Dienstag, 21. August  2018
Wir sind gerade in Turfan

 

 

Vom flammenden Berg zum Glutofen 

 

Wieder sind wir ein paar Hundert Kilometer weiter in den Westen Chinas vorgedrungen. Wieder rutschten wir auf neuen glatten Autobahnen nur so dahin.

 

 

Das sparte Zeit, die anderswo verloren ging - nämlich bei den Polizeikontrollen, die nun von Tag zu Tag zunehmen. Wir bewegen uns in einer Provinz, in der verschärfte Sicherheitsstandards gelten. Sogar beim Betreten eines Einkaufszentrums im Zielort Turfan werden wir später wie am Flughafen unsere Taschen und uns durchleuchten lassen und die Pässe vorzeigen müssen. Es herrscht absolutes Fotografierverbot, an das wir uns selbstverständlich halten. Wir wollen uns auf keinen Fall mit den martialisch aussehenden mit kugelsicheren Westen und Gewehren ausgestatteten Polizisten anlegen.

 

 

Immer tiefer hinein schrauben wir uns in die Turfan-Senke. Umgeben von Bergen befinden wir uns plötzlich 50m unter dem Meeresspiegel. Gleichzeitig schraubt sich das Thermometer nach oben. Die 45 ° Außen-Hitze spüren wir im klimatisierten Fahrerhaus nicht.

 

 

Dann aber kommen Hinweisschilder in uns unverständlichen Zeichen. Wir fahren ab von der Autobahn zu einem Parkplatz mitten im Nirgendwo und informieren die Gruppe per SMS, daß genau hier der heißeste Punkt Chinas zu erleben ist: Der flammende Berg! Man hatte davon vorher in unserem Roadbook lesen können aber der Straßenbau in China ist so rasant, daß Abfahrten schneller aus dem Boden schießen als man sie beschreiben kann.

 

 

Die Chinesen schaffen es, aus allem eine Touristen-Attraktion zu machen mit perfekter Infrastruktur. So auch hier bei den durch Erosion geformten Sandsteinbergen des Tian-Shan-Gebirges.

 

 

Zu sehen ist eigentlich nicht viel: Rötlich gefärbte Felsen mit viel touristischem Rummel. Für die Chinesen ist es eine Pilgerfahrt, einmal zum flammenden Berg zu kommen. Wir Langnasen dachten, der Name hätte seinen Ursprung in der extremen Außentemperatur, die hier im Sommer herrscht. In Wirklichkeit ranken sich verschiedene Legenden um diesen Berg. Die Uiguren erzählen sich, daß früher ein Drache dort gehaust hätte, der kleine Kinder fraß. So lange, bis ein uigurischer Held das Monster besiegte und in Stücke schnitt, so daß das Drachenblut die Berge rot färbte.

 

 

Entlang der Strecke entdeckten wir eine weitere uigurische Besonderheit: Löchrige Lehmhäuser. Da wir durch muslimisches Gebiet fahren, wundert es nicht, daß in diesen Gebäuden Weintrauben auf luftige Art bei großer Hitze zu Rosinen getrocknet, anstatt von einem Winzer zu Wein veredelt werden.

 

 

Der Glutofen, wie die moderne Oasenstadt Turfan an der nördlichen Seidenstraße genannt wird, zählt 260.000 Einwohner. Das ist für Chinesen ein kleines Dorf. Trotzdem freuten wir uns über die wunderbar breiten Straßen, die uns direkt ins Zentrum zu unserem Stellplatz führten.

 

 

Es handelt sich um einen ziemlich rümpeligen Hinterhof, der allerdings von Mauern umgeben und gut bewacht

ist. Sicherheit hat stets oberste Priorität! Wegen der extremen Hitze, die typisch ist für Turfan, hatten alle Tour-Teilnehmer in weiser Voraussicht ein Hotelzimmer gebucht. So störten uns die herumliegenden Flaschen und anderen entsorgten Gegenstände nicht weiter. Jeder packte seine Tasche, wurde von Yong Zhi in der kühlen Rezeption empfangen und beim Einchecken unterstützt und konnte sich nach erfrischender Dusche ins

Nachtleben stürzen.

Ja, liebe Leser, so läßt sich‘s leben auf der heutigen Seidenstraße!


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