Höhentraining mit Wanderstock
Unser heutiges Trainingsgebiet lag auf einem Bergrücken, der Deutschland von Österreich trennt. Die angesagte und auch eingetroffene 23 Grad Föhnlage wollten wir in der Sonne hoch oben auf dem Kamm erleben.
So nutzten wir zunächst die Gondel der Söllereckbahn für die ersten 400 Höhenmeter. Dann aber mußten wir die übrigen 700 Höhenmeter eigenfüßig über schmale Wanderwege erklimmen.
Wir waren im letzten Jahr diese Strecke bereits gegangen, allerdings in entgegengesetzter Richtung. Das heißt vom Fellhorngipfel mit leichtem auf und ab zum Schlappoltkopf und über den Söllerkopf dann heftig abwärts zum Söllereck.
Heute hielten wir uns für besonders schlau, als Ziel das Fellhorn auszusuchen und den aussichtsreichen Kammweg in die andere Richtung zu gehen.
Erstens schaut man bergauf an den felsigen Steilstücken dann in den Berg hinein und kann sich an der Drahtseilsicherung hinaufziehen während man versucht, die streichholzschachtelgroßen Häuser in der Tiefe im Gesichtsfeld auszublenden. Zweitens suchten wir die körperliche Anstrengung des Hinaufkraxelns, um danach einen Grund zu haben, bei der sommerliche Wetterlage die Liegestühle der Fellhorn-Panoramaterrasse ausgiebig zu nutzen.
Leider machte uns eine kurzzeitige Wetterkapriole einen Strich durch diese gut vorbereitete Rechnung. Als wir nämlich endlich einigermaßen außer Atem nach zwei Stunden Aufstieg den Bergrücken erreicht hatten und uns nun auf weniger energiezehrendes Wandern in der Höhe gefreut hatten, kam ein heftiger Wind auf, der mit dem warmen Föhn nichts zu tun hatte.
Noch gaben wir die Hoffnung nicht auf, nach dem Zieleinlauf in der Restauration der Fellhornstation etwas für die Energie-Rückführung zu tun und sahen uns vor unserem geistigen Auge bereits den Liegestuhl in den Windschatten rücken, damit der Puderzucker nicht vom Kaiserschmarren wehen würde.
Leider blieb dieses Bild eine Fata Morgana, denn wir trafen die Aussichtsterrasse völlig verwaist an. Nicht nur die Wandersleut auch die Sonne hatte sich plötzlich zurückgezogen und der Wind heulte um alle Ecken.
Da wir schon befürchteten, die Fellhornbahn würde ihren Fahrbetrieb bei diesem Sturm bald einstellen, wägten wir die verführerische Mehlspeise gegen zwei Stunden Fußmarsch ab und nahmen lieber die nächste Gondel ins Tal. Sicher ist sicher!
Und was dann? Unten angekommen tat das Wetter so, als könne es kein Wässerchen trüben. Strahlende Sonne, 23 Grad, leichte lauwarme Brise, alles in allem "Top-Terrassenwetter". Nur schade, daß der Kaiserschmarren nun gut 1000 Meter über uns auf andere Wanderer wartete....
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