Zurück im sicheren Hafen
Fähre fahren ist ja immer wieder spannend. Gestern Abend hatten wir bis kurz vor Mitternacht am Pier gewartet. Dann tauchten aus der Ferne in der Dunkelheit ein paar Lichter auf und kurz danach legte der Koloss auch schon an. Dann heißt es warten, bis der Einweiser ein Handzeichen gibt und man die Rampe aufs Oberdeck fahren darf. Dort wiederum stehen drei weitere Einweiser, die alle gleichzeitig dem Fahrer Anweisungen geben: rechts, rechts, zurück, links, zurück bitte, rechts, vor, o.k.
Meistens weiß man nicht, auf wen man hören soll und der Adrenalinspiegel steigt, bis man endlich an der richtigen Position steht. Uwe prägte hinterher den Spruch: "Das ist aber auch nichts für Frischoperierte."
Dann geht der Kampf um die lange Stange los. An der Decke hängen überall Kabeltrommeln, deren Stecker man mit einer Art Angel zu sich herunterziehen kann. Natürlich will jeder Strom......warum eigentlich....für einen halben Tag? Jedenfalls zieht der, der gerade der Herr der Stange ist, eine ganze Schar Leute hinter sich her, die alle als nächstes die Stange haben möchten. Ganz blöd ist es, wenn man endlich einen Stecker ergattert hat und ihn aus Versehen losläßt, denn dann zieht er sich automatisch wieder zurück an die Decke. Auch nicht witzig ist es, wenn man zwar endlich verkabelt ist, dann aber feststellen muß, daß ausgerechnet dieser Stecker keinen Strom führt. Also zurück in die Schlange und warten, bis man die Angel noch einmal bekommt. Und das alles kurz nach Mitternacht.
Als endlich alle platziert waren und unter Strom standen, fiel uns beim Blick auf die Uhr auf, daß inzwischen der nächste Tag angebrochen war. Das wiederum bedeutete, daß der 79. Geburtstag des Solofahrers Klaus gerade begonnen hatte. Also trommelte Kathrin die gesamte Truppe noch einmal für ein Ständchen zusammen. Unsere Reiseteilnehmer kamen zum Teil im Bademantel oder im Schlafanzug, ließen es sich aber nicht nehmen, vor dem Kastenwagen von Klaus noch ein Liedchen zu schmettern. Der Jubilar selbst hatte auch schon im Bett gelegen und warf kurzerhand einen Morgenmantel über sein Adamskostüm. Ja, so ist das, wenn man mit uns auf Reisen geht. Man muß immer mit allem rechnen.
Dann ging es aber endlich zu Bett und das gleichmäßige Maschinengeräusch der Fähre ließ uns lange und gut schlafen. Die restlichen Stunden auf See nutzte Hans-Hermann, um Interessierten einen Lichtbildervortrag über Südafrika zu halten, denn nach der Reise ist vor der Reise. Und da wir so eine absolut harmonische und reisefreudige Gruppe waren, verwundert es nicht, daß zwei Paare schon wieder neue Pläne schmiedeten und gemeinsam beschlossen, im Februar mit uns nach Südafrika zu fahren.
Obwohl Jochen intensiv Ausschau hielt und tatsächlich am Nachmittag Land in Sicht kam, erreichten wir Ancona mit zwei Stunden Verspätung. Wir liefen bei Abendsonne in den hübschen Hafen ein und sind dann alle unserer Wege gefahren.....dachten wir!
In Wirklichkeit fand sich die Hälfte der Reise-Teilnehmer auf dem Stellplatz in Fano ein (60 km nördlich von Ancona), wo natürlich noch einmal zu einem Umtrunk eingeladen wurde. Schließlich mußte die frisch gebuchte Reise begossen werden. "Abschied in Etappen"!
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