Musikwabe in Honiggelb

Unweit des Potsdamer Platzes ragt das Zeltdach des „Zirkus Karajani" in den Himmel. So nennt die freche „Berliner Schnauze" die 1963 nach dreijähriger Bauzeit eröffnete Philharmonie, deren Chefdirigent Herbert von Karajan 35 Jahre lang war.

Die dreifach geschwungene Dachlinie über dem fünfeckigen Grundriß und die auffallend goldgelbe Fassade aus eloxierten Aluminiumplatten erinnern stark an ein Zelt und verleihen dem Konzertgebäude eine weltweit unverwechselbare Silhouette.

Besondere Architektur zieht PHOENIX ja immer magisch an. Konzertkarten waren allerdings nicht zu bekommen, denn die Philharmoniker sind Welten-bummler. Dem norddeutschen naßkalten Winterwetter ent-fliehen sie und geben lieber Konzerte in New York.

Eine sachkundige Führung durch die heiligen Hallen ermöglicht aber auch einen Blick hinter die Eingangstür ins Innere des Musikzeltes. Doch Halt! Diese Schilder mag PHOENIX ja ganz und gar nicht. Da muß der Leiter der „Expedition zum Mittelpunkt der Wabe" eben wieder einmal abgelenkt werden.


Die Eingangshalle ist nicht gerade bombastisch, erinnert mit den bunten Glasfenstern eher an die 70er-Jahre-Prilblumen. Keine Kronleuchter, keine dicken Teppiche - alles sehr nüchtern.

Es sind durchaus Musiker im Haus auch wenn die eigentlichen Hausherren ausgeflogen sind, denn es probt gerade das „Deutsche Philharmonische Orchester". Dann ist Mittagszeit, auch Geiger und Blechbläser haben einmal Hunger. Der Raum der Räume kann betreten werden. Max Frisch schrieb einmal: "Dieser Raum ist eine der großen Schöpfungen unseres Jahrhunderts, neu, unvergleichbar, nur seiner Wirkung nach vergleichbar mit den schönsten Räumen, die irgendwann und irgendwo geschaffen worden sind."

Geschaffen wurde er von Hans Scharoun. Der ehemaliger Stadtbaurat und Professor für Architektur an der TU Berlin gewann zwar die Ausschreibung für den Neubau eines Konzertsaals, sah sich aber größten Widerständen ausgesetzt wegen seiner unkonventionellen Pläne. Besonders revolutionär war seine Idee, das Orchester auf eine vielfach heb- und senkbare Bühne in die Mitte des Saales zu platzieren, so daß die Musiker umringt von Zuschauern sind.
Scharoun wollte einen Ort des gemeinsamen Musikerlebens schaffen nach dem Motto: „Wo Musik erklingt, da rücken die Menschen zu einem Kreis zusammen." Die Sitzplätze steigen an in der Form von Weinbergterrassen, was von allen Plätzen aus gleich gute Sicht und gleich gute Akustik garantiert. Der sensiblen Akustik wurde große Aufmerksamkeit geschenkt. Unter der Decke hängen Reflektoren und viele andere kleine Kunststoffelemente und verteilen den Schall gleichmäßig im Raum. Die Rückenlehnen der Stühle haben von Akustikern nach einem bestimmten System ausgeklügelte Holzverlängerungen, damit auch ein leerer Platz als Resonanzboden dienen könnte. Allerdings bleiben von den 2440 Plätzen selten welche leer. Die Musiker kommen nach und nach an ihre Plätze zurück.

PHOENIX möchte natürlich nun zu gern auch eine Kostprobe des „phänomenalen Klangerlebnisses", das diesem Konzertsaal nachgesagt wird. Der „Expeditionsleiter" - man sagt eben so ungern „Der Führer" - hat ein Einsehen und weist den Weg in die Ehrenloge.
Hier hat PHOENIX den Ausblick, den sonst nur Frau Bundeskanzlerin und ihre illustren Gäste haben. Gut, daß die Kamera nur ganz leise klickt und die Bühne gut ausgeleuchtet ist....

Wenn jetzt noch Sir Simon Rattle dirigiert hätte, wäre der Genuß perfekt gewesen. Aber der geadelte Chefdirigent, der seit 2002 am wichtigsten Dirigentenpult der Republik steht, hat seinen Vertrag gerade bis 2018 verlängert.

Da ist noch nicht aller Tage Abend!

 

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