26. Tag: Ruhetag in Daytona Beach
Ja, so sind sie, die Amerikaner!
Also, noch ein Ruhetag!....den jeder auf seine Weise nutzte. Wir Reiseleiter hatten wieder einmal genug zu tun mit Buchführung, Vorbereitung und Nachbereitung.
Kathrin hatte zwar einen amerikanischen Roman und Sockenwolle samt Strickzeug eingepackt für den Fall, daß man doch mal kurzzeitig beschäftigungslos herumsitzen sollte und zusätzlich Laufschuhe für den Fall, daß man mal kurzzeitig beschäftigungslos herumsitzen und gleichzeitig sportliche Ambitionen verspüren würde .......aber benutzt wurden bisher weder das eine noch das andere noch das letzte......
Einige Tourteilnehmer genossen ausgiebig den platzeigenen Pool, andere fuhren mit dem Wohnmobil zum Strand, rollten ihre Markise aus und stürzten sich in die Fluten. Hinterher zogen sie neidische Blicke auf sich als sie ihre Außendusche benutzten. Wie wir bereits erwähnten, ist der Strand in Daytona Beach für Autos geöffnet. Das zeigt wieder einmal, wie stark ausgeprägt der Individualverkehr in den USA gefördert wird, der öffentliche Nahverkehr hat ein Schattendasein. Das bekam Rolf schmerzhaft zu spüren.
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Rolf hatte den aktivsten Tag von allen, denn er zog morgens um kurz vor 9 Uhr los mit großer Fototasche über der Schulter, um mit dem Bus zu einem 16 Kilometer entfernten Leuchtturm zu fahren. Er wollte ein tolles Foto von der Wendeltreppe schießen, hatte aber mit der Widrigkeit zu kämpfen, daß sonntags gar keine Busse fahren (und wochentags auch nur stündlich!)
Nach längerer Wartezeit machte er sich von der verwaisten Haltestelle zu Fuß auf den Weg. Fünf Stunden später erreichte er völlig ermattet unseren Campingplatz und wollte von Leuchttürmen und Wendeltreppen erst einmal nichts mehr wissen.
Wie sich herausstellte, war er zwischendurch getrampt, wurde von einem einbeinigen Irak-Veteranen auf dem Motorrad mitgenommen und hatte auch auf dem Rückweg durchaus interessante Begegnungen mit den Einheimischen. Ja, Hallo, deshalb sind wir doch hier, oder?
Auch Wäsche waschen ist immer eine beliebte Beschäftigung an Ruhetagen. Da sind wir erneut beim Thema, was in den USA alles anders ist als bei uns in Europa. Obwohl bisher das Wetter praktisch überall geradezu ideal zum Trocknen gewesen wäre, durfte man in allen Bundesstaaten, die wir inzwischen besucht haben, keine Wäscheleinen spannen und keine Kleidung draußen trocknen.
Ist einfach verboten! Schlichtweg nicht gestattet! Absolut nicht erlaubt! WARUM? Danach darf man nicht fragen, es gibt keine Erklärung.
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Bei 37 Grad im Schatten, leichtem Wind und strahlender Sonne waren wir gezwungen, unsere Wäschestücke in den Trockner zu werfen.
Was für eine sinnlose Energieverschwendung!
Man ist geneigt hinzuzufügen "Die spinnen, die Amerikaner!" aber wir sind ja zu Gast in diesem Land und wollen nicht negativ auffallen.
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Apropos negativ auffallen.....es gab schon auf zwei Campingplätzen Beschwerden über unsere Gruppe. Jedesmal kam der Platzchef und verwickelte Kathrin zunächst in ein längeres freundliches Gespräch, bis er irgendwann zum Punkt kam. Auch das geschah nur händeringend und es wurde versucht, den "Fall" möglichst blumig zu umschreiben. So sind sie, die Amerikaner! Immer höflich, immer bemüht, jeglicher Konfrontation aus dem Weg zu gehen. Jedes Mal hatten sich andere Campinggäste in der Rezeption beschwert über das Gebaren von
Teilnehmern unserer Gruppe. Im ersten Fall war es der Herr Reiseleiter persönlich, der mit einem Handtuch um die Hüften geschwungen zum Duschen ging und genauso zurück kam. Ja, das geht ja gleich gar nicht! Uns wurde mitgeteilt, daß man im prüden Amerika angezogen zum Sanitärgebäude geht und auch angezogen zurück kommt. Alles klar, haben wir kapiert. Machen wir jetzt so.
Im anderen Fall wand sich der Platzchef noch mehr, bis er uns zu verstehen gab, daß Werners zu knappe Badehose auf dem Campingplatz zur Erregung öffentlichen Ärgernisses beigetragen hätte.
Eine Dame wüßte gar nicht, wohin sie schauen solle, wenn sie an seinem Wohnmobil vorbei käme, wo der Ahnungslose bei großer Hitze unter seiner Markise saß und nicht gerade das neuste Modell an Badebekleidung trug.
Ja, so sind sie, die Amerikaner!
Daher trägt er jetzt sowohl oben als auch unten korrekte Konfektion, sogar zum jeweiligen Ort passend. Eine Deutschlandfahne hat er sich aber auch angeschafft, damit alle wissen, woher er stammt. Vielleicht wird dann auch das eine oder andere Auge zugedrückt.....
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In anderen Bereichen kann jeder wiederum machen, was er will. Man darf in den USA sein KFZ-Kennzeichen völlig frei gestalten.
Wir sind ja jetzt in Florida, dem "sunshine state" und in der Tat, die Sonne scheint gnadenlos und zuverlässig vom Himmel. Hier fahren mehr Motorräder und mehr Cabrios herum als im Norden der Ostküste. Jeder bastelt sich sein Kennzeichen selbst, vorne braucht man nicht einmal unbedingt eines und auch hinten sind die Fahrzeuge manchmal nackt......jedenfalls nackter als unser Werner....... Wenn der Kuga-Olaf, den wir mit diesem Foto herzlich grüßen, jetzt bei uns wäre, dann würde er sicherlich von solch einem Kennzeichen träumen....mit entsprechendem Fahrzeug natürlich!
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