Getrennt und doch vereint
Da wir zwei Eisenbahn-Enthusiasten unter uns haben, ging die Gruppe heute getrennte Wege. Bert und Claudia hatten sich unbedingt vorgenommen, ein Stückchen mit der Transsib und der Baikalbahn zu fahren.....wenn sie schon mal hier sind.......und Sascha schaffte es wie immer, ihr Organisationstalent spielen zu lassen, um ihnen eine nette Rundreise zusammen zu stellen. Doch niemand ahnte, daß sich ihnen noch ein großer Teil der Gruppe anschließen würde.
So absolvierte das Reiseleiterteam mit dem Rest der Mannschaft das offizielle Programm und Claudia bekam den Auftrag, ein paar schöne Fotos von ihrem Alternativ-Ausflug für den Tagesbericht mitzubringen. Gesagt, getan!
Ludmilla, die bereits vor ein paar Tagen die Stadtführung in Irkutsk für alle kurzweilig gestaltet hatte, begleitete
uns heute ins Freilichtmuseum von Talzy. Zu dem Zeitpunkt als wir gegen 10 Uhr bei Traumwetter durch die großzügige Anlage mit den original sibirischen Holzhäusern schlenderten, saß die andere Hälfte der Reisegruppe bereits im Zug und ratterte gemächlich am Ufer des Baikalsees entlang. Die frühe Abfahrt um 6 Uhr hatte die Eisenbahnfreunde nicht abgeschreckt.
In Talzy sahen wir eine kleine Holzkirche, die Perle des gesamten Freilichtmuseums, denn sie ist
immerhin schon 330 Jahre alt.
Wenn wir ins Innere der historischen Häuser gelangen wollten, mußten wir hohe Schwellen überschreiten, die im eisigen sibirischen Winter der Wärmekonservierung dienten. Drei Kosaken überraschten uns dann mit ihren stimmungsvollen Liedern.
Ludmilla gelang es, uns die Umstände des harten Bauerndaseins so lebhaft zu schildern und an Einrichtungsgegenständen zu demonstrieren, daß wir alle begeistert und aufmerksam zuhörten. Es war wie in einem Film, was sich vor unserem geistigen Auge abspielte, so authentisch malte sie die Szenerie aus.
Da wir uns ganz in der Nähe der Republik Burjatien befinden, war auch eine hölzerne Jurte ausgestellt.
Unsere Sascha, die diesem Volksstamm angehört, bekam heimatliche Gefühle und freute sich jetzt
schon auf ihre baldige Heimkehr.
Auf dem Weg zum Badeort Listwjanka machten wir einen wunderbaren Fotostopp, um die Stelle zu sehen, an der der Baikalsee in den Fluß Angara fließt. Es ist der einzige Abfluß dieses riesigen Sees, der mit mehr als 31.000 Quadratkilometern größer ist als ganz Belgien.
Ganz in der Nähe befindet sich auch das Baikalmuseum, das uns mit wissenschaftlichen Exponaten, die aber sehr anschaulich sind, eine tiefere Einsicht in das größte Süßwasser-Reservoir der Erde gewährte.
Listwjanka bei schönstem Wetter an einem Sonntag - da tanzt der Bär! Allerdings war auffällig, daß die Badenixen größtenteils am Ufer blieben. 10 Grad Wassertemperatur lockte nicht wirklich zu einem Sprung in den See.
Wir schlenderten stattdessen lieber über den Fischmarkt, wo der Omul - ein nur im Baikalsee beheimateter Lachsfisch - geräuchert angeboten wurde.
Nach diesem lehrreichen Vormittag begab sich die Museums-Fraktion zufrieden zur Ruhe während unsere Bahnfahrer erst die halbe Strecke erlebt hatten. Joachim gelang es, die Verbindung aus Zug und See besonders schön im Foto festzuhalten. Danke dafür!
Claudia brachte am Abend wie versprochen ein paar Impressionen von unterwegs. Außer der Abenteuer-Osten-Reisegruppe waren noch ein paar hundert Chinesen mit an Bord. Mehrmals legte der Zug unterwegs einen Stopp ein, damit alle aussteigen und die Umgebung genießen konnten.
Besonders gut gefiel den Trainspottern das Entschleunigen bei 20 km/h, wenn vor dem Abteilfenster der mächtige Baikal im Morgenlicht seine wahre Größe zeigt.
Da die Züge sehr hohe Einstiege hatten, mußte das Personal bei jedem Zwischenhalt Leitern anlegen, damit die Passagiere aussteigen konnten. Bert, als Eisenbahn-Fan, erfüllte sich einen Traum: Einmal in Führerhaus der Transsib sitzen! Das hat doch was!
Wenn der Lokführer seine Trillerpfeife hören ließ, dann war klar, daß man nun tunlichst wieder einsteigen sollte. Der nächste Zug auf dieser Strecke würde nämlich erst zwei Tage später vorbeikommen........
Wie man sieht, hatten alle Tour-Teilnehmer heute einen ausgefüllten Tag. Am Abend versorgten die tadschikischen Köche uns auf dem Stellplatz noch einmal mit typisch russischem Essen wie Schaschlik und gefüllten Teigtaschen. Müde und satt ist eine gute Kombination!
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