Freitag, 23. Juni  2017
Wir sind gerade in Burwash Landing im Kluane Nationalpark

Tag 42 / Fahretappe 28: Tok (Alaska) - Burwash Landing (Kanada) 364 Kilometer

 

In the middle of nowhere - im Nirgendwo von Yukon

 

Wieder ein Tag, der sich erst entwickelte. Man könnte sagen, der erst ein gewisses Momentum entwickelte, je älter dieser Tag wurde. Nun, der Tag ist seit genau drei Minuten Geschichte - man merkt es bloß nicht, weil es noch rings um uns herum hell ist - die hellen Nächte in der Nähe des Polarkreises. Am liebsten würden wir diesen Tag ausklingen lassen bzw. den neuen begrüßen mit einer Portion Schlaf. Doch was sollen unsere Leser denken, wenn wir nicht berichten? Daher versuchen wir, zu dieser späten Stunde noch, die Ereignisse in Wort und Bild zusammen zu fassen. 

 

Wir kommen gerade von einem Kuga-Essen mit Live-Musik, daher die späte Stunde. Begonnen hatte dieser Tag in Alaska. Ohne Probleme überquerten wir die Grenze nach Kanada. Nur Uwe, der leichten Bammel hatte, ob wieder die Frage nach Brennholz kommen würde, wurde eine viertel Stunde beiseite genommen, bis alle Papiere kontrolliert waren. Für seine Holzstapel interessierte sich zum Glück niemand. Der Grenzübergang ist in Beaver Creek, der westlichsten Stadt Kanadas.

 

 

Wir waren gewarnt worden, daß die knapp 200 Kilometer von der Grenze bis zu unserem Übernachtungsplatz in Burwash Landing durch Frostschäden stark beschädigt seien. Daher waren wir auf das Schlimmste gefaßt. Ein Plakat wies jedoch darauf hin, daß größere Straßenbauprojekte im Gange seien und so fuhren wir gespannt weiter. Ab und zu kam der Hinweis auf einen Bump, wenn sich vor uns ein "Hubbelsche" aufwölbte.

 

 

Dann fuhren wir durch Baustellen, an denen richtig viel Erde bewegt wurde. Hier wurde tatsächlich an der Verbesserung des Straßenzustands gearbeitet.

 

 

Dann wieder rollten wir auf weiten Teilen durch ganz neu gemachte Straßenabschnitte - welch eine Erleichterung! Die schöne Landschaft konnten wir ohne Schotterpisten genießen!

 

 

Irgendwann verkündete unser Navi, wir hätten das Ziel erreicht. Ja, wo denn? Es war keine Ortschaft, kein Campingplatz eigentlich nichts so richtig in Sicht. Dann fiel unser Blick auf ein kleines Gebäude mit Außenterrasse und ein einladendes Schild: "Welcome Kuga Tours". Hier waren wir also doch richtig! Der Chef Loren begrüßte uns freundlich und als alle Wohnmobile erst einmal ihren Platz gefunden hatten, sah das Ganze schon richtig geordnet aus.

 

 

Bei der Ankunft werden alle Teilnehmer selbstverständlich immer persönlich von uns begrüßt. Die Antworten heute waren sehr unterschiedlich: Adalbert erzählte mit zufriedenem Lächeln, daß er auf Bärenjagd gewesen sei und steuert zwei Beweis-Fotos zum Tagesbericht bei: Einen Grizzly in der Blumenwiese und ein Braunbär am Straßenrand. Oder sollte das etwa auch ein Grizzly gewesen sein?

 

 

Elisabeth und Hajo präsentierten Bilder von ihrer Mittagspause am See, während der sie unseren Kurt getroffen hatten.

Dieser hatte seit Tagen mit einem schmerzenden Knie zu kämpfen gehabt. Heute nun war er wieder fit und hatte seine Angel ausgeworfen und mit Erfolg wieder eingeholt. Elisabeth formulierte es so:

"Noch gestern war der Kurt so krank - heut' fischt er wieder Gott sei Dank"

 

 Da war also alles in Butter: Mehrere Tour-Teilnehmer hatten sich an Kurts Angelglück live mitfreuen können und Adalbert war mit seiner Karin auch happy, daß sie die Bären so nah beobachten konnten. 

 

Andere Mitreisende waren allerdings nicht erfreut, als sie auf den Platz gefahren kamen, weil so ein Schotterplatz im Nirgendwo natürlich auf Anhieb nicht sonderlich attraktiv wirkt. Wie gut, daß der Tag noch einiges zu bieten hatte! 

 

Eine Kunsthandwerkerin war von Loren engagiert worden, einen kleinen Workshop abzuhalten, um die Interessierten in die Geheimnisse der Perlenverarbeitung einzuweihen.

 

 

Und dann nahm dieser Freitag mitten "in the middle of nowhere" in Yukon erst richtig Fahrt auf: Es wurde gezapftes Bier ausgeschenkt und Loren legte marinierte Steaks auf den Grill, für die er am Vortag 520 Kilometer fahren mußte, um sie aus der nächstgrößeren Stadt Whitehorse abzuholen.

 

 

Kanada ist so riesig und es wohnen so wenig Menschen hier, daß die Entfernungen zur Versorgung für uns unvorstellbar sind. Umso dankbarer waren wir, daß wir an diesem gottverlassenen Ort so gut verpflegt wurden.

 

 

Leckere Brötchen und bunter Salat mit frischen Beeren und sonst noch allerlei Köstlichkeiten -

ein würdiges Kuga-Essen!

 

 

Und als nach dem warmen Apfelkuchen mit Schlagsahne auch noch ein Country-Sänger auftrat, der nur für unsere Gruppe mit seiner Gitarre ebenfalls aus Whitehorse angereist kam, da hatte wohl auch der letzte Kritiker vergessen, daß er sich zuvor Brettchen zusammen suchen mußte, um den leichten Schiefstand seines Wohnmobils auszugleichen.

Was für ein Tag!


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