Tag 22: Ruhetag in Kaiteriteri
Wanderung im Abel Tasman Nationalpark
Weil das gesamte Gebiet dieser urwaldartigen Landzunge nicht durch Straßen erschlossen ist, kann man nur auf dem Seeweg in die kleinen Buchten mit ihren goldgelben Stränden gelangen. So bestiegen wir am Morgen unternehmungslustig einen Katamaran und waren gespannt, wo der Kapitän uns nach der Fahrt über die türkisgrüne See wohl absetzen würde.
Zunächst fuhren wir an einer halbierten Felskugel vorbei, dem "Split apple rock", der in der Tat wie ein aufgeschnittener Apfel aussieht. Es ist quasi das Wahrzeichen des kleinen Ortes Kaiteriteri.
Nach einer Stunde legte der Kapitän seine hydraulische Leiter aus und ließ uns in einer einsamen Bucht von Bord. "Von hier könnt Ihr 11,5 Kilometer entlang des Küstenwanderwegs laufen und in knapp sechs Stunden hole ich Euch in einer anderen Bucht viel weiter südlich wieder ab", sagte der Kapitän, zog seine Gangway ein und verschwand.
Wir hörten seine Worte und fühlten uns ein wenig wie Robinson Crusoe. Hier gibt es keine Straßen, kein Handynetz, keine Einkehrmöglichkeiten, keine Zivilisation - nur türkisfarbenes Wasser, bizarre Kalksteinklippen, goldgelbe Strände und urwaldartige Vegetation......und eine Kuga-Reisegruppe, die wir ganz schnell aufs Bild bannten, damit wir notfalls nachschauen könnten, wer fehlt - im Falle eines Falles. Noch sind ja alle ganz fröhlich - ob das später am Tag auch noch so sein würde?
Bis Anchorage - unserem Ziel - verkündete eine Hinweistafel "nur" 3:50 Std. Ob dabei berücksichtigt worden war, daß der Küstenweg sich ständig rauf und runter schlängelt? Wie gesagt, beim Start waren alle guter Dinge aber ein komisches Gefühl war es schon, einfach ausgesetzt worden zu sein.
Der besagte Küstenwanderweg, der "coast track", führte durch Regenwald mit traumhaften Aussichten aufs Meer, riesigen Farnen und grünlich schimmernden Flüssen. Es ging hoch und runter über Stock und Stein. Über uns das grüne Blätterdach......
.....unter uns glasklares grünes Wasser in lauter kleinen Buchten.
Unser Weg folgte jeder Windung der Küste und wir kamen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Solche Farne hautnah, das kann man tatsächlich am besten zu Fuß erleben.
Manchmal kreuzten wir intensiv grüne Bäche und Flüsse, so klar, daß man jeden Kiesel einzeln zählen konnte.
Über eine Hängebrücke auf halbem Wege mußten heute alle drüber - ob mit oder ohne Höhenangst. Es gab schließlich kein Zurück. Das Boot war weg und wir mußten uns irgendwie zum vereinbarten Treffpunkt durchschlagen.
Nachdem wir gut die Hälfte der Strecke geschafft hatten, sahen wir schon von oben die kleine Bucht, in die wir gleich kommen würden: Torrent Bay!
Ein idealer Ort für eine Picknick-Pause. Eberhard machte sich allerdings leicht unbeliebt, als er von einem kalten Bier sprach, das er sich zu seinem Sandwich gut vorstellen könne. Als wir das B-Wort hörten, erschienen vor unserem geistigen Auge nämliche frisch gezapfte Kaltgetränke, die hier in der Wildnis leider eine Fata Morgana bleiben mußten.
Von diesem paradiesischen Fleckchen Erde mußten wir uns irgendwann wieder aufraffen, um den Rest des Weges zurückzulegen, denn wir wollten das Boot für die Rückfahrt nicht verpassen. Die meisten wollten nämlich noch einen kleinen Abstecher zu "Cleopatra's Pool" machen, einem Wasserbecken am Fuße eines Wasserfalls, in dem man sogar baden konnte.
Irgendwann sahen wir von weit oben die kleine Bucht, wo der Treffpunkt mit dem Boot sein sollte. Und tatsächlich kam der Kapitän zur vereinbarten Zeit, klappte seinen Laufsteg wieder aus und nahm uns mit zurück zu unseren Wohnmobilen.
Im Laufe einer langen Reise macht man sich abends immer mal so seine Gedanken über die zurück liegenden Tage. Wenn man noch dazu so viel spektakuläre Natur sieht und so viele schöne Stunden mit netten Menschen verbringt, dann fragt man sich, welcher Tag wohl der schönste war.
Schwer zu sagen! Aber unser Wandertag im Abel Tasman Nationalpark gehört auf jeden Fall zu den absoluten Höhepunkten dieser Tour! Perfektes Wetter, unbeschreiblich schöne Natur um uns herum und endlich ausreichend Bewegung, um sich mal so richtig auszupowern. Lauter glückliche Menschen saßen heute Abend vor ihren Wohnmobilen und ließen die schönen Stunden Revue passieren.
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