Top of the world - Auf dem Gipfel der Welt...... .....so sollten wir uns heute fühlen. Dafür mußten wir allerdings eine gehörige Portion auf Gravel fahren. Es hieß "früh aufstehen", denn auf unserer heutigen Etappe erwarteten uns gleich drei Hindernisse: Der Yukon mußte überwunden werden, die US-Grenze mußte überschritten werden und die Schotterpiste mußte gemeistert werden. In der Summe kostete das alles Zeit. Vorgestern bei unserer Ankunft in Dawson City hatten wir bereits die Fähre in Augenschein genommen, um sicher zu sein, daß sie tatsächlich im Wasser ist. Vor einer Woche wurde der Fährbetrieb über den mächtigen Yukon nach der Winterpause wieder aufgenommen und der Top of the world Highway ist sogar erst seit drei Tagen befahrbar. Wieder einmal Glück gehabt! | Heute Morgen lag der Yukon noch in mystischem Licht, als wir uns auf den Weg nach Alaska machten. Abenteuerliche Zufahrt, oder? |
Trotzdem konnten wir mit der George Black Ferry den Yukon in wenigen Minuten auf die einzige Art und Weise überqueren, die sich im Umkreis von 550 Kilometern bietet. Im Winter, wenn dieser breite Fluß zugefroren ist, wird die Fähre eingestellt und erst Mitte Mai wieder zu Wasser gelassen. Wie gut, daß wir diese Reise nicht früher angetreten haben, denn aus Dawson City führt dann nur genau eine Straße hinaus - diejenige nämlich, die wir von Whitehorse gekommen waren. Ansonsten ist hier Sackgasse. So aber konnten wir am anderen Ufer den Top of the world Highway befahren, der ungeteert bis zur US-amerikanischen Grenze führt. Wir hatten nicht nur Glück, sondern großes Glück. Schon nach wenigen Kilometern trafen wir auf einen Grizzly, der im Unterholz nach Futter suchte. „Schau mir in die Augen, Kleines!“ Man hatte wirklich das Gefühl, auf dem Gipfel der Welt zu sein, als ob man auf einem Kamm durch die Bergwelt fährt. Grandiose Ausblicke boten sich zu allen Seiten. Die Stimmung wechselte minütlich. Mal kam die Sonne durch die Wolken, dann regnete es plötzlich, dann fuhr man durch baumlose Kargheit mit Schneeresten. Wie gut, daß wir so früh gestartet waren, denn uns kamen nur zwei Fahrzeuge auf über 100 Kilometern entgegen. So mußten wir keine Sorge haben, daß unsere Frontscheibe einen Steinschlag kassiert und der Staub blieb schön hinter uns zurück, wenn es gerade nicht regnete. Das lag daran, daß der kleine Grenzübergang "Poker Creek" von 21 - 9 Uhr geschlossen ist. Nach einer atemberaubenden Fahrt auf 1300 Metern Höhe kam irgendwann aus der Ferne die Grenze in Sicht. Als wir dort eintrafen, war der Schlagbaum noch nicht geöffnet, doch unser Navi stellte sich sofort und automatisch auf die Alaska Zeit um. Wir laufen jetzt ganze 10 Stunden hinter der Heimat her. Nach wenigen Minuten kam das Grenzpersonal und schon ging‘s los. | |
Ohne Schwierigkeiten überquerten wir alle mehr oder weniger miteinander die nördlichste Grenze Nordamerikas. Und dann hieß es: Welcome to ALASKA. Bei der Abfahrt aus 1300 Metern Höhe wurden wir auf US-Seite mit einer tiptop neuen Teerstraße verwöhnt. WOW! Allerdings nicht lange. Nach etwa 20 Kilometern war es schlagartig vorbei mit dem sanften Rollen. Dann muß der Teer ausgegangen sein. Der "Highway" wurde zu einer Erdstraße, die staubig, wellig, schmal, rüttelig und schüttelig und rundum pioniermäßig war. Dafür war die Landschaft wunderschön und das Ganze ein großes Abenteuer in dieser menschenleeren Gegend. Wie die alten Goldschürfer ratterten wir dahin, bis wir an die Stadtgrenzen von Chicken kamen. Ja, "chicken" bedeutet "Huhn", das weiß jeder. Aber daß es eine Stadt in Alaska gibt, die so heißt, das werden wir nun nie wieder vergessen. | |
Das statistische Bundesamt weist eine ständige Einwohnerzahl von 7 aus für diesen Ort. Im Sommer ist es ein beliebtes Zwischenziel auf dem Weg von Yukon nach Alaska und so findet man dort Cafés, Souvenirläden und eine Tankstelle. Und jede Menge Chicken......Ein schöner Zwischenstopp nach konzentriertem Fahren! Nach diesem abgelegenen Ort, der im Winter nur mit Schneemobilen und Hundeschlitten erreicht werden kann, wurde die Straße teilweise besser mit einer dünnen Teerdecke - dann trafen wir aber auch immer wieder auf staubige oder schlammige unbefestigte Abschnitte. So kann man sich ausmalen, wie unsere Wohnmobile in etwa aussahen, als wir auf dem Campingplatz in Tok ankamen. Willkommen in Alaska! Willkommen in Tok! Der Name dieser Kleinstadt bedeutet in der Indianersprache "Friedliche Kreuzung" und genau das ist sie bis heute. Kurz vor dem Erreichen der Stadt stieß nämlich unser größtenteils unbefestigter Taylor Highway wieder auf den Alaska Highway, der uns nun wie eine Autobahn vorkam. Der Ort wurde ursprünglich gegründet als Camp der Straßenarbeiter. Heute dient er uns als Camp nach dieser nicht ganz unanstrengenden Etappe. Die Hochdruck-Autowaschanlage auf dem Campingplatz wurde gleich bei Ankunft ausgiebig genutzt. VORHER - NACHHER!
Zum abendlichen Breefing kam die Sonne wieder hinter den Wolken hervor. Alle freuen sich nun auf diesen abgelegenen Bundesstaat der USA, in dem auf 1 Mio 717.000 Quadratkilometern gerade einmal 740.000 Menschen leben, also 0,4 Einwohner pro Quadratkilometer. Das ist nicht gerade viel, wenn man Deutschland mit 232 und die Schweiz mit 205 Einw./qkm als Vergleich hinzu zieht.
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