14. Tag / Fahrtag 9: Eigentlich vorgesehen Rubyvale - Mackay 380 Kilometer
(tatsächlich gefahren, besser abgeschleppt, 3 Km aus dem Busch in ein 2-Häuser-Nest)
Wenn Plan A nicht funktioniert, keine Panik! Das Leben hat noch 25 andere Buchstaben.
Plan A wäre natürlich gewesen, mit der Gruppe von Rubyvale nach Mackay zu fahren. Alle hatten am Vorabend ein nettes Gemeinschaftsessen gehabt, wovon man uns Fotos zusandte. Das war ein hübscher Trost, denn so wußten wir, daß es allen gut geht und die Laune nicht besser hätte sein können. Per E-mail waren wir weiter mit dem Kuga-Büro in Kulmbach verbunden. Von dort wurden die Reiseteilnehmer so gut es ging betreut.
Wir verbrachten eine weitere Nacht im Busch und waren im Nachhinein froh, daß die Einheimischen erst heute Morgen von den Krokodilen berichteten, die zwar nur vereinzelt, aber doch immer wieder in dieser Gegend gesichtet werden. "Aber bestimmt keine gefährlichen Salzwasserkrokodile?" war unsere besorgte Frage. Die Sorge konnte uns nicht genommen werden. Da das Meer nur etwa 3 Kilometer entfernt liegt, werden immer wieder bei diesen Hochwassersituationen "Salties" die Bäche hinauf gespült. Na, klasse!
Plan B war eine schnelle Rettung mittels Abschleppwagen, sobald die Straße wieder passierbar ist. Ab 5 Uhr morgens rollten ein paar Fahrzeuge, das gab uns Mut. Es stellte sich heraus, daß es sich dabei um die "Bridge-Boys" handelte, wie die Leute aus der Umgebung sie nannten. Die Brücken wurden von ihnen auf Schäden untersucht, erst dann sollte die Straße offiziell frei gegeben werden.
Auch dieser Plan scheiterte, weil natürlich das Pannen-Koordinierungs-Büro so früh noch nicht besetzt war und wir daher eine Weile warten mußten, ehe überhaupt jemand auf unsere flehentlichen Anfragen reagierte.
Plan C war, eine Entsendung des Abschleppdienstes, sobald die Büros besetzt wären. Das wurde auch im Hintergrund versucht. Leider beauftragte man eine Firma von noch weiter jenseits der Zivilisation und noch tiefer drinnen im Überschwemmungsgebiet. Diese Firma meldete bald, daß die Straßen vom Nordende des Flut-Bezirks nach wie vor weit unter Wasser stünden.
Für Plan D mußten wir Eigeninitiative ergreifen und suchten uns selbst eine Abschleppfirma von der anderen Seite. Diese kam tatsächlich um 9:30 Uhr zu unserem abgelegenen Fleckchen und rettete uns zunächst einmal zurück in die Zivilisation, weg aus dem Krokodil-Bereich.
Plan E bestand in unserer Vorstellung aus einer zügigen Beurteilung des Wasserschadens und Plan F in einer erfolgreichen Reparatur.
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Weder noch wurde verwirklicht.
Als wir im Fahrerhaus des Trucks mitfahrend zur Werkstatt gelangten, verkündete der Fahrer, er hätte nun erst einmal seinen "Morning Tea".
Na toll!
Nach einer guten halben Stunde machte er sich ans Werk, bloß um gegen Mittag seine rechten Fingerspitzen bildhaft über seine Kehle zu ziehen als Zeichen, daß der Patient unheilbar erkrankt sei und in absehbarer Zeit nicht entlassen werden könne.
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Gut, daß das Alphabet so viele Buchstaben hat. Plan G wurde nun die Bereitstellung eines Ersatzfahrzeugs, worüber bei der Vermietfirma angeblich in den letzten Tagen schon diskutiert worden war, so daß wir davon ausgingen, im knapp 400 Kilometer entfernten Brisbane stünde ein Austausch-Mobil bereit. Weit gefehlt! Wir fragten mehrmals nach und bekamen am Nachmittag die unbefriedigende Antwort, daß das Fahrzeug erst vorbereitet und ein Fahrer gefunden werden müsse.
Plan H wie "Hoffnung" ist schließlich die Übernahme eines anderen Wohnmobils am morgigen Vormittag, an dem unsere Gruppe einen Ruhetag hat und wir es vielleicht bis nach Mackay schaffen.....je nachdem, wie spät wir loskommen. Vielleicht müssen auch noch andere Buchstaben bemüht werden. Es gibt ja schließlich noch mehr. Drückt uns die Daumen, liebe Leser, daß diese Odyssee bald ein Ende hat und wir nicht mehr über Dritte oder per E-mail, sondern direkt mit unseren Reisegefährten kommunizieren können.
Robert & Karin, die auch im Flutgebiet gestrandet waren, haben wir heute Morgen wohlbehalten angetroffen. Sie werden ebenfalls morgen direkt nach Mackay zu den anderen fahren. Wer einen Blick auf die Karte wirft, sieht, daß wir noch Glück im Unglück haben, was die Streckenführung angeht. Der Abstecher nach Rubyvale hat unsere Gruppe zwei Tage lang "aufgehalten". Glück braucht der Mensch!
Mark Aurel sagte einst: "Denke lieber an das, was Du hast, als an das, was Dir fehlt! Suche von den Dingen, die Du hast, die besten aus und bedenke dann, wie eifrig Du nach ihnen gesucht haben würdest, wenn Du sie nicht hättest."
Recht hat er! Wir haben ein Dach über dem Kopf, Teebeutel und heißes Wasser und ......und die Schokokekse sind gerade zur Neige gegangen........aber ein lauschiges, krokodilfreies Übernachtungsplätzchen.
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