Wir warten immer noch auf den Moment, an dem uns einmal langweilig sein könnte. Wenn wir abends so den Tag Revue passieren lassen, dann fragen wir uns manchmal, wie man so viel Leben aus einem einzigen Tag herausholen kann. Mehrfach schon hatten wir das Prinzip des „Letterboxings" beschrieben.
Es ist eine Schnitzeljagd für Erwachsene, bei der man viele mehr oder weniger komplizierte Rätsel lösen muß, um am Ende mitten im Wald unter einer Baumwurzel oder in einem anderen geheimen Versteck den Schatz zu finden. Dieser Schatz besteht in einem Stempel, dessen Abdruck man sich als Trophäe ins eigene Logbuch holt. So viel zur Theorie. In der Praxis besteht der Schatz aus viel mehr. Man geht nämlich nach Hause mit einem Erfahrungsschatz und einem bunten Strauß an Gefühlen, wie es nur Mutter Natur schafft, sie zu erzeugen. Heute war es ein Wechselbad der Gefühle, denn wir haben zwei sehr unterschiedliche Letterboxen gesucht und gefunden.
Um den von unserem Leser Sascha schon befürchteten „overflow" zu vermeiden, suchten wir sonst immer nur eine Letterbox an einem Tag. Heute aber lagen zwei geographisch so verführerisch beisammen und paßten von ihren Streckenlängen (9 + 4 Km) so gut zusammen, daß wir beide Stempel ergattern wollten.
Durch das Lösen der Rätsel und Suchen der Hinweise in der Natur dauert so eine Wanderung natürlich länger als wenn man immer z.B. einem bestimmten Wanderzeichen folgt. Dafür ist der Spaßfaktor enorm hoch und die Suchtgefahr auch. Löst man nämlich ein Rätsel richtig (was sich recht schnell dadurch herausstellt, daß man ansonsten auf den falschen Weg gerät und keine Hinweise mehr findet), liegt man also richtig mit der Lösung und findet am Ende sogar die Box, so daß man sich als Beweis ins Logbuch eintragen kann, dann meldet das Gehirn: "Super gemacht!" und schüttet wahrscheinlich ein Belohnungshormon aus. Das fühlt sich gut an und der Mensch will mehr davon. Das uralte Prinzip jeder Sucht. |