Reisen ist ein guter Weg, Geld auszugeben und trotzdem reicher zu werden
Wir sind am 133. Tag dieses grandiosen Seidenstraßen-Abenteuers und unser Erinnerungs-Schatzkistchen ist bald randvoll. Die Tage in Turkmenistan gehören mit Sicherheit zu den wertvollsten Kostbarkeiten, mit denen wir nach Hause zurückkehren werden.
Besonders kostbar sind Dinge, die besonders schwer zu bekommen sind. Eine Genehmigung zur Einreise in dieses Land ist nicht für jedermann zu erhalten. Eine Einreise-Genehmigung fürs Reisemobil zu erwirken, ist eines der Kunststücke, die Kostya mit seinem Abenteuer-Osten-Team mit viel Aufwand meistert. Und so konnten wir hier in „Absurdistan“ einen weiteren Tag in der kuriosen Hauptstadt verbringen.
Bevor wir unserer geschätzten Leserschaft einige weitere Beispiele aus der Rubrik „Sehenswürdigkeiten in Ashgabat“ servieren möchten, reichen wir die Eindrücke vom sonntäglichen Bazar nach, die gestern einfach keinen Platz im Reisetagebuch mehr finden konnten.
Die Turkmenierinnen kleiden sich bunt und sind bildhübsch. Verheiratete Frauen tragen ein Kopftuch aber keinen Schleier - das erwartet uns morgen im Iran. Auf dem Bazar werden Kleiderstoffe in allen Farben verkauft.
Auch die Teppichhändler bieten ein orientalisch farbenfrohes Bild!
Wie man sich denken kann, haben wir die meiste Zeit auf dem Tiermarkt verbracht. Schafe, Ziegen, Rinder, Geflügel und sogar Kamele wechseln hier ihre Besitzer.
Die Verhandlungen werden auf dem Boden hockend von Männern geführt. Dann ein schneller Handschlag und schon wechselt ein Geldstapel von der einen in die andere Hand.
Ob es den Ziegenböcken gefällt oder nicht, fragt niemand. Schon ziehen die neuen Besitzer
mit den Viechern davon.
Am spannendsten war die Abteilung der Kamele und Dromedare. Diese Höckertiere stießen auch die lautesten Rufe aus, wenn sie mit dem Geschäft nicht einverstanden waren.
Zwei Neuerwerbungen sollten auf einen Kleinlaster verladen werden. Weder mit guten Worten noch mit Gewalt war das Leit-Tier zum Einsteigen zu bewegen. Schließlich kniete sich das Kamel auf seine Vorderläufe und setzte sich triumphierend vor der Ladefläche hin, bis der neue Besitzer den Versuch aufgab und die Leinen losließ.
In der Geflügel-Ecke suchten sich Hausfrauen die Zutaten für ein üppiges Abendessen zusammen. Häufig wurden mehrere Hühner nacheinander aus den Käfigen herausgeholt und prüfend begutachtet, bevor sich die Dame des Hauses für ein Exemplar entschied. Fleißige Lastenträger lieferten die Waren über den ganzen Markt zu den Parkplätzen. Auf unserem Foto scheint jemand Gemüse, Obst, Getränke und ein lebendes Schaf geordert zu haben. So läuft das Marktleben in Turkmenistan......
Diese quirlige Atmosphäre wollten wir Euch, liebe Leser in der Heimat, nicht vorenthalten. Vor allem weil wir gestern geschrieben hatten, daß wir uns fragen, wo die Bewohner sind, während wir die menschenleeren Plätze besuchen. Auf dem Bazar war definitiv eine ganze Menge Leben......
Heute nun wollten einige aus der Gruppe noch mehr sehen von der verrückten weißen Stadt. Andere nutzten den programmfreien Tag für Hausarbeit und die genaue Durchforstung des Reisemobils auf eventuell vergessen gegangene Alkoholbestände, die uns an der Grenze zum Iran Ärger bereiten könnten.
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Das Denkmal zur Erinnerung an das verheerende Erdbeben von 1948 ist eine beeindruckende Statue mit Stier, der eine zerborstene Weltkugel trägt, aus der ein goldenes Kind hervorkommt. Dieses Kind war zur Zeit des Erdbebens acht Jahre alt und wurde später der erste Präsident. Das heißt, der Personenkult des 2006 verstorbenen Regierungschefs bezieht sich sogar auf seine Kindheit.
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Auch auf dem Neutralitäts-Turm steht eine goldene Statue dieses Präsidenten mit wehender Fahne, die sich in 24 Stunden einmal um sich selbst dreht, damit der Chef immer zur Sonne blickt. Das Indoor-Riesenrad könnte ebenfalls ein Wahrzeichen Ashgabats werden. Skurril genug ist es jedenfalls!
Eines muß man den Turkmenen lassen: Ihre Frauen sehen in den farbenfrohen Gewändern mit ihren langen Zöpfen wunderschön aus. Reiseleiter Alex, der Schwerenöter, kam beim Einkaufen natürlich umgehend ins Gespräch mit drei Studentinnen in ihrer traditionellen Uniform. Schülerinnen tragen lange grüne Kleider, Studentinnen rote.
Auch sonst sind die Kleider bodenlang. Trotzdem scheinen die Frauen emanzipiert. Jedenfalls stehen ebenso viele Frauen wie Männer am Straßenrand, strecken ihren Arm aus und warten darauf, daß ein Privatwagen sie mitnimmt und zu ihrem Wunschziel befördert. Zu einem Preis, der etwa ein Viertel des Taxientgelts beträgt.
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Mit diesem Bild der Turkmeninnen auf den breiten Straßen der Wahnsinns-Stadt Ashgabat verabschieden wir uns aus Turkmenistan. Morgen wollen wir in den Iran einreisen. Fotografieren an Grenzübergängen ist strengstens verboten, Internetverbindung im neuen Land muß gesucht werden......wir sagen daher bis auf Weiteres „Auf Wiedersehen“ und „Salam“!
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