Der Wettergott wollte am Samstag auch wieder zuschauen und
hat uns einen wunderschönen wolkenfreien Tag spendiert
Schon eine ganze Woche sind wir jetzt im schönen Allgäu und genießen den Sommer in vollen Zügen: Sonne satt, Wärme am Übergang zu Hitze, himmlische Windstille (was für uns als Nordsee-Liebhaber eher ungewohnt aber äußerst willkommen ist) und kornblumenblauer Himmel. Abends das eine oder andere Sommergewitter, damit sich gut schlafen läßt, bevor sich der nächste Morgen wieder anfühlt wie der erste Tag der großen Ferien.
Es gibt erwiesenermaßen zwei Typen von Menschen:
Die, die im Hotel wissen wollen, ab wann es Frühstück gibt und die, die wissen wollen, bis wann es Frühstück gibt.
Wir gehören natürlich zu den letzteren...
Und da wir in unserem Phoenix selbst fürs Frühstück sorgen, können wir aufstehen, wann immer wir wollen - jedenfalls nicht bevor uns die Sonnenstrahlen an der Nase kitzeln. Urlaubsfeeling bedeutet auch ausführliches Frühstück nicht unter zwei Stunden. Markise weit ausgefahren, Tisch reich gedeckt und mit einer echten analogen raschelnden Zeitung. Das hat natürlich zur Folge, daß unsere Tageswanderungen meist nicht vor zwölf Uhr mittags beginnen.
Hiermit grüßen wir unseren Freund, den Leuchtturm-Heinzi, dem sich bei dieser Aussage die Zehennägel kräuseln. Schließlich wandert er im Urlaub etwa zwei Stunden früher los als wir uns überhaupt den Schlaf aus den Augen reiben und aufstehen. Grundverschieden und doch beste Freunde - so etwas soll's geben!
Aber wir schweifen ab......Gestern also zu high noon aufgebrochen durch die saftigen Täler im Norden von Oberstdorf. Sogar die Kühe wundern sich über die Wandersleute, die in der größten Mittagshitze auf den Wiesenwegen am Hang entlang nach Reichenbach unterwegs sind.
Wir lieben Wärme und Sonne und sind gut behütet und beschattet. Der kleine Ort empfängt uns mit zauberhafter Blütenpracht. Wir wissen gar nicht, wohin wir unsere Blicke als erstes wenden sollen. So schön ist der Sommer im Allgäu!
Ein Stückchen weiter des Weges kommen wir nach Schöllang. Auch ein hübsches Dorf. Unsere Womo-Nachbarn Marianne und Hans hatten uns das österreichische Restaurant an der Kirche empfohlen. Rot-weiß-rote Küche im Allgäu? Warum nicht? Als wir kurz vorm Ziel sind, rollt ein heftiger Donner heran. Erst da bemerken wir die dunklen Wolken über den Bergen in unserem Rücken. Ein zweiter, ein dritter Donnerschlag....das kann ja heiter werden!
Ob wir uns doch lieber auf schnellstem Weg zurück nach Oberstdorf begeben? Neben der Kirche findet sich nicht nur der Jagawirt, sondern auch eine Bushaltestelle. Wie praktisch! Wann kommt denn der nächste Bus? 14:03 Uhr! Was zeigt die Kirchturmuhr? 14:06 Uhr! Blöd gelaufen! Nehmen wir eben den nächsten.....15:33 Uhr. Das sind ja noch 1 1/2 Stunden.......
Also doch zurück zum ursprünglichen Plan und zur österreichischen Kulinarik. Was sagt uns die Tafel am Eingang zur Sonnenterrasse? Öffnungszeiten 12-14 Uhr und 17-21 Uhr. Ganz blöd gelaufen! Apropos laufen.....dann bleibt uns nur noch, die Beine unter die Arme zu nehmen - in unserem Fall die Wanderstöcke - und ordentlich Gas zu geben.
Da man ja ungern denselben Weg zurück wählt, steigen wir ab nach Fischen und marschieren dann immer entlang der Iller. So braucht man zwischendurch wenigstens keine Wegweiser studieren und kann sich nicht verlaufen. Sind ja nur noch lächerliche 8,3 Kilometer (sagt zumindest die GPS-Uhr hinterher).
Wir stapfen so energisch und flott am Flußufer entlang, daß wir kaum merken, wie es heller wird. Der Donner wird leiser, die Sonne gewinnt die Oberhand. Happy End! Gerettet! Also doch kein Unwetter im Anzug! So schreiten wir irgendwann entspannt am Illerursprung vorbei.
Den Zusammenfluß von Trettach, Stillach und Breitach markiert eine Bronzestatue, die die Quellnymphen der drei Bäche zeigt. Das Hemd schweißnaß! Macht kaum einen Unterschied, ob vom Regen oder von der sportlichen Anstrengung.
So sind wir nach 15 Kilometern zurück in unserem rollenden Zuhause und müssen selber kochen. Macht auch nix! Wir freuen uns über den schönen Ausflug und lauschen dem Prasseln des Starkregens auf dem Wohnmobildach, denn das Gewitter war nur aufgeschoben, nicht aufgehoben.
Nach dieser Aktivität gönnen wir uns heute - am Samstag - einen echten Ruhetag. Wieder zeigt der Sommer, was in ihm steckt: Jede Menge Sonne und Hitze und fast wolkenloses Blau. Das finden wir so schön, daß es einem fast das Herz zerdrückt. Wir verbringen den ganzen Tag draußen. Unter der Markise mit eingezogenem Sunblocker fühlen wir uns wie in einem Ferienhaus mit Vorgarten.
Endlich Zeit für dicke Bücher, Mittagsschläfchen und "dolce far niente", die süße Kunst des Müßiggangs. Natürlich fängt Hans-Hermann doch irgendwann an, an seinem Kanada-Vortrag zu arbeiten. Natürlich muß auch noch der eine oder andere kleine Einkauf getätigt werden und natürlich bleibt ein Bummel durch Oberstdorfs Gassen nicht aus. Hier braucht man keinen Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden." Zum Abschluß ein paar Beispiele dafür, warum wir bis über beide Ohren verliebt sind in die südlichste Stadt Deutschlands........
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