Samstag, 20.11.2010

 

 

Vornehm geht die Welt zugrunde

 

Wer auf Sylt weilt, kommt über kurz oder lang auch durch Keitum, das 700 Einwohner zählende Friesendorf mit seinen von Steinwällen umgebenen liebreizenden Reetdachhäusern. Diese ehemaligen Kapitänshäuser sind heutzutage vielfach zu Edelboutiquen und Galerien geworden. Trotz Novembergrau und Nieselregen wollten wir da auch einmal ein bißchen bummeln.

 

 

Aber eben noch in der heilen Konsumwelt, wird man jäh aus den güldenen Träumen gerissen, denn in direkter Nachbarschaft zum Juwelier René Duvé verschandelt eine der teuersten Bauruinen Deutschlands nun schon seit Jahren die Landschaft.

 

 

Im Sommer 2007 war mit dem Bau der Keitum-Therme begonnen worden - ein Jahr später wurden alle Baumaßnahmen gestoppt. Bis zu diesem Zeitpunkt waren bereits 10,5 Mio € versenkt worden. Wir als erklärte Thermenliebhaber haben im Laufe der Jahre schon mehrfach hier vorbeigeschaut in der Hoffnung auf baldige Saunafreuden.

 

Nun aber wurde in einem Gutachten festgestellt, daß es die Gemeinde billiger kommen würde, für eine halbe Million Euro die Ruine abzureißen als den Bau fertigzustellen.

 Schade!

 

Da der Anblick dieser unfertigen Sauna  uns in der Novemberkälte frösteln ließ, beschlossen wir, uns im Nobel-Hotel "Fährhaus" im Nachbarort Munkmarsch aufzuwärmen. Dazu muß man wissen, daß gerade vor ein paar Tagen der Chefkoch Alexandro Pape seinen zweiten Michelin Stern verliehen bekam. Da wollten wir PHOENIXE doch auch einmal unsere Aufwartung machen.

 

 

Ein Platz am Chef's Table mit Blick in die preisgekrönte Küche war zu reservieren mit dem Hinweis: "Preis auf Anfrage". Na, vielleicht übersteigt das doch unsere Möglichkeiten....Die Speisekarte verzeichnete dann interessante Kreationen - wobei die Vorsuppen sogar bereits ab 18 € zu haben waren.

 

Irgendwie waren wir dann doch nicht sooo hungrig und beschlossen, lieber eine heiße Schokolade zu trinken. Die nette Dame, die die Tassen brachte, wies uns den Weg zum Kuchenbuffet mit den Worten: "Wählen Sie selbst, Sie können sich auch mehrere Stücke nehmen...."

 

Da in solchen Locations üblicherweise keine Preisschilder zu finden sind, fragten wir uns: "Was kommt da auf uns zu, wenn wir auch nur ein winziges Stückchen Kuchen essen? Wird dann ein Kaffee-Buffet-Komplett-Preis fällig?" ....und man ist zugegebenermaßen auch zu feige, um zu fragen. So schlürften wir den Kakao (...daß Hans-Hermann zu allem Überfluss die blütenweiße Tischdecke  mit zwei Schokoflecken verschandelte, wollen wir hier mal unerwähnt lassen!) und bekamen die Rechnung in einer verschlossenen Ledermappe (mit der wir dann dezent die Flecken abdeckten).

 

Vornehm geht die Welt zugrunde!

 


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