Verbringe nicht die Zeit mit der Suche nach einem Hindernis. Vielleicht ist keines da.
(Franz Kafka)
Jeder Grenzübergang hat so seine speziellen Erfordernisse und verlangt in aller Regel eine Portion Geduld und außerdem Geduld, vielleicht sogar noch etwas mehr Geduld. Die Geduldsprobe begann schon am Start als eines der Teamfahrzeuge nicht anspringen wollte.
Jörn und Su blieben als Backup zurück, um notfalls als Abschleppdienst dafür zu sorgen, daß alle unsere Reisemobile gemeinsam über die Grenze kommen. Für so ein erfahrenes gut aufgestelltes Team ist das kein echtes Hindernis auf dem Weg von einem Land ins andere. Ararat konnte aber der Gruppe einen letzten Dienst erweisen, indem er Alex Auto mit einer Spritinjektion mithilfe einer sterilen Spritze wieder flott bekam. Dann war sein Job beendet und wir entließen Dr. Ararat auf den 1000 km langen Heimweg nach Samarkand.
Derweil organisierten Kathrin & Hans-Hermann die Ausreise aus Usbekistan und waren auf das Schlimmste gefaßt. Zunächst blieb das Grenztor noch geschlossen. 9 Uhr war als Öffnungszeit angekündigt. Die schwarz-weißen Barrieren erwiesen sich allerdings nicht als Hindernis.
Die Beamten begannen nämlich schon 30 Minuten früher als angekündigt, zu arbeiten. Und nach weniger als zwei Stunden waren alle 22 Reisemobile abgefertigt und auf dem Weg ins Niemandsland. Auch dort schien uns jemand schwarz-weiße Steine in den Weg gelegt zu haben.
Wie sich herausstellte: Kein echtes Hindernis! Unsere Fahrzeuge konnten locker drum herum navigieren und erschienen alsbald am turkmenischen Zoll. Es war wie beim Springreiten: Nach den Ochsern und Doppelochsern wartete auch noch der Wassergraben. Meist ein gefürchtetes Hindernis, heute für unsere Seidenstraßen-Gruppe eine einfache Übung.
Noch einmal vergingen drei Stunden, bis alle Pässe gestempelt, alle Fahrzeuge verzollt, alle Einreise-Dollars gerollt waren. Mit der frühzeitigen Beschaffung der turkmenischen Visa hatte die beauftragte Agentur ein weiteres Hindernis aus dem Weg geräumt, bevor wir es überhaupt erreicht hatten. Ein turkmenischer Guide war zur Grenze gekommen, um uns bei den Formalitäten zu helfen. Eine weitere lokale Fremdenführerin erwartete uns direkt nach der Ausreise und lief die immer länger werdende Reisemobil-Schlange ab mit den Worten:
„Hallo mein Name ist Rosa, ich bin die Begleiterin.“
Als es alle geschafft hatten und noch dazu schneller als gedacht, fuhren wir die letzten zehn Kilometer im Konvoi nach Dashoguz zu dem vorbestellten Hotelparkplatz. In den Straßen der Stadt wurden wir von allen Seiten freudig empfangen. Es war gerade Schulschluß und die Kinder werden eine Menge zu erzählen haben, wenn sie nach Hause kommen. Mit großen Augen winkten sie uns in ihrer farbenprächtigen Schuluniform fröhlich zu.
Im Ziel parkten alle mit etwas Mühe ein, fuhren auf Keile, verkabelten sich an den Stromanschlüssen, stellten Tische und Stühle raus und wollten gerade den Rest des Tages gemütlich einläuten und mit einem der letzten Biere vor dem abstinenten Iran auf den gelungenen Grenzübergang anstoßen. Da kam die verstörende Nachricht, daß wir auf einen anderen Hotelparkplatz umziehen müssen.
Nun zeigte sich, warum das Land bei uns intern „Absurdistan“ heißt. Obwohl gebucht und bestätigt, waren wir plötzlich nicht mehr genehm. Alex und Hans-Hermann erkundeten den Ersatzplatz während Jörn ein Blitz-Meeting abhielt, um die Gruppe von dieser Planänderung in Kenntnis zu setzen. Wie sich herausstellte, ist der neue Platz sogar besser als der ursprünglich angedachte, so daß auch dieser Umzug kein Hindernis darstellte.
So weit der Start ins siebte Land unserer Seidenstraßen-Tour. Auch wenn wir nur eine Woche Zeit eingeplant haben, so sind wir doch gespannt, was uns in Absurdistan noch so alles erwarten wird.......
Wie immer werden wir gern darüber berichten. Die Internet-Situation ist allerdings ziemlich unbefriedigend und "absurd". So bitten wir um Geduld!
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