Sonntag, 24. März 2013

Fahrtag: Marrakech - Agadir 340 Kilometer, sonnig - neblig - sonnig, 21 Grad unten, 10 Grad oben

Mitten im Herzen des Hohen Atlas
 

Heute waren Kletterkünste gefragt und Nervenstärke, Ausdauer und Konzentration. Belohnt wurden wir mit traumhaften Ausblicken in die marokkanische Bergwelt und interessanten Einblicken in die Lebenswelt ihrer Bewohner. Nebenher sprangen ein paar Werbefotos heraus für die verschiedensten Wohnmobilhersteller - allen voran für Frankia, denn Wilfried und Ulla fuhren direkt vor uns. Ihr Wohnmobil diente uns als Statist beim Fotografieren der Paßstraßen, die natürlich mit Fahrzeug spannender aussehen als ohne. Hier schon einmal ein Vorgeschmack:

 

Aber es dauerte ein wenig, bis wir zu diesem Punkt kamen. Zunächst einmal rollten wir von Marrakech aus auf wenig befahrenen Straßen in Richtung Tahanaoute. Die schneebedeckten Berge des Hohen Atlas grüßten uns von Ferne.

 
Die Häuser in der Umgebung sind völlig an die Berglandschaft angepaßt.

 

Erst einmal ging es durch zauberhafte Gegenden, die auch gut und gerne in der Schweiz oder in Norwegen liegen könnten - wenn da nicht diese typisch afrikanische rote Erde wäre.

 

Wir fuhren gefühlt an die 1111 Kurven und hinter jeder dieser Kurven sah die Landschaft wieder anders aus. Auch der Fluß, der uns begleitete, schlängelte sich durch die Bergwelt.

 

Das Panorama verzauberte uns und wir fragten uns immer wieder, wie die Menschen, deren bescheidene Lehmhäuser an den Bergen "kleben", hier wohl leben.

 

Das kleine Dorf Talat-n-Yakoub wird überragt von der mächtigen Kasbah Tagoundaft aus dem Jahre 1865. Wie hat man damals wohl in diesen Bergen gelebt?

 

Wir fuhren durch Ortschaften, in denen Menschen ihrer täglichen Beschäftigung nachgingen. Was sie wohl dachten beim Anblick unserer Wohnmobile, die nach und nach durch die staubigen, engen Straßen rollten?

 

Die Straße war wie eingefräst in den Berg!

 

Obwohl wir meist einzeln oder zu zweit unterwegs waren, trafen wir an den wenigen Ausweichstellen, an denen die Straße etwas breiter wurde, immer wieder aufeinander. Schon von ganz weitem sah man die geparkten Wohnmobile.

 

Beim Näherkommen waren wir erleichtert, wenn alle fröhlich beieinander standen und nur Pause machten. Denn eine Panne konnten wir hier oben nicht gebrauchen.

 

Dann aber kamen wir an einem Schild vorbei, dessen arabischen Inhalt wir zwar nicht lesen konnten, die Abbildung sprach aber eine eindeutige Sprache. Von nun an war Vorsicht geboten. Der Paß rückte näher, es ging steiler bergauf und den Fahrern wurde besondere Aufmerksamkeit abverlangt.

 

Nach knapp 100 Kilometern Fahrt durch die Berge war die Tizi-n-Test Paßhöhe auf 2100 m erreicht. Ein Blick zurück zeigte uns, was schon geschafft war.

 

Doch während wir die klare Luft und die weite Sicht beim Hinaufklettern genossen hatten, schauten wir auf der anderen Seite in eine Nebelwand hinein. Das konnte ja heiter werden. Abstieg im Nebel und das bei DER Routenbeschreibung unseres Roadbooks: "Bei der Abfahrt ist die Strecke wirklich nur einspurig mit steilen Abhängen. Vorsicht! Überhängende Felsen!"

Wir waren gewarnt worden, daß einmal am Tag ein Überlandbus diesen Paß fährt und hatten uns schon die ganze Zeit über gefragt, wo wir ihn wohl treffen würden. Im Nebel an überhängenden Felsen? Und was dann? Zurücksetzen am Abhang? Das Schicksal wollte es, daß wir uns am "Gipfel" noch ein paar Minuten lang die Nebelwand betrachteten, die von unten heraufzog während in der anderen Richtung der blaue Himmel leuchte, und meinte es damit gut mit uns. Denn genau in dem Moment als wir wieder losfahren wollten, tauchten von unten zwei dicke Lastwagen auf gefolgt von dem gefürchteten Bus. Das war gerade noch mal gut gegangen!

 

Fünf Minuten später hätten wir die Ungetüme nämlich genau hier getroffen:

 

So aber kletterten wir ohne besondere Vorkommnisse über knapp 30 Kilometer von 2100 auf 500 m Höhe hinab. An den richtig steilen Stellen verhinderte der Nebel die Sicht auf den Abgrund, so daß uns gar nicht schwindelig werden konnte. Irgendwann verschwand die weiße Suppe und wir konnten sehen, was noch vor uns lag. Außerdem konnte man dann auch den entgegenkommenden Verkehr schon kilometerweit im Voraus sehen und sich eine kleine Ausweichstelle zum Warten suchen.

 
Alle sind wieder heil und glücklich unten angekommen, wenn auch leicht erschöpft.

Nach 9 Stunden und 340 Kilometer Fahrt rollten wir auf Agadir zu, wo wir direkt am Atlantik zwei Tage lang auf einem schönen Campingplatz stehen werden. Dort trafen wir auch auf die Autobahnfahrer, die schon zum Mittagessen in Agadir angekommen waren und sich bereits einen Sonnenbrand geholt hatten. Für Menschen mit Höhenangst oder anderen Bedenken steht seit einiger Zeit eine Direktverbindung über die A7 zur Verfügung. Schneller, kürzer und landschaftlich auch reizvoll.

Aber die meisten von uns dachten sich: Wenn schon in Marokko, dann wollen wir auch den berühmten Tizi-n-Test bezwingen!


 

 

  

Nach oben