Tag 15: Bustag 4 (von 6) von Jokkmokk nach Strömsund 498 Kilometer
Sommersonnenwende
In Schweden ist heute ein bedeutender Feiertag. Der Sommer wird so richtig begrüßt und der längste Tag des Jahres begossen. Wir fragen uns natürlich: "Welcher Sommer?"
Bei Nieselregen lagen die Temperaturen nur knapp im zweistelligen Bereich, der Himmel blieb weitgehend grau und lange Hosen in Kombination mit leichten bis mittelschweren Jacken blieben unsere ständigen Begleiter. Da wir sowieso eine lange Busreise auf dem Programm hatten, konnten wir mit diesen Umständen jedoch gut leben.
Die vielen Stunden im Bus nutzten die Fahrer unter uns dazu, endlich auch einmal ungehindert etwas von der Landschaft zu sehen. Allerdings bestand diese meistens wieder aus Bäumen und schnurgeraden Straßen. Einige Reiseteilnehmer bekamen ihre dicken Bücher schneller durchgelesen als ihnen lieb war, andere holten den Schlaf nach, der ihnen in den taghellen nordischen Nächten abhanden gekommen war und wieder andere strickten Socken.
So hatten wir vor drei Jahren getextet, so können wir es heute eins zu eins übernehmen.
Zugegeben, für uns Reiseleiter ist an solchen Bustagen manches leichter. Wir müssen selbst nicht fahren und müssen uns vor allem keine Sorgen machen, ob alle unsere Schäfchen am Abend auch heil im Zielort ankommen. Dafür besteht unsere Aufgabe nun darin, in regelmäßigen Abständen einen Toiletten-Stopp zu organisieren - am liebsten in Verbindung mit frisch gebrühtem Kaffee und am allerliebsten mit warmem Gebäck als Zwischenmahlzeit.
Nun, heute gelang es uns, alle diese Komponenten harmonisch zu vereinen. In der Einsamkeit Lapplands gibt es nämlich so gut wie keine Städte, keine Rasthöfe, keine Imbissbuden - nur Wald, Wald, Wald. Nach zweieinhalb Stunden, als die ersten Blasen zu drücken begannen, kamen wir an einem kleinen Campingplatz vorbei, den wir bei unserer letzten Tour entdeckt hatten. Ein junger Oberbayer war vor einigen Jahren nach Mittelschweden ausgewandert und hatte sich mitten im Nirgendwo eine Existenz aufgebaut. Da er uns damals freundlich aufgenommen und uns seine Sanitärgebäude zur Verfügung gestellt hatte, hatten wir ihn angerufen und um eine Wiederholung gebeten.
Er baute sogar einen Pavillon und Grill auf, so daß wir die Tour-Teilnehmer mit original deutschen Bratwürsten, Kaffee und Kanelbullar überraschen konnten.
Wir waren verblüfft, wie schnell danach die Fahrt verflog. Schließlich kamen wir fröhlich und vergnügt bei unserem Hotel in Strömsund an. Wieder wurden wir zum gemeinsamen Abendessen kulinarisch verwöhnt. Die Damen fragen sich langsam, ob sie bei ihrer Rückkehr ins Wohnmobil das Kochen inzwischen nicht verlernt haben werden......
Noch zwei Etappen liegen vor uns und alle sind jeden Nachmittag aufs Neue gespannt, wie das Hotel des Tages wohl aussehen mag und was die Speisekarte bieten wird. Jedenfalls eine sehr interessante Art des Reisens!
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