei den drei Hübschen noch länger zugeschaut, wie liebevoll sie Maultaschen zubereiteten. Für uns war nämlich am Abend ein Maultaschenessen samt Showprogramm reserviert worden. Herrn Li sei Dank!

 

 

Xi‘an ist die Hauptstadt der Maultaschen, die hier mit besonders viel Liebe hergestellt werden. Die Besonderheit ist, daß die äußere Form dieser gedämpften kleinen Teigwaren darauf schließen läßt, was sich im Inneren verbirgt. Die Täschchen mit Schweinefleischfüllung haben Schnauzen und Schweinsäuglein und diejenigen mit Fischfüllung erinnern verdammt an die Schleierschwänze im heimischen Aquarium.

 

 

Nachdem zum Abschluß auch noch süße Maultaschen in Walnussform gebracht wurden, konnte das Tanz- und Musikprogramm beginnen. Die bunten Kostüme und traditionellen Tänze aus der Tang-Dynastie

waren das I-Tüpfelchen auf einem gelungenen Tag. WOW!

 


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