Seehunde erfüllen vortrefflich das Kindchen-Schema. Mit ihren schwarzen Knopfaugen erinnern sie eher an Welpen als an ausgewachsene Hunde. So ließen wir uns anlocken von einem Plakat, das Werbung machte für eine Schiffsfahrt zu den Seehundsbänken. Bei unerwartet einsetzendem Sonnenschein trällerten wir schon im Geiste: "Eine Seefahrt, die ist lustig..." und radelten die gut 18 Km bis nach List an der Nordspitze von Sylt.

Der Kapitän hielt eine kleine Willkommens-Ansprache, in der er darauf hinwies, daß wegen der aufkommenden Flut die Sandbänke derzeit unter Wasser stünden und damit die Chance für eine Seehundsichtung extrem gering sei. SORRY! Hätte er das nicht sagen können, bevor er die Fahrkarten an den nichtsahnenden Touri verkaufte?

Während unglaublich viele junge Eltern ihre kleinen Kinder im Fahrgast-Raum mit Speis und Trank versuchten, bei Laune zu halten, harrten wir draußen bei Wind und Wetter aus und starrten auf die graue Nordsee. Falls doch eine einzige winzige Robbe in weiter Entfernung an Land robben sollte, dann wollten wir diese Robbe auch robben sehen.

Die Hände wurden kalt, die Füße wurden kalt, die Kinder quietschten drinnen vor Vergnügen über ihren heißen Kakao und nichts tat sich. Grauer Himmel, graue Nordsee, graue Wellen, graues Fell...........Moment mal, graues Fell? Tatsächlich am Sandstrand des Ellenbogens (für Nicht-Sylt-Kenner: das List vorgelagerte ausladende Naturschutzgebiet) lag tatsächlich so ein Objekt der  Begierde an Land und freute sich seines Lebens (und das im November bei 5° C Luft- und 7° C Wassertemperatur!)

Zugegeben, in jedem Zoo sind sie zu sehen aber Tiere in "freier Wildbahn" sind und bleiben etwas Besonderes - auch wenn es nur ein Seehund ist....und plötzlich war uns gar nicht mehr kalt!